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03 Göttlich verliebt

03 Göttlich verliebt

Titel: 03 Göttlich verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Angelini
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Anscheinend waren ihm Kassandras Gefühle wichtiger als die Tatsache, dass er gerade ein Verbrechen begangen hatte, das mit dem Tode bestraft wurde.
    Das Orakel war unantastbar. Helena konnte nicht fassen, dass die Parzen diese Verbindung überhaupt zugelassen hatten. Soweit sie wusste, verhinderte das Schicksal, dass es zu Intimitäten mit einem Mann kam. Die Orakel konnten es zwar versuchen, aber der Mann, auf den sie ein Auge geworfen hatten, erlitt grundsätzlich einen tödlichen Unfall, wurde in ein weit entferntes Land befördert und tauchte nie wieder auf, oder es kam zu einem anderen schrecklichen Zwischenfall, bevor die beiden die Gelegenheit hatten, den Liebesakt zu vollziehen. Aus irgendeinem Grund war das hier anders. Entweder wollten oder konnten die Parzen Aeneas keinen Einhalt gebieten.
    Kassandra lächelte und berührte den sinnlichen Mund ihres Liebhabers mit den Fingerspitzen. »Wie ich hörte, war dies beim ersten Mal zu erwarten. Aber das war es wert und ich würde es mit Freuden weitere tausend Mal erleben«, sagte sie ruhig.
    Er nahm ihre Hand und drehte sie so, dass er ihr einen Kuss auf die Handfläche geben konnte. »Es tut mir trotzdem leid«, wisperte er und legte ihre winzige Hand auf seine Brust, hinter der sich sein feinfühliges Herz verbarg.
    Kassandra sah schmachtend zu ihm auf. Aeneas hob sie hoch, setzte sie sich auf den Schoß und küsste sie. Einen Moment lang schwankte Kassandra vor lauter Emotion in seinen Armen, doch dann riss sie sich zusammen. Sie wich vor seinen Küssen zurück und schüttelte den Kopf.
    »Du musst gehen«, stieß sie undeutlich hervor. »Sofort, bevor uns jemand entdeckt.«
    »Ich gehe nirgendwohin«, widersprach Aeneas mit einem leisen Auflachen. »Ich werde dich nicht damit entehren, dass ich wegrenne, um meine eigene Haut zu retten.«
    Aeneas verlagerte sein Gewicht, damit Kassandra bequemer auf seinem Schoß sitzen und trotzdem noch jede Regung seines Gesichts sehen konnte, als er ihr einen Antrag machte.
    »Ich bin frei, mich wieder zu verheiraten«, sagte er lächelnd. »Meine Frau starb schon vor Jahren im Kindbett und meine Trauerzeit ist lange vorbei. Dein Bruder wird mein Leben verlangen für das, was ich dir angetan habe, aber ich habe jedes Recht, dich um deine Hand zu bitten, bis es dazu kommt.«
    Kassandra rückte ein wenig von Aeneas ab und schob ihn ein Stück zurück, damit sie einander besser ansehen konnten.
    »Ich bin nicht nur die Schwester meines Bruders, und dies ist kein alberner Fehltritt, der mit einer eiligen Heirat wiedergutgemacht werden kann«, sagte Kassandra, als hätte er nicht verstanden, worum es wirklich ging. »Ich bin Kassandra von Troja und das Sprachrohr der Parzen. Und du hast mich entweiht, Aeneas. Deine Strafe ist dir sicher.« Kassandra fuhr ihn barsch an, damit er begriff, was auf dem Spiel stand. »Du musst fliehen. Noch heute Nacht. Sofort. Oder du wirst sterben.«
    »Ich werde dich nicht verlassen, Kassandra. Ich werde das Risiko eingehen und Paris um Gnade anflehen. Wenn es sein muss, werde ich darum betteln, dass er mir dich zur Frau gibt. Aber ich werde nicht fliehen.« Ein schmerzlicher Ausdruck tauchte plötzlich auf seinem Gesicht auf. »Willst du denn nicht meine Frau werden? Ich dachte, dass du mich liebst.«
    Kassandra ließ den Kopf in die Hände sinken. Aeneas versuchte, sie zu beruhigen. Er streichelte sie, hielt sie in den Armen und drängte sie, ihn anzusehen. Als sie schließlich zu ihm aufschaute und ihn der Blick ihrer durchdringenden blauen Augen traf, sprach sie mit der ganzen Autorität des Schicksals.
    »Ich könnte dich nicht mehr lieben, wenn du zu mir kämest, mit der Sonne in der rechten Hand und allen Sternen des Himmels in der linken«, sagte sie zu ihm, und es klang so endgültig wie bei einem Begräbnis. »Ich könnte hundert Leben leben und mir keinen perfekteren Mann wünschen. Ich habe dich schon in dem Moment geliebt, als ich dich das erste Mal sah, und leider weiß ich mit Sicherheit, dass ich niemals wieder jemanden so sehr lieben werde wie dich.«
    Helena schlug das Herz bis zum Hals. Sie duckte sich hinter die Säule, die sie verbarg, und presste sich eine Hand an den Mund, um ihren Herzschlag zu beruhigen und den erstickten Laut für sich zu behalten, der ihr beinahe herausgerutscht wäre. Kassandra wusste, dass Troja in dieser Nacht fallen würde. Sie hatte Aeneas mit Absicht verführt, damit sie ihn zur Flucht zwingen konnte. Es war der verzweifelte Versuch, sein Leben

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