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03 - Auf Ehre und Gewissen

03 - Auf Ehre und Gewissen

Titel: 03 - Auf Ehre und Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Zahl 3. Auch unter dem Kragen des Pullovers war eine 3. Eine andere Hose war mit der Zahl 7 gekennzeichnet.
    »Anziehen nach Zahlen, damit er's auch ja richtig macht?« fragte Havers verächtlich. »Da wird mir echt schlecht, Sir. Puff-puff-Bähnchen an der Wand und Mamis Garderobevorschriften in den Kleidern!«
    »Aber es sagt uns etwas, nicht wahr?«
    »Es sagt mir, daß Matthew Whateley wahrscheinlich kurz vorm Ersticken war. Vorausgesetzt, er hat's überhaupt gemerkt. Wollten das eigentlich seine Eltern, daß er hier auf diese Schule geht, Inspector?«
    »Es scheint so, ja.«
    »Und da sollte der kleine Mattie natürlich mit den Goldbubis hier mithalten können. Ja keine Fehler, sonst klappt der Aufstieg nicht. Drum mußten seine Kleider fein numeriert werden, damit er keine Patzer machte. Kein Wunder, daß er abgehauen ist.«
    Lynley sagte nichts, aber er blieb nachdenklich. Er ordnete die Sachen wieder ein und bat Chas Quilter festzustellen, ob alles, was an Garderobe in der Schule zugelassen war, sich in Matthew Whateleys Schrank befand. Chas trat zum Schrank, sah alles durch und erklärte, abgesehen von der Schuluniform sei alles da. Lynley schloß Schrank und Schubkästen und wandte sich dann dem Jungen zu.
    »Es gibt hier keinen Arbeitsplatz. Ist im Haus ein Studierzimmer, wo die Jungen lernen?«
    Chas nickte. Er schien sich unbehaglich zu fühlen und als Vertreter der Schule vielleicht gedrängt, für den chaotischen Zustand, in dem sie das Zimmer vorgefunden hatten, ungefragt Entschuldigungen vorzubringen.
    »Das Studierzimmer ist ganz hinten, am Ende des Korridors, Sir, wenn Sie es sich anschauen möchten. In jedem Haus wohnen mindestens drei bis fünf Schüler der Oberstufe, die inzwischen eigentlich gelernt haben müßten, was Ordnung heißt, und die Jüngeren dazu anhalten sollten, die Regeln zu beachten. Der Hausälteste jedes Hauses hat dafür zu sorgen, daß die Großen, die ihm unterstellt sind, in den Zimmern nach dem Rechten sehen. Auch im Studierzimmer.« Er lächelte ziemlich trübe, sagte aber nur: »Weiß der Himmel, was wir da vorfinden werden.«
    »Hört sich an, als sei das System in Erebos etwas aus den Fugen geraten«, bemerkte Lynley, während er mit Havers an Chas Quilters Seite durch den Flur ging. Für ihn gab es aufgrund der Auskünfte, die Chas ihnen gerade gegeben hatte, nur eine mögliche Schlußfolgerung. Gewiß waren die Großen verantwortlich dafür, daß die Kleinen Ordnung hielten. Gewiß war der jeweilige Aufsichtsschüler verantwortlich dafür, daß die Großen dieser Aufgabe nachkamen. Aber für den reibungslosen Ablauf insgesamt war der Schulpräfekt Chas Quilter selbst verantwortlich. Und wenn der Ablauf nicht klappte, war anzunehmen, daß Chas Quilter selbst der Kern des Problems war.
    Chas öffnete eine Tür. »Hier machen die Sextaner von Erebos ihre Aufgaben«, sagte er. »Jeder hat seinen eigenen Arbeitsplatz - seinen eigenen Stall, wie wir hier sagen.«
    Das Studierzimmer sah nicht viel ordentlicher aus als der Schlafraum, den sie gesehen hatten, und konnte, genau wie unten der Vorsaal, sein Alter nicht leugnen. Merkwürdige Gerüche hingen in der Luft, die von den verschiedensten Dingen herrühren konnten: von vergessenen Essensresten, die zu schimmeln begonnen hatten; einem offen stehengelassenen Leimtopf vielleicht; hastig abgelegten Kleidungsstücken, die dringend eine Wäsche brauchten. Der Holzfußboden, auf dem kein Teppich lag, war mit Tinten- und Fettflecken übersät. Dunkles Fichtenholz bedeckte die Wände, und wo keine Poster hingen, war es zerstochen, verschrammt und zerkratzt. Genau wie die Arbeitspulte, die an den vier Wänden des Raums aufgereiht waren.
    Sie sahen aus wie hochlehnige Kirchenstühle mit ungepolsterten Holzsitzen von etwa einem Meter Länge. Vor dem Sitz war die Schreibplatte mit einer breiten Schublade darunter. Oben waren zwei schmale Borde für Schulbücher angebracht. Jeder Arbeitsplatz trug den persönlichen Stempel seines Benutzers. Postkarten, Fotografien und Aufkleber zierten sämtliche verfügbaren Flächen, und wo ein früherer Besitzer sich allzu hartnäckig verewigt hatte, hatte der Nachfolger diese Zeugnisse der Vergangenheit einfach abgerissen, ohne Rücksicht auf zurückbleibende Leim- und Papierreste.
    Matthew Whateley hatte seinen Arbeitsplatz, genau wie seine Zelle im Schlafraum, ganz anders hergerichtet als die übrigen Jungen ihre »Ställe«. Keine poppigen Poster, keine Filmstars, keine verführerischen jungen

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