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03 - Auf Ehre und Gewissen

03 - Auf Ehre und Gewissen

Titel: 03 - Auf Ehre und Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Gedanke .«
    »Er hat Matthew nichts getan. Nein!« Emilia zog das Läppchen heraus, mit dem sie sich vorher die Arme gesäubert hatte, und wischte sich damit über das Gesicht, ohne daran zu denken, daß es mit dem Ammoniumtri-Iod verschmiert war. Als sie es wegzog, war ihre Haut fleckig gelb.
    »Was passierte, nachdem Sie und John sich wegen der Bilder ausgesprochen hatten?«
    Sie erzählte ihnen den Rest ohne Zögern. Sie war kurz nach Mitternacht in ihre Räume in Galatea zurückgekehrt. Die Fotos hatte sie bei John Corntel zurückgelassen, aber der Gedanke an die Gefahr, die sie für seinen persönlichen Ruf und seine Karriere darstellten, ließ ihr die ganze Nacht keine Ruhe. Am folgenden Abend war sie noch einmal zu John Corntel gegangen, um die Fotos zu holen. Sie hatte darauf bestanden, sie sofort zu vernichten.
    »Und er hat sie Ihnen ohne Protest gegeben?« fragte Lynley.
    »Sie können sich vielleicht vorstellen, wie sehr er sich geschämt hat. Ich sagte, ich würde sie für ihn vernichten, ich müßte sie für ihn vernichten. Und er war damit einverstanden.«
    »Wie lange waren Sie bei ihm?«
    »Zehn Minuten höchstens.«
    »Um welche Zeit war das?«
    »Am frühen Abend. Vielleicht gegen sieben. Genau kann ich es nicht sagen.«
    Lynley fragte, warum sie mit der Vernichtung der Fotos so lange gewartet habe, vom frühen Abend bis nach Mitternacht.
    »Ich wollte nicht gesehen werden«, erklärte sie.
    An dieser Stelle schaltete sich Barbara ein. »Warum haben Sie sie dann überhaupt zum Müllhaufen gebracht? Warum haben Sie sie nicht auf andere Weise beseitigt?«
    »Das wollte ich ursprünglich tun«, antwortete Emilia.
    »Aber wenn ich sie einfach weggeworfen hätte, dann hätte man sie vielleicht im Abfall gefunden. Und selbst wenn ich sie zerrissen hätte, wäre jemand, der die Fetzen gefunden hätte, bestimmt neugierig geworden. Mir war klar, daß ich sie verbrennen mußte. Aber ich konnte nicht riskieren, das im Haus zu tun, wo mich womöglich Cowfrey Pitt ertappt hätte. Oder eines der Mädchen. Darum trug ich sie schließlich zum Müllplatz hinaus. Ich dachte, das wäre der beste Ort, um sie loszuwerden.«
    »Aber warum haben Sie dann nicht gewartet, bis sie ganz verbrannt waren?« fragte Barbara.
    »Weil ich ein Auto kommen hörte - ich nehme an, es war einer der Kleinbusse. Ich wollte auf keinen Fall von Frank Orten gesehen und gefragt werden, was ich da verbrenne. Darum warf ich sie rasch auf den Abfallhaufen, zündete sie an und lief weg.«
    »Um welche Zeit war das?« fragte Lynley.
    »Ich weiß nicht genau. Es muß nach drei gewesen sein. Vielleicht Viertel nach? Ich weiß nicht.« Sie faltete das Läppchen zu einem winzigen Quadrat, glättete jedes Fältchen und machte sich dabei die Finger ganz gelb.
    »Es war mir so wichtig, nicht ertappt zu werden. Auch um meinetwillen, das gebe ich zu. Aber vor allem Johns wegen. Ich dachte, wenn ich nur dies eine für ihn tun könnte - wenn ich ihm so meine Liebe beweisen könnte. Ich lief davon, als ich den Wagen hörte. Ich glaubte, ich wäre davongekommen. Aber ich habe mich getäuscht, nicht wahr? Jemand hat mich gesehen. Sie sagten, es sei ein Schüler gewesen ...« Ihre Stimme verklang. Hastig hob sie die Augen. »Ein Schüler? Ein Schüler hatte den Kleinbus genommen?«
    Letzten Endes war sie nicht anders als Lockwood, dachte Lynley. War ein Schüler der Schuldige, so war John Corntel sicher. Matthew Whateley vergaßen sie alle in ihrer Eile, beschäftigt, die Schuld dorthin abzuwälzen, wo sie das eigene Leben am wenigsten berührte.

    Lynley und Barbara standen am Rand des Fußwegs zwischen dem naturwissenschaftlichen Gebäude und dem Haus Kalchas. Überall rundherum kamen die Schüler aus den Unterrichtsräumen und machten sich auf den Weg zum Mittagessen. Lynley bemerkte, wie sie vermieden, ihn und Havers anzusehen, wie ihre Gespräche versiegten, wenn sie an ihnen vorüberkamen.
    »Er könnte es gewesen sein«, meinte Barbara nachdenklich. Sie starrte zum Haus Erebos hinüber. »Wir wissen, daß nicht Frank Orten im Kleinbus saß. Er war in seinem Haus, nicht wahr?«
    »Wenn man ihm glauben kann«, antwortete Lynley.
    »Elaine Roly behauptete, er hätte in der Nacht seine Tochter ins Krankenhaus gebracht.«
    Barbara machte sich eine Notiz. »Ich werd das mal nachprüfen.« Sie kaute auf dem Ende ihres Bleistifts.
    »Wenn es Corntel getan hat, wäre er bestimmt so schlau gewesen, nicht seinen eigenen Wagen für den Transport nach Stoke Poges zu

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