03 - Der Herr der Wölfe
lösten sich ihre müden, bebenden Finger vom Knauf des Schwerts. Conar hob es auf und warf es in die Truhe. »Nie mehr Schwerter, nie mehr Kettenhemden, Melisande. Und kein Kampf mehr gegen mich!«
Mühsam rang sie nach Luft, ihre entblößten Brüste hoben und senkten sich sichtbar. Oh, wie sie ihn hasste … Als er sein Schwert wieder hob, glaubte sie, er würde zustechen. Aber er zerfetzte nur den Rest ihres Kleides. »Nur gut, dass du der Sohn eines reichen Königs bist, der noch dazu eine gute Partie gemacht hat!« zischte sie. »Sonst müsste deine Frau bald nackt herumlaufen!«
»Genau das würde mir gefallen.«
»Nein!« Vergeblich versuchte sie zu fliehen, als er das zerrissene Kleid von ihren Schultern streifte. Dann gelang es ihr, zur Tür zu laufen, aber sie blieb sofort stehen, als sie sein Gelächter hörte.
»Möchte meine nackte Frau vielleicht Swen und die anderen Wikinger mit ihrem Anblick beglücken?«
»Noch lieber als dich!« kreischte sie. Aber als seine Hände ihre Haut berührten, wusste sie, dass ihr Zorn verflogen war. In diesem Augenblick begehrte sie ihn so heiß wie nie zuvor. Tränen rollten über ihre Wangen, als er siehochhob, und sie schlug mit ihren Fäusten auf seine Schultern. »Oh, du Bastard!«
»Weil ich Brenna nicht zu meiner Geliebten gemacht habe?«
»Weil du mich zum Narren gehalten hast!«
»Soll ich mit dir schlafen, um dich zu besänftigen?«
Sie wollte ihn ohrfeigen, aber er hielt ihre Hand viel zu schnell fest. dann ließ er sie an seinem Körper hinabgleiten, umarmte und küsste sie.
»Nein, diesmal nicht!« protestierte sie. Doch sie stand schon jetzt in Flammen. Conars Zärtlichkeiten wirkten wie ein unwiderstehlicher Zauber. Eng umschlungen sanken sie aufs Bett.
Später, viel später lag sie erschöpft neben ihm. Erst jetzt fiel ihr ein, dass es etwas gab, das sie ihm vielleicht erzählen müsste. Nein. Nicht nach diesem Tag. Er richtete sich auf und streichelte ihr Haar. Ein ernster, besorgter Ausdruck trat in seine Augen. »Hasse mich, verabscheue mich, Melisande, nenne mich, wie du willst. Aber du darfst nicht mehr allein ausreiten. Ganz gleichgültig, was wir einander versprochen und gehalten haben - oder auch nicht … «
»Geoffrey hat die Zeremonie in Rouen miterlebt«, widersprach sie bitter. »Er wen dass ich endgültig deine Frau bin und dass er die Festung nicht in seine Gewalt bringen kann.«
»Trotzdem ist er gefährlich. Das weiß ich.« Plötzlich nahm seine Stimme einen sanften Klang an, und er berührte ihre Schulter.
»Melisande …«
»Lass mich in Ruhe, ich flehe dich an! Ich habe dir nichts mehr zu sagen, nachdem du mich zur Närrin gemacht hast.«
»Das geschah nicht in böser Absicht … «
»Und wenn ich dich auf die gleiche Weise hintergangen hätte? Wenn du dich fragen müsstest, mit wem ich geschlafen habe?«
Da sprang er erbost aus dem Bett. »Führ mich nicht in Versuchung! Jeden Mann, der dir zu nahe träte, würde ich töten!«
Während er sich anzukleiden begann, spottete Melisande verächtlich: »Wie ein echter Wikinger!«
»Ja, wie ein echter Wikinger … « Er unterbrach sich, als laut gegen die Tür gehämmert wurde. »Lässt mich in Ruhe!«
»Das ist leider unmöglich!« entgegnete Brennas sanfte Stimme. »Schiffe aus Dubhlain sind eingetroffen, Conar!«
Er runzelte die Stirn, und Melisande zog hastig das Laken über ihren Körper, ehe er die Tür aufriss. Brenna *stand mit zwei hochgewachsenen Männern vor ihnen. Es waren keine Wikinger, sondern dunkelhaarige Iren.
Melisandes Wangen färbten sich dunkelrot, als sie sich ehrerbietig vor ihr verneigten. Am liebsten wäre sie im Erdboden versunken. Aber sie schienen die Situation nicht erstaunlich zu finden. Wenn Herr Conar seine Frau auch tagsüber begehrte, so war das sein gutes Recht.
»Was gibt’s?« fragte er.
»Euer Vater bittet Euch um Hilfe, mein Herr«, berichtete der jüngere der beiden Männer und verbeugte sich. »Euer Onkel Niall wurde von Maelmorden, dem König an der Westküste, als Geisel genommen. Nun versammeln sich die anderen Könige in Dubhlain, um gemeinsam hinzureiten und Herrn Nialls Freilassung zu fordern. König Olaf hofft, Ihr könnt das Meer sofort überqueren.«
Melisande beobachtete, wie ihr Mann tief Luft holte. »Ist mein Onkel am Leben?«
»Eure Mutter glaubt ganz fest daran.«
»Wie geht es ihr?«
»Sie und Euer Vater sind sehr stark. Ihr Leben lang hat die Tochter des Ard-Righ harte Kämpfe miterlebt. Sie ist Nialls
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