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03 - Auf Ehre und Gewissen

03 - Auf Ehre und Gewissen

Titel: 03 - Auf Ehre und Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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teilgenommen oder aber sie hatte ihr Kind Ihnen überlassen, dem Mann, der vor dem Gesetz sein Vater war.«
    Byrne nickte bestätigend. »Sie bediente sich Eddies, um sich an mir zu rächen. Unsere Ehe war schon mehr als wacklig, als er zu uns kam. Als Brian kam - im Grund auch nur ein Mittel, um die Ehe zu retten -, war es praktisch vorbei, jedenfalls von meiner Seite. Sie war eine oberflächliche Person. Ich gab ihr das deutlich zu verstehen.«
    Lynley konnte sich vorstellen, wie Giles Byrne seiner Frau seine Ernüchterung beigebracht hatte; zweifellos ohne jede Rücksicht auf ihre Gefühle, ohne ihren Stolz zu schonen. Byrnes nächste Worte bestätigten seine Vermutung.
    »Sie war mir geistig nicht gewachsen, Inspector, und hatte meinem Spott nichts entgegenzusetzen. Aber sie wußte, wie sehr ich Edward Hsu liebte, darum benützte sie ihn, um mich zu treffen. Edward zu verführen, diente gleich zwei Zwecken. Sie konnte mich damit strafen und gleichzeitig sich selbst beweisen, daß sie noch begehrenswert war. Ich hatte sie im Arbeitszimmer überrascht - meine Frau und Eddie. Es gab einen fürchterlichen Krach. Brian - er war noch nicht einmal fünf Jahre alt - kam dazu.« Byrne schien das Spiel von Licht und Schatten auf dem traurigen Gesicht des steinernen Engels auf dem Altar zu beobachten. »Ich sehe ihn noch vor mir. Er stand in der Tür, im Arm irgendein Stofftier, und nahm alles mit großen Augen auf. Seine Mutter splitternackt, ohne auch nur daran zu denken, sich etwas überzuziehen. Sein Vater weißglühend vor Wut, brüllend und fluchend. Und Edward zusammengekauert auf dem Sofa, wo er sich am liebsten hinter den Kissen versteckt hätte. Er weinte. O Gott, dieses schreckliche Weinen.«
    »Und wie lange danach nahm er sich das Leben?«
    »Keine Woche später. Er verließ unser Haus noch am selben Abend und kehrte in die Schule zurück. Ich habe immer wieder versucht, mit ihm zu sprechen, ihm zu erklären, daß das alles nicht seine Schuld war. Aber er war überzeugt, unsere Freundschaft verraten zu haben. Die Tatsache, daß meine Frau es bewußt darauf angelegt hatte, ihn zu verführen, konnte er als Entschuldigung nicht gelten lassen. Und darum brachte er sich um. Weil er wußte, daß ich ihn liebte. Weil er seinen Freund und Mentor verraten zu haben glaubte, indem er sich mit dessen Frau eingelassen hatte.«
    »Dann hat er von der Schwangerschaft nichts gewußt?« »Nein.«
    »Und Brian wußte nichts von alledem?«
    »Nein. Er hat es nie erfahren. Er hat die Szene im Arbeitszimmer miterlebt, aber er verstand ihre Bedeutung nicht. Und Matthew ist er nie begegnet.«
    »Bis Matthew nach Bredgar Chambers kam.«
    »Ja.« Byrne sah sich in der Kapelle um. Am Fuß des steinernen Engels erlosch flackernd eine Kerze. Der Geruch des verbrannten Dochts wehte herüber.
    »Ich hielt es nur für recht, Matthew auf die Schule zu schicken, die sein Vater besucht hatte. Genauso wie ich es bei Brian tat. Wie es in so vielen Familien üblich ist. Eine Generation von Vätern nach der anderen glaubt, sie könne den Söhnen etwas mitgeben, was diese zu den Menschen bilden wird, die zu werden sie selbst nie geschafft haben.«

22
    Es regnete nur noch leicht, als Lynley vor dem Osttor von Bredgar Chambers in seinen Wagen stieg. Vor ihnen glitt die Limousine der Kriminalpolizei von Horsham unter den alten Bäumen hindurch und verschwand hinter einer Biegung der Auffahrt. Abgesehen von einigen Lampen war das Schulgelände dunkel, wie ausgestorben. Wenn ein Aufsichtslehrer die Runde machte, um darauf zu achten, daß alles seine Ordnung hatte, so zeigte er sich nicht.
    Barbara Havers, die hinten saß, gähnte. »Ich kann verstehen, wie Brian es schaffte, Matthew vom Haus Kalchas zum Chemiesaal zu bringen«, sagte sie. »Der arme Kerl glaubte wahrscheinlich, er würde mitten in der Nacht von seinem eigenen Aufsichtsschüler gerettet. Er ist bestimmt brav mitgegangen, auch wenn Brian ihm vielleicht den Knebel und die Fesseln an den Händen nicht abgenommen hatte. Und als er merkte, daß der vermeintliche Retter ihn in die falsche Richtung führte - zum naturwissenschaftlichen Gebäude und nicht zum Haus Erebos -, machte Brian wahrscheinlich kurzen Prozeß und fesselte ihm die Füße wieder und trug ihn in den Chemiesaal.
    Was ich nicht verstehe, ist, wie Brian es schaffte, die Leiche vom Chemiesaal wieder ins Haus Kalchas zu bringen und von da zum Kleinbus, ohne von einer Menschenseele gesehen zu werden.«
    »Es war niemand da, der

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