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03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure

03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure

Titel: 03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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buchen?« fragte Ann. »Das umfangreichere Programm beginnt heute und läuft die ganze Woche. Sie lernen, von London ganz abgesehen, Schloß Windsor kennen, dann Hampton Court, den allbekannten Friedhof, auf dem Grey seine Elegie geschrieben hat, und Sie werden außerdem...«
    »Ich möchte Ihnen ersparen, alles und jedes hier aufzuzählen", unterbrach Lennet, »Hauptsache, Sie garantieren mir, daß Miß Clarisse die Führungen leitet. Ich schreibe mich also für die große Tour ein, ja? Wieviel kostet das?«
    Zehn Minuten später nahm ein junger französischer Tourist namens Jean-Paul Martin, seinen Zeichens Student, in einem Ausflugsbus der Firma »W.T.A.« Platz. Zugleich mit ihm stiegen rund fünfzig weitere England-Besucher in das Fahrzeug.
    Ganz zuletzt kletterte Clarisse in den Bus. Sie tat so, als bemerkte sie nicht, daß Lennet zwischen den Fahrgästen saß.
    Der Autobus rollte los, und Clarisse, die vorn neben dem Chauffeur saß, griff nach dem Mikrofon.
    »Meine Damen und Herren...«, erklang es in sehr gutem Französisch aus den Lautsprechern, »ich darf Sie im Namen der Touristen-Organisation ,W.T.A.' sehr herzlich an Bord begrüßen. Ich heiße Clarisse Barlowe und bin damit beauftragt, Ihnen alles Sehenswerte in London und Umgebung zu zeigen.
    Ich stehe ganz zu Ihrer Verfügung und bin jederzeit bereit, Ihnen mit ergänzenden Auskünften zu dienen.
    Wenn Sie sich bereits die Mühe gemacht haben, einen Blick auf Ihren Rundfahrt-Prospekt zu werfen, dann wissen Sie, daß unsere heutige Londoner Besichtigungsrunde am Trafalgar Square beginnt!«
    Kaum war das Wort »Trafalgar Square" gefallen, setzte Lennet sein Dummejungengesicht auf und hob seine Hand. Als Miß Barlowe von dem hochgestreckten Arm keine Notiz nehmen wollte, knipste der Franzose laut mit den Fingern.
    Clarisse drehte sich zu ihm um, verschenkte ihr süßestes Lächeln und fragte mit taubensanfter Stimme: »Wünschen Sie eine ergänzende Auskunft?«
    »Ja. Ich hätte gern gewußt, warum die Engländer ihren Plätzen und Bahnhöfen ausgerechnet Namen geben, die an böse Niederlagen erinnern. Ich kenne schon den Waterloo Bahnhof, und jetzt weisen Sie mich auch noch auf den Trafalgar-Platz hin.«

    »Wünschen Sie eine ergänzende Auskunft?«
    Sämtliche Insassen des Busses sahen auf Lennet. Sein Nachbar - ein dicklicher, etwa sechzehnjähriger Junge mit aufgeworfenen Lippen und nicht gerade klugem Gesicht - blickte ihn ganz verwundert an.
    Clarisse blieb bei ihrem sanften Ton und sagte: »Waterloo und Trafalgar, mein Herr, sind Namen von Siegen. Es dürfte also begreiflich sein...« Lennet schnitt ihr das Wort ab: »Bei Waterloo und bei Trafalgar sind die Franzosen geschlagen worden - ich hab das im Geschichtsunterricht gelernt.«
    »Natürlich, das stimmt schon", entgegnete Miß Barlowe, »aber wenn ich von Siegen sprach, meinte ich selbstverständlich englische Siege.«
    »Englische Siege, die über die Franzosen errungen wurden?«
    »Sehr wohl, mein Herr", sagte Clarisse und wurde vor Verlegenheit rot.
    »Na schön - aber finden Sie es vielleicht geschmackvoll, Plätze, die Sie französischen Touristen zeigen, so zu benennen?«
    In dem Autobus, der sich jetzt zwischen vielen anderen Bussen mühsam einen Weg bahnte, herrschte Bestürzung.
    Lennets Nachbar knabberte an seinem Daumen, um nicht erkennen zu lassen, wie er dachte. Ein Herr mit kleinem Spitzbart brummte etwas von »überlebtem Patriotismus" vor sich hin. Eine Dame mit üppigen Körperformen nahm die moderne Jugend aufs Korn. Alles schwatzte wild durcheinander.
    Um die peinliche Szene zu überspielen, griff Miß Barlowe wieder mutig zum Mikrofon und erklärte: »Meine Damen und Herren, linker Hand sehen Sie jetzt das Savoy-Hotel, das erste Haus dieser Kategorie in London. Zur Zeit logieren dort Prinz Mohammed von Transjordanien, der berühmte Star Henriette Bickford und der bekannte französische Bergsteiger Ernest Triel. Zu Ihrer Rechten sehen Sie...«
    Während Clarisse mit ihren Erläuterungen fortfuhr, studierte der junge Geheimagent nach und nach alle Insassen des Busses, soweit er sie von seinem Platz aus sehen konnte. Nicht etwa, daß er sich einbildete, jemand aus dieser Gruppe könnte etwas mit den Sabotageakten zu tun haben. Nein, er war nur daran interessiert, innerhalb kürzester Zeit möglichst viel über »W.T.A.« und die Arbeitsweise des Unternehmens zu erfahren.
    Am Trafalgar Square stoppte das Fahrzeug. Miß Barlowe zeigte mit dem Finger auf die Nelson-Säule,

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