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03 - Auf Ehre und Gewissen

03 - Auf Ehre und Gewissen

Titel: 03 - Auf Ehre und Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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war immer sehr aufmerksam. Das war typisch für ihn.«
    »Und da haben Sie ihn das letzte Mal gesehen?«
    Sie nickte und sprach weiter, als hoffe sie, mit ihren Worten den Schmerz vertreiben zu können. »Ich ließ ihn raus. Er machte sich auf den Weg. Dann kam plötzlich ein Minibus den Seitenweg herauf. Das Licht der Scheinwerfer fiel auf Matthew. Ich habe das sehr genau in Erinnerung. Er hörte den Bus offenbar und drehte sich um. Er winkte mir zu. Und er lächelte.« Sie wischte sich die Augen. »Matthew hatte ein so strahlendes Lächeln, Inspector.«
    »Unter Matthews Sachen fanden wir den Entwurf eines Briefes an Sie. Hat er Ihnen letzte Woche geschrieben?« Lynley zog das Blatt, das er aus dem Heft gerissen hatte, aus seiner Tasche und reichte es ihr.
    Sie las, nickte und gab ihm das Papier zurück. »Ja. Den Brief habe ich am Freitag bekommen. Immer wenn er bei uns zu Abend gegessen hatte, schrieb er einen kleinen Dankesbrief. Jedesmal.«
    »Er schrieb hier von einem Jungen, der ihn gesehen hat. Sie haben ihn wohl erst nach der Sperrstunde zur Schule zurückgebracht?« »Ja. Mein Vater und er waren so in ihr Schachspiel vertieft, daß sie nicht auf die Zeit achteten. Ich rief ihn am Mittwoch an, um mich zu vergewissern, daß er keine Schwierigkeiten bekommen hatte. Er sagte, einer der Großen hätte ihn gesehen.«
    »War er gemeldet worden?«
    »Offenbar nicht. Jedenfalls noch nicht. Ich glaube, Matthew hatte die Absicht, auf jeden Fall mit dem anderen Jungen zu sprechen. Um zu erklären, wo er gewesen war.«
    »Hätte Matthew mit einer Strafe für sein Zuspätkommen rechnen müssen, obwohl er bei Ihnen gewesen war?«
    »Anscheinend. Man verlangt von den Schülern, daß sie verantwortungsbewußt genug sind, rechtzeitig in die Schule zurückzukehren.«
    »Und was für eine Strafe hätte Matthew für seine verspätete Rückkehr bekommen?«
    »Eine Woche Stubenarrest vielleicht. Oder eine Verwarnung. Ich kann mir nicht vorstellen, daß ihn etwas Schlimmeres erwartet hätte.«
    »Und den anderen Jungen?«
    Jean Bonnamy zog die Brauen zusammen. »Den anderen Jungen?«
    »Der Matthew gesehen hat.«
    »Ich verstehe nicht.«
    Lynley selbst hatte diese Wendung bisher nicht gesehen. Nicht nur Matthew Whateley war am Dienstagabend nach der Sperrstunde noch unterwegs gewesen, sondern auch ein anderer Schüler.

14
    »Das Ding schmeckt wie Sägemehl, Inspector. Einfach widerlich. Es ist bestimmt von letzter Woche. Von wegen frisch gemachte Brote‹! Da kann ich nur lachen. Dem Burschen sollte man mal wegen irreführender Werbung eines auf die Nase geben.«
    Verärgert wischte Barbara die Krümel des Käsebrots von ihrem braunen Pullover auf den Boden von Lynleys Wagen. Als er versuchte zu protestieren, zuckte sie nur mit den Schultern.
    »Wir hätten ruhig anhalten können. Wir hätten in das Pub gehen können. Außerdem«, murrte Barbara, »lockt mich überhaupt nichts in die verdammte Schule zurück. Der ganze Fall kommt mir vor wie ein einziger Morast. Und wir stecken schon bis zum Hals drin. Noch eine Sackgasse, und wir gehen unter.«
    »Sie schmeißen Ihre Metaphern ganz schön durcheinander, Havers.«
    »Ist das vielleicht ein Wunder?« fragte sie verächtlich.
    »Schauen Sie sich doch mal an, wo wir überall rumkrebsen. Angefangen haben wir mit sozialen Problemen. Matt Whateley rannte aus der Schule weg, weil er zu den elitären Typen auf der Schule nicht paßte. Dann glaubten wir, er wäre abgehauen, weil irgendein Brutalo ihn schikanierte. Danach hatten wir's mit Homosexualität und Perversion. Und jetzt sind wir beim Rassenvorurteil angelangt. Ganz zu schweigen von der Tatsache, daß er nach der Sperrstunde unterwegs war und gesehen wurde. Das ist ein prima Mordmotiv.« Sie holte ihre Zigaretten heraus und zündete sich trotzig eine an. Lynley öffnete sein Fenster. »Ich weiß überhaupt nicht mehr, wo die ganze Sache hinführt, und langsam bin ich an dem Punkt, wo ich auch nicht mehr weiß, wo wir herkommen.«
    »Die Bonnamys haben uns ziemlich aus der Bahn geworfen.«
    Barbara stieß eine Rauchwolke aus. »Chinese! Das ist doch ein Witz, Inspector! Darauf brauchen wir wirklich nichts zu geben. Da sehen die beiden einen dunkelhaarigen kleinen Jungen, der sie an vergangene Zeiten erinnert, und sofort ist er für sie ein Chinese.«
    Lynley widersprach nicht. »Ja, scheint ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Aber es gibt da noch einen anderen Aspekt, Sergeant.«
    »Und der wäre?«
    »Die Bonnamys kennen Giles

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