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03 - Auf Ehre und Gewissen

03 - Auf Ehre und Gewissen

Titel: 03 - Auf Ehre und Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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benützen. Er hätte garantiert gewußt, daß immer belastende Spuren zurückbleiben. Braucht ja nur ein Fussel zu sein - oder ein Haar. Irgendwas. Also wird er sich aus dem Pförtnerbüro die Wagenschlüssel genommen haben und mit dem Bus gefahren sein und danach dafür gesorgt haben, daß keine Fingerabdrücke von ihm zurückgeblieben waren.«
    Lynley konnte nicht leugnen, daß das sehr plausibel klang.
    »Wir haben, soweit ich sehen kann, zwei klare Motive. Clive Pritchard hat eines.«
    »Und John Corntel das andere?«
    Lynley nickte. »Wir kommen an den Fotografien nicht vorbei.«
    »Ein bißchen Ringelpiez mit Matthew und hoppla, schon ist er tot?« fragte Barbara roh.
    »Vielleicht ein Unfall.«
    »Die Schlinge ein bißchen zu eng? Der Strom ein bißchen zu stark?«
    Lynley wurde übel bei diesen Bildern. Er schüttelte den Ekel ab und holte seine Wagenschlüssel aus der Tasche. »Fahren Sie nach Cissbury, Sergeant.« Er reichte Barbara die Schlüssel. »Sehen Sie, ob jemand Clive Pritchards Geschichte bestätigen kann.«
    »Und Sie, Inspector?« fragte sie.
    »Ich spreche mit John Corntel.«

    Gerade als Lynley um die Kapelle herum kam, hielt ein Wagen der Polizei von Horsham auf dem Parkplatz. Drei Männer von der Spurensicherung stiegen aus, mit Taschen und Geräten gerüstet. Alan Lockwood kam gleichzeitig mit Lynley beim Wagen an.
    Der Arbeitsplan war einfach. Zunächst würde sich das Team die Mansarde über dem Trockenraum in Kalchas vornehmen, danach die Minibusse der Schule aufs genaueste untersuchen. Lockwood erbot sich, ihnen den Weg zu zeigen.
    Nachdem die kleine Gruppe in Richtung Kalchas davongegangen war, betrat Lynley wieder das Hauptgebäude der Schule, überquerte den Vorplatz und gelangte in den Innenhof. Er ging am Standbild Heinrichs VII. vorüber, dessen steinerne Züge selbstzufrieden von Sieg sprachen, der auf Kosten von Verrat errungen worden war. Der Gedanke an diesen Sieg und die Akte des Verrates, die ihn ermöglicht hatten, veranlaßten Lynley, einen Moment innezuhalten und über seine frühere Verbindung mit John Corntel nachzudenken. Die Tradition verlangte Loyalität von ihm, während auf Verrat unweigerlich Reue folgen würde. War nicht das die Lektion, die die Männer gelernt hatten, die ihren gesalbten König auf dem Schlachtfeld verraten hatten? Ihr Gewinn war eine flüchtige Bagatelle gewesen. Ihr Verlust unendlich.
    Lynley betrachtete sein gegenwärtiges Dilemma mit einem gewissen Maß spöttischer Erheiterung. Wie einfach war es, von einem Achtzehnjährigen wie Chas Quilter zu erwarten und zu verlangen, die Fesseln der Konvention abzuwerfen und Anklage gegen einen Mitschüler zu erheben. Drehte man aber den Spieß um, dann sah man, wie schwierig es war, von sich selbst dieses gleiche Maß moralischer Aufrichtigkeit zu verlangen.

    Lynley wußte nicht, wie er das Gespräch mit seinem alten Schulkameraden beginnen sollte, wie er ihn auf eine zweifellos krankhafte Neigung ansprechen sollte, für die er kein Verständnis aufbringen konnte, die nur Abscheu bei ihm auslöste. Eine taktvolle Einleitung schien es nicht zu geben.
    Als er sich resigniert vom Fenster abwandte, fiel sein Blick auf die Tafel, die mit einer Reihe von Sprichworten beschrieben war. »Ironischer Bezug auf Mitleid und Erbarmen«; »Tochter gegen Geld«; »Preis der Feindschaft«; »realistische Gründe zur Klage«; »Wiederholung der Blutmetaphern«. Oben an die Tafel hatte Corntel geschrieben: »Die Bosheit, die ihr mich lehrt, die will ich ausüben ...«
    » Kaufmann von Venedig?« fragte Lynley.
    »Ja.« Corntel, der bisher an der Tür gestanden hatte, trat ins Zimmer hinein. Die Bänke waren hufeisenförmig angeordnet, und er blieb neben einer von ihnen stehen, als warte er auf die Erlaubnis, sich zu setzen. »Ich hatte immer eine Vorliebe für das Stück. Die köstliche Heuchelei Portias. Wie sie so beredt von Erbarmen spricht und selbst keines kennt.«
    Es war der Einstieg, den Lynley brauchte. »Ist das vielleicht auch ein Motiv in deinem Leben?« Er ging zu Corntel und gab ihm den Umschlag.
    Offensichtlich um Leichtigkeit bemüht, fragte Corntel: »Was ist das, Tommy?«
    »Mach es auf.«
    Corntel setzte zum Sprechen an, während er den Umschlag öffnete, aber was immer er hatte sagen wollen, wurde zu nichts, als er die Fotografien sah. Wie vorher Emilia Bond, zog er sich einen Stuhl heraus. Aber im Gegensatz zu ihr versuchte er keine Ausflüchte.
    Er wirkte völlig demoralisiert. »Sie hat sie dir

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