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03 - Der Herr der Wölfe

03 - Der Herr der Wölfe

Titel: 03 - Der Herr der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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notwendig sei, um die Widerstandskraft der Festung zu sichern. Schließlich betonte er, Conar MacAuliffe habe Gerald getötet, den Mörder des Grafen Manon, und deshalb gezieme es dem Rächer, die Herrschaft in diesem Schloss zu übernehmen. Endlich wurde die Trauung vollzogen, und Melisande musste wieder angestoßen werden, ehe sie ihr Jawort gab. Für sie spielte es inzwischen keine Rolle mehr, was sie sagte. Sie hätte auch zwanzig Kobolde aus dem Wald geheiratet. Und während sie neben Conar vor dem Altar kniete, hörte sie wie aus weiter Ferne die Stimme des Priesters, der sie zu Mann und Frau erklärte, vor Gott und den Menschen.
    Völlig erschöpft, konnte sie sich kaum erheben, aber Conar half ihr auf die Beine. Seine Lippen berührten flüchtig ihre Wangen. Kein Jubelgeschrei begleitete das Brautpaar, als es die Kapelle verließ und zum Südturm zurückkehrte.
    Marie de Tresse erwartete ihre Herrin, legte ihr einen Arm um die Schultern und führte sie die Treppe hinauf zu den Schlafgemächern. Als sie zu dem Zimmer kamen, das Melisandes Vaters bewohnt hatte, blieb sie stehen, starrte durch die offene Tür, wollte hineingehen und seine Sachen berühren.
    »Nein«, flüsterte Marie sanft. »Nicht jetzt.« Müde und widerstandslos folgte ihr Melisande den kleinen Flur hinab zu ihrem eigenen Raum.
    Die Zofe befreite sie vom Kettenhemd, und Melisande sank auf ihr Bett. Lautlos schluchzte sie, und Marie wischte ihr die Tränen von den Wangen.
    Als Ragwald eintrat, kehrte Melisande allen beiden den Rücken. Der alte Mann ergriff den Arm der Zofe. »Lässt sie jetzt in Ruhe. Sie muss sich ausweinen.«
    Die Tür fiel ins Schloss, Melisande war allein. Eine junge Braut - und Vollwaise. Obwohl so viele Menschen in der Festung waren, fühlte sie sich einsam wie nie zuvor in ihrem Leben.

     

Kapitel 8
    Erst am nächsten Morgen dachte Conar ernsthaft über seine altkluge kleine Braut nach. Brenna veranlasste ihn, dieses Kind mit neuen Augen zu sehen. Sie zählte zu den Lieblingshofdamen seiner Mutter, und ihr Vater war ein hervorragender Krieger und enger Freund Olafs.
    Mit dieser Frau teilte Conar das Erbe der leidenschaftlichen Verteidiger von Irland und der entschlossenen norwegischen Seefahrer. In derselben Woche geboren, waren sie schon in der Kindheit gut befreundet gewesen, und sie liebten einander wie Bruder und Schwester. Natürlich hatte er genug richtige Geschwister - Leith, den Ältesten und Erben des Königs, die Brüder Bryan, Bryce und Conan, die Schwestern Elizabeth, Megan und Daria. Und in diesem Haus voller lebhafter Persönlichkeiten hatte auch Brenna ihren Platz gefunden.
    Sie begleitete Conar auf allen Reisen. Für die Kriegskunst interessierte sie sich nicht, und sie blieb den Schlachtfeldern stets fern, war aber in vielen Dingen seine rechte Hand. Vor vielen Jahren hatte Mergwin, der greise Ratgeber seines Großvaters, der nordischen Runen und der alten Druidenweisheit kundig, die Hand des Mädchens berührt und es zu seiner Schülerin erklärt.
    Erst seit einiger Zeit wusste Conar, was Mergwin in Brenna gesehen hatte. Sie besaß die Fähigkeit, die Gedanken der Menschen zu lesen, zu erkennen, ob sie logen oder die Wahrheit sagten. Wenn sie jemandem ins Herz schaute, konnte er ihr seine Beweggründe nicht verbergen.
    Natürlich verstand sie auch die Runen zu deuten, doch das vermochten viele Leute. Als katholischer Prinz – sein Vater hatte aus Liebe zur Mutter den christlichen Glauben angenommen - legte Conar keinen großen Wert auf die Botschaft der Runen und hielt sie eher für einen amüsanten, manchmal auch faszinierenden Zeitvertreib. Andererseits hatte er sich stets auf Mergwins Prophezeiungen verlassen, so wie die ganze Familie. Der alte Druide blickte oft in die Zukunft und warnte sie vor Gefahren,
    betonte, aber immer wieder, mit ihren Taten würden sie ihr Schicksal selbst beeinflussen. Und er schärfte ihnen ein, die Kraft des Geistes spiele im Leben eine ebenso große Rolle wie die körperliche Stärke.
    Conar glaubte, es müsste einen Himmel und eine Hölle geben, und er fand es nicht so wichtig, ob das Jenseits von einem einzigen Gott oder von Odin und seinen Heerscharen bewohnt wurde, ob die Menschen nach Walhall strebten oder zu den Wolken hinauf. Und so war es ihm auch gleichgültig, ob Brenna die Runen las oder die Sterne deutete oder den Allmächtigen um Hilfe bat oder ob sie die alten Druidenrituale praktizierte, die Mergwin ihr beigebracht hatte. jedenfalls suchte Conar

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