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03 - Auf Ehre und Gewissen

03 - Auf Ehre und Gewissen

Titel: 03 - Auf Ehre und Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Lockwood. Guten Morgen«, sagte er.
    Corntel drehte sich um und sah, daß Alan Lockwood ihren Wortwechsel von der Tür aus beobachtet hatte. Er maß beide Lehrer von Kopf bis Fuß, ehe er mit wallender Robe durch das Zimmer kam.
    »Kümmern Sie sich um Ihr Aussehen, Mr. Pitt«, sagte er und zog einen Stundenplan aus seiner Jackentasche.
    »Sie haben« - er warf einen Blick auf den Plan - »in einer halben Stunde Unterricht. Da bleibt Ihnen noch Zeit, sich herzurichten. Sie sehen aus wie ein Penner, oder ist Ihnen das vielleicht nicht einmal bewußt? Wir haben die Polizei im Haus. Es kann sein, daß die Leute vom Verwaltungsrat kommen, und ich habe wahrhaft genug um die Ohren. Ich kann mich nicht auch noch darum kümmern, daß meine Lehrer ihre äußere Erscheinung vernachlässigen. Sorgen Sie gefälligst dafür, daß Sie anständig und gepflegt aussehen. Und zwar sofort. Haben Sie mich verstanden?«
    Pitts Gesicht wurde hart. »Vollkommen.«
    Alan Lockwood nickte kurz und ging.
    »Alter Wichtigtuer«, murmelte Pitt. »Tja, das Machtgefühl des kleinen Mannes. Und was für ein Mann er ist! Der reinste Gott. Aber man braucht nur ein bißchen an der Oberfläche zu kratzen, dann sieht man, wer wirklich die Macht hat. Der kleine Matt Whateley hat's bewiesen.«
    »Was reden Sie da, Cowfrey?« Corntels Zorn machte ungeduldiger Gereiztheit Platz. Doch er hatte, wie er gleich zu spüren bekam, Pitt wieder in die Hände gespielt.
    »Was ich da rede?« wiederholte Pitt künstlich erstaunt.
    »Mann, Sie sind aber wirklich hinterm Mond, wie, Johnny? Was beschäftigt Sie denn so, daß Sie nicht mal über den aktuellen Schulklatsch auf dem laufenden sind? Hm? Gibt's da vielleicht ein Geheimnis in Ihrem Privatleben? Soll ich mal raten?«
    Der Zorn brach sich wieder Bahn. Corntel ließ Pitt einfach stehen und ging.

7
    Lynley hatte beschlossen, mit Matthew Whateleys Zimmergenossen in dem Schlafraum zu sprechen, den sie mit ihm geteilt hatten. Als Chas die drei hereinführte, gingen sie wie Tiere, die die Geborgenheit ihrer Höhle suchen, sofort in ihre kleinen Zellen. Sie vermieden es, einander anzusehen, aber zwei von ihnen schauten hastig zu Chas Quilter, der ihnen ins Zimmer gefolgt und wie zuvor an der Tür stehengeblieben war.
    Angesichts des Kontrasts, der zwischen Chas und diesen Jungen bestand, wurde Lynley bewußt, daß er völlig vergessen hatte, wie tiefgreifend die Veränderungen sind, die der Mensch zwischen dem dreizehnten und achtzehnten Lebensjahr durchmacht. Chas war voll entwickelt, ein Mann, während die Jungen noch die ganze Weichheit von Kindern besaßen - runde Wangen, zarte Haut, unbestimmte Züge. Eine ängstliche Scheu hielt sie gefangen, wie sie da auf ihren Bettkanten kauerten, und Lynley war überzeugt, daß sie stärker auf die Anwesenheit des Schulpräfekten zurückzuführen war als auf die der Polizei. Chas' körperliche und geistige Überlegenheit allein hätte wahrscheinlich schon gereicht, die fünf Jahre Jüngeren einzuschüchtern; seine Machtposition an der Schule tat ein übriges.
    »Sergeant«, sagte Lynley zu Havers, die in Vorbereitung auf das Gespräch automatisch ihren Block aufgeschlagen hatte, »bitte sehen Sie sich inzwischen für mich die Schule an. Innen und außen. Gründlich.« Er sah, wie sie den Mund öffnete, um ihn auf die Vorschriften hinzuweisen, und kam ihr zuvor, indem er sagte: »Lassen Sie sich von Chas alles zeigen.«
    Jetzt verstand sie und war klug genug, nicht zu zeigen, daß sie begriffen hatte, worum es ihm ging. Sie nickte nur und ging in Begleitung von Chas hinaus.
    Allein mit Wedge, Arlens und Smythe-Andrews, sah Lynley sich die drei erst einmal aufmerksam an. Nette, offene Jungen, sauber gekleidet in grauen Hosen und gelben Pullovern, unter denen sie weiße Hemden und blau-gelb gestreifte Krawatten trugen. Wedge schien der Selbstsicherste von ihnen zu sein. Sobald der Schulpräfekt gegangen war, blickte er auf. Umgeben von seinen Posterhelden schien er sich sicher zu fühlen und bereit, ein Gespräch zu wagen. Die anderen beiden Jungen waren weniger kühn. Arlens hielt seine ganze Aufmerksamkeit auf die Badeschönheit gerichtet, die sich im weißen Schaum der Brandung tummelte, und Smythe-Andrews stocherte mit einem Bleistiftstummel am Absatz seines Schuhs herum.
    »Matthew Whateley ist offenbar von hier weggelaufen«, sagte Lynley und setzte sich aufs Fußende von Matthews Bett. Die Arme auf die Oberschenkel gelegt, die Hände lose vor sich gefaltet, beugte er sich

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