03 - Der Herr der Wölfe
drehte sich UM. »Ich gebe Euch einen guten Rat, Melisande. Was immer Ihr empfinden mögt - solche Wutanfälle vor den Männern werde ich nicht mehr dulden, verstanden?«
>Ich bin hier die Gräfin.«
Conar trat einen Schritt auf sie zu. »Nun, ich will versuchen, Euch den Stand der Dinge etwas genauer zu erklären, teure Gräfin. Wenn Ihr Euch nicht so benehmen könnt, wie es Eure Lebenslage erfordert, werde ich Euch bessere Manieren beibringen.«
»Von einem Wikinger lasse ich mir überhaupt nichts beibringen!« stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Täuscht Euch nicht!«
»Dazu habt’ Ihr kein Recht … «
Sein Blick wanderte zu den hohen Türmen hinauf. »Dann muss ich wohl oder übel ein Kind heiraten, um dieses Recht zu erlangen.« Wütend wollte sie davonlaufen, doch er umfasste ihre Hand. »Und nach der Hochzeit, kleines Mädchen … «
»Was ist dann?« fragte sie und warf herausfordernd den Kopf in den Nacken.
»Dann seid Ihr in meiner Macht, und ich werde Euch lehren, wie man sich bei Wikingern und anderswo benimmt..«
Mit der ganzen Kraft ihrer Verzweiflung riss sie, sich los und ergriff die Flucht. Nein, niemals würde sie sich einem solchen Mann ausliefern …
Und während sie diesen Vorsatz fasste, hörte sie Conars schallendes Gelächter hinter ihrem Rücken.
Kapitel 7
Voller Dankbarkeit erkannte Melisande, dass bereits andere für ihren Vater gesorgt hatten. Er lag nicht mehr auf dem Schlachtfeld. Während sie sich suchend umschaute, spürte sie Ragwalds knochige, aber erstaunlich starke Hand auf ihrer Schulter. »Sie haben ihn in die Kapelle gebracht«, erklärte er. »Nun werde ich Euch zu ihm führen.«
Erbost schüttelte sie seine Hand ab und starrte ihn an, als würde sie ihn für den schlimmsten Verräter, der Welt halten. »Ich weiß, wo die Kapelle ist. Und ich lege keinen Wert auf Eure Begleitung.«
Er seufzte tief auf. »Hört mir zu … «
»O Ragwald, wir haben gesiegt, und Ihr handelt einen Pakt mit diesem Wikinger aus! Aber wir brauchen ihn nicht. Ich hasse ihn, und ich werde ihn niemals heiraten. Dazu könnt Ihr mich nicht zwingen. Der Graf ist. tot” ich bin jetzt die Gräfin!«
»Bei der Seele Eures Vaters, Mädchen, seid doch vernünftig!«
»Das bin ich - und durchaus imstande, die Festung mitsamt den Ländereien allein zu verwalten. Von Gerald droht mir keine Gefahr mehr, nachdem der Wikinger ihn enthauptet hat … «
»Ihr seid ein sehr schwaches, sehr junges Mädchen«, unterbrach er sie, »und unfähig, diese Männer zu führen, die heute für Euch gekämpft und ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben. Übrigens fiel die Wahl Eures Vaters auf den, Wikinger, wie Ihr ihn zu nennen beliebt.«
»Die Wahl meines Vaters?« fragte sie verblüfft.
»Conar MacAuliffe kann Hilfe von der anderen Seite des Meeres herbeirufen und die Dänen bezwingen, weil er ebenso hart zu kämpfen weiß wie sie. Und Ihr seid noch viel zu jung, um die Macht zu ergreifen, Melisande. Nach dem Tod Eures Vaters liegt Euer Wohl in meinen Händen.«
»Dann bereitet diesem bösen Spiel ein Ende!«
Traurig sah er in ihre Augen. »Als ich erfuhr, mit wem der Graf Euch vermählen wollte, war ich zunächst dagegen. Aber jetzt glaube ich, dass diese Heirat Eure einzige Möglichkeit ist, hier die Stellung zu halten.«
Entschlossen hob sie das Kinn. »Ich weigere mich, auf diesen Handel einzugehen«, erwiderte sie und erschrak über -die Panik, die in ihr aufstieg, als sie sich auszumalen versuchte, welch ein Schicksal sie an der Seite des Wikingers erwarten würde. An ihr lag ihm nichts, er wollte nur die Festung haben und ihr »Manieren beibringen«. Wie demütigend wäre eine solche Ehe! »Ich werde davonlaufen … «, begann sie und verstummte plötzlich, da sie leise Schritte hinter ihrem Rücken hörte. Rasch drehte sie sich um.
Wikinger umzingelten Ragwald und Melisande - sonderbare Männer, manche so hellblond, dass sie fast weißhaarig wirkten, andere mit Sommersprossen und rotem Haar, einige sehr dunkel. Teils trugen sie nordische Kleidung, teils jene keltischen Juwelen und Mäntel, die für Irland typisch waren.
Melisande zählte zehn Männer, die sich ehrerbietig vor ihr verneigten. Einer trat vor, fast so groß wie sein Anführer, breitschultrig, mit kastanienrotem Haar. »Euer Vater liegt. aufgebahrt in der Kapelle, Gräfin. Begleitet uns, wenn Ihr für seine Seele zu beten wünscht. Astrologe, mein Herr Conar möchte sich nun mit Euch besprechen.«
Heiße
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