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03 - Auf Ehre und Gewissen

03 - Auf Ehre und Gewissen

Titel: 03 - Auf Ehre und Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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beschäftigt.
    »Du bist aber früh auf den Beinen«, begrüßte er den Freund.
    Lynleys Blick schweifte durch den ganzen Raum und blieb an der Wanduhr haften. »Havers ist noch nicht hier?« fragte er. »Ist eigentlich gar nicht ihre Art, sich zu verspäten.«
    »Wieso? Was gibt's denn, Tommy?«
    »Einen neuen Fall. Ich muß mit Deb sprechen. Wegen gestern abend. Und mit dir auch, falls du die Leiche gesehen haben solltest.«
    Deborah war klar, daß sie sich nicht länger entziehen konnte. Sie kam aus der Dunkelkammer. Sie wußte, wie schlecht sie aussah, grau und leblos. Auf Lynleys blitzartige Einschätzung der Lage war sie dennoch nicht gefaßt. Er sah sie an, sah Simon an und kehrte zu ihr zurück. Er setzte zum Sprechen an, brach ab. Sie lenkte hastig ab, indem sie auf ihn zuging und ihn wie immer mit einem leichten Kuß auf die Wange begrüßte.
    »Hallo, Tommy.« Sie lächelte. »Schau mich nur an, wie gräßlich ich aussehe. Kaum finde ich eine Leiche, schon geh ich total aus dem Leim. Ich glaube, in deinem Beruf könnte ich es nicht einen Tag aushalten.«
    Er akzeptierte die Lüge, obwohl seine Augen ihr sagten, daß er ihr nicht glaubte. Er wußte ja, daß sie keine zwei Wochen, ehe sie auf ihre Reise gegangen war, im Krankenhaus gelegen hatte. »Man hat mir die Leitung der Ermittlungen übertragen«, erklärte er. »Würdest du mir erzählen, wie das gestern abend war, als du den Jungen fandest?«
    Sie setzten sich alle drei auf hohe Hocker an einen der Labortische. Deborah berichtete, was sie schon am vergangenen Abend der Polizei berichtet hatte: wie sie ihre Aufnahmen gemacht hatte, danach in die Kirche gegangen war, die zankenden Eichhörnchen beobachtete und schließlich den toten kleinen Jungen gefunden hatte.
    »Und auf dem Friedhof hast du nichts Ungewöhnliches bemerkt?« fragte Lynley. »Es könnte auch etwas sein, das auf den ersten Blick mit dieser Sache überhaupt nichts zu tun hat.«
    Der Vogel. Natürlich, der Vogel. Es erschien ihr albern, ihm davon zu erzählen, ganz zu schweigen von ihrer Angst, daß ihre Emotionen sie wieder überwältigen würden wie gestern.
    Aber Lynley mit seiner Begabung, in den Gesichtern der Menschen zu lesen, sah es ihr an. »Erzähl«, sagte er nur.
    Deborah warf einen Blick auf Simon. Er beobachtete sie ernst.
    »Es ist albern, Tommy.« Sie bemühte sich um einen leichten Ton, aber der Versuch gelang schlecht. »Es war nur ein toter Vogel.«
    »Was für ein Vogel?«
    »Das war nicht mehr zu erkennen. Der Kopf - er hatte keinen Kopf mehr. Und die Krallen waren ausgerissen. Überall lagen Federn verstreut. Das arme kleine Tier tat mir leid. Ich hätte es begraben sollen.« Die Emotionen vom Vortag stiegen wieder auf, und sie verachtete sich dafür, daß sie nicht fähig war, sie zu beherrschen. »Der Brustkorb war ganz blutig und die Rippen gebrochen und - ich glaube nicht, daß er von einem größeren Tier erlegt wurde, das auf Jagd nach Beute war. Es sah aus, als wäre er zum Scherz getötet worden. Kannst du dir das vorstellen - zum Scherz? Und - ach, das ist doch lächerlich. Es war wahrscheinlich ganz anders. Eine Katze vielleicht, die mit dem Vogel gespielt hat, wie das so Katzenart ist. Er lag gleich hinter dem zweiten Friedhofstor, als ich hereinkam -« Sie hielt inne, als ihr etwas einfiel, woran sie bis zu diesem Moment nicht mehr gedacht hatte.
    »Du hast noch etwas bemerkt?«
    Sie nickte. »Die Polizei von Slough hat es dir sicher schon gesagt, denn es war ja nicht zu übersehen. Innen am Pfosten des zweiten Tors ist eine Lampe. Sie war zerschlagen oder zerbrochen. Ich nehme an, es war erst kurz vorher passiert, denn es lagen noch Glasscherben herum.«
    »Das ist der Weg, auf dem der Mörder die Leiche auf den Friedhof gebracht hat«, sagte Lynley.
    »Er fährt auf den Parkplatz, schlägt die Lampe kaputt, trägt die Leiche zur Mauer und wirft sie dort unter die Bäume«, zählte Simon auf.
    »Aber wozu machte er sich soviel Mühe?« fragte Deborah. »Und warum wählte er ausgerechnet diesen Ort?«
    »Es ist die Frage, ob er die Wahl hatte.«
    »Aber was denn sonst? Die Kirche steht praktisch völlig allein in der Landschaft. Am Ende eines kleinen Sträßchens, das von der Landschaft abzweigt. Zufällig stößt man wohl kaum auf diesen Weg.«
    »Wenn der Junge aus der Gegend war, dann kann auch der Mörder gut ein Mann aus der Gegend sein«, meinte Simon. »Und dann hätte er die Kirche gekannt.«
    Lynley schüttelte den Kopf. »Der Junge war aus

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