03 - Der Herr der Wölfe
Mädchen angesehen?« fragte Brenna leise. Als Conar verständnislos blinzelte, fügte sie hinzu: »Manon lud dich ein, weil er sich von wachsenden Gefahren bedroht sah - und wegen seiner Tochter. Als Erbin dieser Festung wäre sogar ein hässliches Mädchen eine gute Partie. Aber man spricht weit und breit von Melisandes Schönheit. Schon viele Männer haben sie gesehen. Und sie wird allmählich älter.«
»Manons Tochter ist noch keine dreizehn Jahre«, wandte Conar ein.
»Aber deine Frau sieht hinreißend aus«, betonte Brenna.
Ungeduldig schob Conar seinen Kelch zur Seite. »Für mich ist sie ein Kind. Ich willigte in diese Heirat ein, weil Ragwald mich so beharrlich darum anflehte, weil ich diese Leute nicht schutzlos ihrem Schicksal überlassen mochte und - ja, weil mir ein reiches Erbe angeboten wurde. Aber das Mädchen muss erst heranwachsen, da waren wir uns doch alle einig.«
»Viele Mädchen treten schon mit dreizehn Jahren in den Ehestand. Und vielleicht erinnerst du dich, in welchem Alter du dich zum ersten Mal für das zarte Geschlecht interessiert hast?«
»Was weißt du denn davon … «, begann er, sah Brennas Lächeln und verstummte. Ihr konnte man nichts verheimlichen. Wann hatte er das erste Mal in den reizvollen Armen eines Milchmädchens gelegen? Sicher war er damals älter gewesen als seine blutjunge Frau, aber nicht viel. Trotzdem - das ließ sich nicht vergleichen. »Wie auch immer, ich weigere mich, die Ehe schon jetzt zu vollziehen. Du kennst mich gut genug, meine Freundin, also müsstest du verstehen, dass ich keine1ust habe, mich an einem Kind zu vergreifen … «
»… wenn du überall mühelos Abwechslung findest«, unterbrach sie ihn sanft. »Aber eins musst du bedenken. Was dir reizlos erscheint, könnte anderen gefallen. Hier wäre sie nicht sicher, und ihre Anwesenheit erhöht die Gefahr, die der Festung droht, während du verreist bist.«
»Ich habe sie geheiratet. Das war doch der Sinn der Zeremonie - als Ehefrau wird sie sich alle begehrlichen Männer vom Leib halten.«
»Solange die Ehe nicht vollzogen ist, kann sie sehr leicht wieder aufgelöst werden«, warnte Swen, »sogar auf gesetzlichem Weg. Auch der Papst lässt sich in manchen Fällen überzeugen, sollte man Wert auf kirchlichen Segen legen.«
»Ihr beide schlagt mir also vor, dieses feindselige Waisenkind zu vergewaltigen?« fragte Conar erbost.
»Natürlich nicht«, erwiderte Brenna und warf eine goldblonde Haarlocke über die Schulter. »Aber ich rate dir das Mädchen ganz genau anzuschauen und dann in Sicherheit zu bringen.«
In diesem Augenblick kam Melisande in die Halle, und Conar musterte seine Frau zum ersten Mal gründlich. Er musste Brenna und Swen recht geben.
Am Vortag hatte ihr Kettenhemd gewisse Dinge verborgen. Ihr schlanker und geschmeidiger Körper rundete sich bereits an den richtigen Stellen. Für ihr Alter war sie erstaunlich groß. Glänzendes ebenholzschwarzes Haar fiel auf ihren Rücken. Und das Gesicht wies trotz der kindlichen Züge unverkennbar auf die künftige Schönheit hin, beherrscht von großen, faszinierenden, ausdrucksvollen violetten Augen. Ja, sie würde zu einer außergewöhnlichen Frau heranwachsen, und er durfte kein Wagnis eingehen. Schon jetzt war sie eine wandelnde Versuchung, und viele Männer zogen es vor, blutjunge Mädchen zu heiraten oder in ihr Bett zu holen.
Ein seltsamer heißer Schauer durchfuhr Conars Glieder. Erst am vergangenen Tag war er in dieses Land gekommen, als Gast, um Zukunftsmöglichkeiten zu erforschen - aber ohne zu ahnen, wie schnell sich sein Leben ändern würde. jetzt besaß er eine Festung, nachdem er deren Erbin geheiratet hatte. Wenn ihn eine kindliche Braut auch nicht reizte - den Gedanken, ein anderer könnte, sich an ihr vergehen, ertrug er nicht.
Brenna neigte sich zu ihm und flüsterte: »Du kannst die Hälfte deiner Männer hierlassen, zum Schutz des Schlosses, aber nicht Melisande. Man muss mit täglichen Angriffen rechnen. Sollte die Festung in deiner Abwesenheit eingenommen werden, wird es dir vermutlich gelingen, sie zurückzuerobern. Aber deiner Frau würde es übel ergehen. Deshalb beschwöre ich dich - bring sie in Sicherheit!«,
Langsam ging Melisande auf Conar zu, und er sah, wie anmutig und würdevoll sie sich bewegte. Sie blieb vor ihm stehen, ohne seine Tischgefährten zu beachten, wenn er auch zu beobachten glaubte, dass sie Brenna einen kurzen, feindseligen Blick zuwarf. »Du hast kein Recht, im Bett meines Vaters
Weitere Kostenlose Bücher