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03 - Auf Ehre und Gewissen

03 - Auf Ehre und Gewissen

Titel: 03 - Auf Ehre und Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Verwaltungsrats. Die letzte Entscheidung treffe ich nach Absprache mit dem Verwaltungsrat.«
    »Aha. Und wer hat Matthew Whateley vorgeschlagen?«
    Lockwood zögerte. »Inspector, gewisse Dinge sind vertraulich und -«
    Lynley hob die Hand. »Bei einer Morduntersuchung leider nicht.«
    Sie saßen fest. Barbara Havers hörte zu schreiben auf und hob neugierig den Kopf.
    Lockwood fixierte Lynley zornig. Der hielt dem Blick solange in aller Ruhe stand, bis der Schulleiter schließlich klein beigab. »Giles Byrne hat Matthew vorgeschlagen«, sagte er. »Sie werden von ihm gehört haben.«
    Das hatte er. Giles Byrne, brillanter Analytiker politischer, sozialer und wirtschaftlicher Mißstände. Ein Mann mit messerscharfer Zunge und beißendem Witz. Renommierter Wirtschaftsexperte mit einer eigenen Radiosendung beim BBC, wo er regelmäßig jeden, der sich auf ein Interview einließ, auseinandernahm. Das war eine interessante Neuigkeit. Noch interessanter aber war die Verbindung, die Lynley entdeckte, als er den Namen hörte.
    »Byrne. Dann ist also der Hausälteste von Erebos, Brian Byrne -«
    »Ja. Er ist der Sohn von Giles Byrne.«

8
    Emilia Bond haßte die Tage, an denen die Chemiestunden der Abschlußklasse unmittelbar nach dem Mittagessen lagen. Seit zwei Jahren war sie Lehrerin in Bredgar Chambers, und immer wieder hatte sie Alan Lockwood gebeten, den Stundenplan so zu ändern, daß sie die Abschlußklasse am Vormittag unterrichten konnte, wenn die Schüler sich noch gut konzentrieren konnten.
    Lockwood hörte sich das stets scheinbar mit Teilnahme an, versprach stets, daß er sich darum kümmern würde, und ließ stets alles beim alten. Er konnte kaum die Tatsache verbergen, daß ihm ihre Anwesenheit in Bredgar Chambers überhaupt nicht paßte. Sie war mit ihren fünfundzwanzig Jahren das einzige weibliche Mitglied des Lehrerkollegiums, und Lockwood tat andauernd so, als könne ihre Anwesenheit auf die Jungen, mit denen sie zu tun hatte, nur einen verderblichen Einfluß haben. Daß es in der Oberstufe neunzig Mädchen gab, die Talent genug besaßen, den Jungen die Köpfe zu verdrehen, spielte für ihn überhaupt keine Rolle.
    Außerdem war sich Emilia völlig im klaren darüber, daß sich kaum ein Achtzehnjähriger dazu versteigen würde, in ihr seine Traumfrau zu sehen. Sie war hübsch, wenn auch auf die kernige Art, mit der Molkereien Reklame machten, vielleicht ein bißchen zu rundlich für ihre Größe, aber dick ganz bestimmt nicht. Dicksein war nicht ihr Problem, dazu war sie zu aktiv. Sie wußte allerdings, daß sie nur mit dem Tennis, dem Wandern, Schwimmen, Golfspiel, Jogging und Radfahren aufzuhören brauchte, und ihr Körper würde auf die Vernachlässigung mit Fettpolstern reagieren. Leider kamen diese Aktivitäten ihrer Erscheinung in anderer Hinsicht gar nicht zugute. Sie war sehr hellhäutig. Die viele Sonne tat ihrer Haut nicht gut; sie hatte den ganzen Nasenrücken voller Sommersprossen. Und der viele Wind, der ihrem Gesicht zwar eine gesunde Farbe gab, nötigte sie, sich eine praktische Kurzhaarfrisur machen zu lassen, die ziemlich kindlich wirkte und ihr, wie sie fand, wenig schmeichelte. Es war höchst unwahrscheinlich, daß irgendeiner der Jungen in der Schule in ihr etwas anderes sehen würde als eine große Schwester. Das war der Fluch, mit dem sie geschlagen war - daß jeder immer nur die große Schwester in ihr sah, die stets mit einem guten Rat und einem ermutigenden Klaps auf die Schulter zur Stelle war. Sie haßte diese Rolle und spielte sie doch immer wieder.
    Nur John Corntel gegenüber hatte sie sie nicht gespielt. Sie spürte, wie Enttäuschung und Entsetzen wieder von ihr Besitz zu ergreifen drohten, als sie an ihn dachte, und versuchte sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Aber es ging nicht. Er drängte sich hartnäckig immer wieder in ihre Gedanken und zwang sie, über den Weg nachzudenken, der sie beide in den vergangenen neunzehn Monaten von kollegialer Bekanntschaft zu dem geführt hatte, was sie heute verband. Und was war das überhaupt? fragte sie sich. Waren sie Freunde? Ein Liebespaar? Zwei bindungslose Menschen, die einem Moment körperlicher Schwäche nachgegeben hatten? Ihr erschien das Ganze in diesem Augenblick eher wie der grausame Witz eines schadenfrohen Gottes.
    Sie redete sich gern ein, daß alles ganz harmlos angefangen hatte, von ihrer Seite nicht mehr da gewesen sei als ein Wunsch, einem schwer gehemmten Menschen aus der Isolation zu helfen. Aber die

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