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03 - Auf Ehre und Gewissen

03 - Auf Ehre und Gewissen

Titel: 03 - Auf Ehre und Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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wollten und sich weigerten, den Vater des Kindes zu nennen. Darum mußten Sie hierher kommen. Zu einer Pflegefamilie.«
    »Sissy, Liebes ...« Norma Streader wollte das Mädchen in den Arm nehmen, aber Cecilia wich zurück.
    »Sie haben keine Ahnung«, sagte sie zu Lynley. »Und selbst wenn Sie eine hätten - ich habe kein Verbrechen begangen. Ich habe überhaupt nichts getan. Und Chas ebensowenig.«
    »Ein dreizehnjähriger Junge ist ermordet worden, Cecilia. Eine Frau liegt mit einem Schädelbruch im Krankenhaus. Das Leben mehrerer Menschen ist ruiniert. Was soll noch alles geopfert werden zum Schutz von Chas Quilters Zukunft?«
    »Er hat nichts getan. Ich habe nichts getan. Wir ...«
    »Das stimmt beinahe«, sagte Lynley. »Aber am Freitag abend haben Sie den Kopf verloren - war da Ihr Kind schon geboren, Cecilia? Sie haben Chas in der Schule angerufen. Mehrmals. Sie brauchten ihn, nicht wahr? Weil die Zukunft in Frage gestellt war. Weil Ihre gemeinsamen Pläne bedroht waren.«
    »Nein!«
    »Aus dem Happy-End, das Ihnen vorschwebte, war durch Umstände, mit denen Sie nicht gerechnet hatten, ein schreckliches Ende geworden. Sie waren bereit gewesen, zu seinem Schutz die Schule zu verlassen, die Schwangerschaft ohne ihn durchzustehen, das Kind zu bekommen und seinen Ruf auf Kosten Ihres eigenen zu schützen. Vielleicht konnten Sie sich dabei sogar ein wenig edel fühlen. Aber als Sie das Kind sahen, wurde mit einem Schlag alles anders, nicht wahr? Auf das Apert'sche Syndrom waren Sie nicht vorbereitet.« Lynley schlug das medizinische Buch auf, hielt Cecilia die Fotografie des Säuglings hin. »Auf den spitzen, hohen Schädel. Die mißgebildeten Augen. Die verwachsenen Finger. Die verwachsenen Zehen. Die Möglichkeit eines geistigen -«
    »Hören Sie auf!« schrie Cecilia.
    »Nur mit einer Unzahl von plastischen Operationen könnte man so einem Kind wenigstens ein normales Aussehen geben. Ironie des Schicksals, daß ausgerechnet Chas Quilters Vater der beste Plastische Chirurg weit und breit ist.«
    »Nein!« Cecilia packte das Buch und schleuderte es durch das Zimmer.
    Lynley ließ nicht locker. »Machte Chas einen Rückzieher, Cecilia? Als er von der Krankheit des Kindes hörte, wollte er da die Beziehung beenden?«
    »Nein! So ist er nicht. Sie kennen ihn ja überhaupt nicht. Er liebt mich.«
    »Für mich ist das schwer vorstellbar. Er ließ zu, daß Sie die Schule verlassen. Er ließ zu, daß Sie auf Ihre Ausbildung verzichteten. Er ließ Sie allein, als Sie schwanger waren ...«
    »Er war hier! Er kam. Er sagte, er würde kommen, und er kam auch. Weil er mich liebt. Er liebt mich.« Sie begann zu weinen.
    »Er war zur Geburt hier?«
    Cecilia schluchzte, eine Faust auf den Mund gedrückt, die Hand unter dem Ellbogen, als hielt sie das Köpfchen eines Kindes.
    »Er war Dienstag abend hier, Inspector«, sagte Norma Streader.
    »Nein!« schrie Cecilia.
    Norma Streaders Gesicht war voller Mitgefühl. »Sissy. Ich muß ihnen die Wahrheit sagen.«
    »Das darfst du nicht. Du hast es versprochen.«
    »Solange es nur dich und Chas betraf, ja. Aber wenn jemand ums Leben gekommen ist. Wenn ein Mord geschehen ist ...«
    »Du darfst nicht!«
    Lynley wartete darauf, daß Norma Streader fortfahren würde. Die Worte »Dienstag abend« dröhnten ihm in den Ohren. Am Dienstag abend war Matthew Whateley bei den Bonnamys gewesen. Jean hatte ihn erst spät zur Schule zurückgebracht. Das Scheinwerferlicht eines Kleinbusses war auf ihn gefallen, als er ihr zum Abschied gewinkt hatte. Jean Bonnamy hatte den Bus gesehen. Und der Fahrer muß Matthew gesehen haben. Es muß der Schüler gewesen sein, von dem Matthew in seinem Brief an Jean Bonnamy geschrieben hatte.
    »Er kam am Dienstag abend«, fuhr Norma Streader fort. »Sissy war schon in Slough im Krankenhaus. Er kam ins Krankenhaus, aber wir wußten, daß es noch Stunden dauern würde, bis das Kind kommt. Wir drängten ihn, ins Internat zurückzufahren. Es war gefährlich genug für ihn, daß er sich ohne Erlaubnis entfernt hatte. Und mit jeder Minute, die er länger blieb, wurde es gefährlicher. Besonders, wo er doch einfach einen der Kleinbusse von der Schule genommen hatte.«
    Lynley hatte es geahnt. Er sah jetzt den Ablauf klar vor sich. Alles hatte wunderbar geklappt, bis Chas den entwendeten Bus zurückgebracht hatte. Da war er von Matthew Whateley gesehen worden. Ausgerechnet dieser Junge mußte es sein, der ihm bereits bewiesen hatte, daß er keine Angst hatte, etwas zu

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