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03 - Auf Ehre und Gewissen

03 - Auf Ehre und Gewissen

Titel: 03 - Auf Ehre und Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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ist auch nicht Winchester oder Harrow. Es ist eine Schule, auf die Kinder aus alter Familientradition geschickt werden. Aber mir scheint es keine Schule zu sein, die man allein aufgrund ihres Namens wählen würde, ohne sich vorher genauer informiert zu haben.«
    »Mr. Byrne hat sie uns empfohlen«, sagte Patsy.
    »Sie kannten ihn schon, ehe Sie Matthew an der Schule vormerken ließen?«
    »Ja, wir kannten ihn«, antwortete Whateley kurz. Er ging zum Kamin und starrte auf den schmalen Sims, wo eine grüne Vase ohne Blumen stand.
    »Vom Pub«, fügte Patsy hinzu. Ihre Augen waren in stummer Bitte auf den Rücken ihres Mannes gerichtet, aber er drehte sich nicht um.
    »Vom Pub?«
    »Ja, dort hab ich gearbeitet, bevor Matthew kam«, erklärte sie. »Ich hab dann gewechselt und mir was in einem Hotel gesucht. Ich wollte nicht, daß Mattie sich schämen muß, weil seine Mutter in einem Pub am Tresen arbeitet. Er sollte ein ordentliches Zuhause haben, bessere Chancen, als ich sie mal hatte.«
    »Sie kannten Giles Byrne also aus dem Pub. Ist es das gleich nebenan?«
    »Nein, ein Stück weiter die Straße runter. Das Blue Dove. Mr. Byrne kam fast jeden Abend hin. Kann sein, daß er immer noch Stammgast ist. Ich war eine Ewigkeit nicht mehr drüben.«
    »Nein, er ist nicht mehr dort«, sagte Kevin. »Gestern abend wenigstens war er nicht da.«
    »Sie waren gestern abend im Pub, um ihn zu treffen?«
    »Ja. Er war gestern nachmittag, als sich rausstellte, daß Mattie verschwunden war, in Bredgar.«
    Etwas ungewöhnlich, fand Lynley, daß ein Mitglied des Verwaltungsrats sich an einem Sonntag nachmittag im Internat aufhielt.
    Als hätte sie seine Gedanken gelesen, sagte Patsy: »Wir haben ihn angerufen, Inspector.«
    »Hat sich immer für Mattie interessiert.« Es klang, als wollte Kevin ihren Entschluß, ein Mitglied des Verwaltungsrats beizuziehen, verteidigen. »Wir dachten, er würde dafür sorgen, daß uns der Direktor nicht einfach abwimmelt oder mit Ausreden hinhält. Drum kam er auf unsere Bitte hin. Geholfen hat's einen Dreck. Alle behaupteten, Mattie sei durchgebrannt. Und einer schob die Schuld auf den anderen. Nicht ein einziger war bereit, die Polizei zu alarmieren. Verdammte Schweine!«
    »Kev!« sagte Patsy bittend.
    »Wie soll ich sie denn nennen?« fuhr Whateley sie heftig an. »Diesen eingebildeten Pinsel, diesen Lockwood, und Corntel, diesen Trottel. Soll ich ihnen vielleicht dafür danken, daß wir unseren Sohn verloren haben? Klar, das wär nett und höflich, was, Pats?«
    »Ach, Kev!«
    »Er ist tot! Verdammt noch mal, der Junge ist tot. Und du erwartest von mir, daß ich den hohen Herren auch noch dafür danke, daß sie so gut aufgepaßt haben, was? Während du deine idiotischen Plätzchen bäckst, damit die Polizei gut zu essen hat, die sich um Mattie oder uns einen Dreck schert! Für die ist er doch nur eine Leiche. Hast du das immer noch nicht kapiert?«
    Patsy fing an zu weinen. »Aber Mattie hat doch meine Plätzchen immer so gern gegessen«, sagte sie leise. »Ingwer am liebsten.«
    Mit einem Aufschrei riß er die Tür auf und war verschwunden. Barbara ging leise hin und schloß die Tür.
    Patsy hockte zusammengesunken in dem braun-gelb karierten Sessel und zerknüllte den Gürtel ihres Morgenrocks, der auseinandergefallen war und einen fülligen Schenkel zeigte. Blaue Krampfadern hoben sich von teigig weißer Haut ab.
    Es schien Lynley ungehörig, länger zu bleiben. Er wußte, es wäre ein Akt der Gnade gewesen, die Whateleys jetzt sich selbst zu überlassen. Aber er brauchte Informationen, und die Zeit war knapp. Lynleys Handeln wurde von einem Grundsatz polizeilicher Ermittlungsarbeit bestimmt, der kein Erbarmen erlaubte. Je schneller man nach einem Tod durch Gewalteinwirkung alle Informationen zusammentrug, desto größer war die Wahrscheinlichkeit, daß man das Verbrechen aufklären würde. Es war keine Zeit zu verlieren, keine Zeit zu trösten, Verständnis zu zeigen und Rücksicht zu nehmen. Er fand seine Unerbittlichkeit grausam, dennoch fragte er weiter.
    »Giles Byrne kam also häufig ins Blue Dove. Wohnt er in Hammersmith?«
    Patsy nickte. »In der Rivercourt Road. Gleich um die Ecke vom Pub.«
    »Und auch nicht weit von hier?«
    »Ein paar Minuten zu Fuß.«
    »Sie kannten einander? Und Ihre Söhne auch? Kannten sich Matthew und Brian schon bevor Matthew nach Bredgar Chambers kam?«
    »Brian?« Sie schien zu überlegen. »Ach, das ist Mr. Byrnes Sohn, nicht? Ich erinnere mich. Er lebt

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