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03 - Auf Ehre und Gewissen

03 - Auf Ehre und Gewissen

Titel: 03 - Auf Ehre und Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Leiter des Fremdsprachenbereichs. Pitt sah an diesem Morgen besonders ungepflegt aus. In seinem dünnen Haar tummelten sich die Schuppen. Das kantige Gesicht war schlecht rasiert, und er hatte sich nicht die Mühe gemacht, das Haar, das ihm wie ein Unkraut aus dem rechten Nasenloch wuchs, abzuschneiden. Ein Ärmel seiner Robe hatte neben der Naht einen Riß, der graue Anzug darunter hatte alte Kreideflecken.
    »Wie bitte?« Corntel tat Milch und Zucker in seinen Kaffee.
    Pitt neigte sich ihm näher zu, sprach mit vertraulich gesenkter Stimme, als teilten sie ein Geheimnis. »Ich fragte, ob Sie alte Schulden eintreiben. Dieser Mensch von Scotland Yard ist doch ein alter Schulkamerad von Ihnen, stimmt's?«
    Corntel trat einen Schritt zurück und richtete seine Aufmerksamkeit demonstrativ auf die Platte mit dem Rührei, als hätte er die Absicht, sich etwas davon zu nehmen. »Wie schnell sich die Dinge herumsprechen«, sagte er nur.
    »Sie sind doch gestern nach London abgedampft. Ich hab mich erkundigt, warum. Aber Ihr Geheimnis ist bei mir sicher aufgehoben.« Pitt nahm sich eine Scheibe Toast und biß erst einmal davon ab. Dann lehnte er sich an den Tisch und sah den Kollegen lächelnd an.
    »Sicher aufgehoben bei Ihnen?« versetzte Corntel.
    »Ich verstehe nicht ganz.«
    »Na hören Sie mal, John. Vor mir brauchen Sie doch nicht die verdutzte Unschuld zu spielen. Sie waren für den Jungen verantwortlich, oder vielleicht nicht?«
    »Genauso wie Sie für die Mädchen in Galatea verantwortlich sind«, erwiderte Corntel. »Aber Sie sind ja wohl schnell dabei, sich von Schuld freizusprechen, wenn eine von ihnen Dummheiten macht, wie?«
    Pitt lächelte immer noch. »Aha, die Katze zeigt ihre Krallen.«
    Er wischte sich die Finger an seiner Robe ab, nahm sich noch eine Scheibe Toast und einen Streifen Schinkenspeck dazu. Sein Blick glitt gierig zu den Eiern.
    Corntel, der das bemerkte, spürte trotz seiner Abneigung gegen den Deutschlehrer flüchtiges, unerwünschtes Mitleid. Er wußte, daß Pitt um keinen Preis je zu Beginn der Frühstückszeit ins Lehrerzimmer gekommen wäre, wenn die Speisen noch heiß waren. Das wäre ja ein offenes Eingeständnis gewesen, daß sein Familienleben in der Privatwohnung im Haus Galatea so unerfreulich war, daß er dort nicht einmal mehr frühstücken wollte. Allein aus Stolz schon konnte Pitt das ebensowenig zugeben wie die Tatsache, daß seine Frau jetzt noch schnarchend im Bett lag und wie jede Woche ihren Sonntagabendrausch ausschlief.
    Doch Corntels Mitleid legte sich sofort wieder, als Pitt zu sprechen fortfuhr. »Tja, das wird's ja dann wohl für Sie gewesen sein, hm, John? Sie haben selbstverständlich meine uneingeschränkte Teilnahme, aber, lieber Gott, haben Sie denn gar nicht daran gedacht, bei den Morants nachzufragen, ob alle sechs Jungen tatsächlich mit ihnen ins Wochenende gefahren sind? Das gehört doch zur Routine. Jedenfalls bei mir.«
    »Ich dachte nicht ...«
    »Und warum haben Sie nicht auf der Krankenstation nachgefragt? Da wird einer Ihrer Jungen krank, und es fällt Ihnen nicht mal ein, auf einen Sprung bei ihm vorbeizuschauen und ihm die Hand auf die heiße Stirn zu legen? Oder« - Pitt lächelte noch breiter - »war Ihre Hand vielleicht gerade anderweitig beschäftigt?«
    Rasch aufflammender Zorn zerstörte Corntels gezwungene Ruhe. »Sie wissen genau, daß ich von der Krankenstation keine Mitteilung bekommen hatte. Aber Sie hatten eine! Was taten Sie denn, als Sie am letzten Freitag Matthew Whateleys Befreiung in Ihrem Fach fanden? Sie haben doch das Hockeyspiel am Nachmittag geleitet. Sind Sie rübergelaufen und haben mal nach ihm gesehen, Cowfrey? Oder haben Sie sich einfach mit der Befreiung zufriedengegeben und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen?«
    Pitt kehrte seine Überlegenheit heraus. »Also John, müssen Sie das jetzt auf mich abwälzen?« Seine graugrünen Reptilienaugen glitten von Corntel weg, um rasch taxierend durch das Zimmer zu schweifen. Es war niemand da, dennoch senkte er wiederum verschwörerisch die Stimme. »Wir wissen doch, wer für Matthew verantwortlich war, nicht wahr, John? Sie können die Polizei darauf hinweisen, daß ich in meinem Fach eine Befreiung fand und nichts unternahm, um ihre Richtigkeit zu überprüfen. Bitte, tun Sie das ruhig. Ich denke nicht, daß das ein Verbrechen ist. Sie vielleicht?«
    »Wollen Sie etwa unterstellen -«
    Pitt, der über Corntels Schulter blickte, lächelte plötzlich beflissen. »Ah, Mr.

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