Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
03 Göttlich verliebt

03 Göttlich verliebt

Titel: 03 Göttlich verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Angelini
Vom Netzwerk:
geschwommen?« Er schüttelte den Kopf. »Das Eis schimmert unter Wasser milchig blau. Das ist …« Sie verstummte und lächelte schüchtern. »Vielleicht können wir das mal zusammen machen.«
    Das Schweigen zwischen ihnen dehnte sich aus, als sie sich ansahen. Sie konnte hören, wie ihr Puls in ihren Ohren hämmerte und wusste, dass Hector es auch hörte.
    »Bist du in deiner Kindheit viel gereist?«, fragte er schließlich.
    »Als ich klein war. Bevor meine Mutter ihrer eigenen Wege ging.« Andy schaute auf ihren Becher. »Sirenen ziehen ihre Kinder nicht auf, wie Menschen es tun. Meine Mom ist viel länger bei mir geblieben, als es die meisten anderen getan hätten. Sie hat sich wirklich Mühe gegeben.«
    »Und wann ist sie ihrer eigenen Wege gegangen?«, fragte Hector und benutzte absichtlich Andys Formulierung.
    »Als ich sieben war, hat sie mich in ein Internat gesteckt.« Sie sah, wie Hector mitfühlend das Gesicht verzog. »Wenn man es laut ausspricht, klingt es ziemlich fies, nicht wahr?«
    »Allerdings«, bestätigte er grinsend. »Dann muss das hier ja ein Schock für dich sein. Plötzlich ein Teil meiner großen, verrückten Familie zu sein.«
    »Nein, es gefällt mir«, beteuerte Andy sofort, die natürlich gemerkt hatte, dass er sie zu seiner Familie zählte. »Ich liebe es sogar.«
    Es fühlte sich an, als würden sich in ihrem Innern warme Bläschen ausbreiten und Räume ausfüllen, von denen sie gar nicht gewusst hatte, dass es sie gab, und plötzlich wollte sie Hector nur zu gern berühren. Sie lehnte sich dichter zu ihm und hoffte, dass er den Rest übernehmen würde.
    »Andy. Du bist Gast in meinem Haus. Da gibt es Regeln zu beachten«, flüsterte Hector flehentlich. Sie schaute erschrocken zu ihm auf. »Du hast noch nicht viel Zeit mit Männern verbracht, nicht wahr?« Es war eigentlich keine Frage, aber sie schüttelte dennoch den Kopf. »Zieh dein Nachthemd hoch«, sagte er freundlich.
    Andy hakte einen Finger unter den verrutschten Träger und schob ihn zurück über ihre Schulter. Sie genoss es, wie Hector jeder ihrer Bewegungen folgte, als versuchte er, etwas zu lesen, das auf ihrer Schulter geschrieben stand.
    »Komm mit«, seufzte er bedauernd. Er stand auf, nahm ihre Hand und führte sie nach oben bis vor die Zimmertür seiner Schwester.
    »Es tut mir leid«, sagte sie, weil sie spürte, dass sie etwas falsch gemacht hatte.
    »Du weißt nicht einmal, wofür du dich entschuldigst, stimmt’s?«, fragte Hector grinsend.
    »Nein, keine Ahnung«, gestand sie und kam sich dabei ein bisschen albern vor.
    Er beugte sich über sie und seine Lippen streiften ihre Wange. Andy spürte, wie sich ein Schauer von der Stelle ausbreitete, an der er sie geküsst hatte, ähnlich den kreisförmigen Wellen auf der Oberfläche eines Teichs.
    »Ich zeige es dir später«, versprach er.
    Hector öffnete die Tür zu Ariadnes Zimmer und schob eine ziemlich verwirrte Andy hindurch.
     
    Helen setzte sich im Bett auf. Begrüßt wurde sie vom Rauschen der Wellen und der klaren Seeluft, vermischt mit dem Duft der Blüten des Regenwaldes, die Helen in feuchte Wärme hüllten.
    Mit beiden Händen fuhr sie über das frische Bettlaken und fühlte die Vertiefung neben sich, die immer noch nach Lucas duftete. Sie schwang ihre nackten Beine aus dem Bett und schlug das feine Moskitonetz auf. Der glänzende Teakholzboden war angenehm kühl. Ein Windspiel aus Muschelschalen wies ihr den Weg zur Tür der Hütte und Helen ging barfuß darauf zu.
    Unter der glitzernden blaugrünen Wasseroberfläche lagen Korallenriffe voller Leben. Weit draußen ragten unglaublich steile und grüne Inseln aus der funkelnden See wie die Ellbogen eines Riesen.
    Helen ging einmal um die Veranda herum und erkannte, dass ihre kleine Hütte auf Stelzen mitten im Wasser der flachen Bucht stand. Jetzt entdeckte sie auch Lucas, der schon bei Tagesanbruch schwimmen gegangen war.
    Helen setzte sich neben einer misstrauisch dreinschauenden Meeresschildkröte auf die Veranda und sah Lucas zu, wie er mit einem Zitronenhai herumalberte. Sie wusste genau, dass die Tiere hier nicht zahm waren, denn sie hatte sie erschaffen.
    Die Meeresschildkröte hatte nicht die Absicht, ins Wasser zu gehen, solange sich dort ein Untier mit so spitzen Zähnen herumtrieb. Das konnte Helen sehr gut verstehen. Der Respekt vor den Kräften anderer Tiere war nichts, mit dem Helen herumspielte, auch nicht im Paradies. Wozu sollte man einen Hai erschaffen, der ungefährlich war?

Weitere Kostenlose Bücher