03 Göttlich verliebt
über dem Wasser gelebt, aber sie hatte mehr als nur einen Grund, zurückzugehen. Sie musste zu Orion, ihrem Beschützer, damit die Parzen sie nicht sahen, wenn sie versuchte, einen Weg zu finden, den Krieg mit den Göttern abzuwenden. Ihr blieb nicht mehr viel Zeit. Jetzt, wo sie ihre eigene Welt erschaffen hatte, würde Zeus hinter ihr her sein, und sie konnte nicht mit der Planung beginnen, solange sie nicht sicher war, dass die Parzen sie nicht beobachteten.
Sie hätte Lucas am liebsten alles erzählt, aber sie wusste, dass es unmöglich war. Sogar in ihrem eigenen Reich konnten die Parzen sie sehen, und wenn sie den Verdacht hatten, dass Helen sie austricksen wollte, würden sie einen Weg finden, sie von Orion fernzuhalten. Vielleicht wussten sie längst, was Helen vorhatte, aber sie war dennoch überzeugt, dass es ein schlechtes Omen war, es laut auszusprechen. Sie musste warten, bis sie wieder bei Orion war, bevor sie allen sagen konnte, was sie plante.
»Ich spüre deine Unruhe«, sagte Lucas mit einem nachsichtigen Lächeln. »Aber tust du mir einen Gefallen, bevor wir gehen?«
»Jeden.«
»Bring niemand anders in diese Bucht. Dieser Ort soll uns ganz allein gehören.«
»Für immer und ewig«, versprach sie.
13
L ucas warf einen letzten Blick auf das Paradies.
»Bereit?«, fragte Helen, die seine Hand umklammert hielt.
»Nein«, seufzte er und sah ihr in die Augen, in denen sich das Licht der aufgehenden Sonne spiegelte. »Aber lass uns trotzdem gehen.«
Es wurde so kalt, als würde man ihn in Eiswasser tauchen, und im nächsten Augenblick waren sie wieder in seinem Haus. Dort war es still, viel stiller, als er sein Zuhause jemals erlebt hatte.
»Hast du nicht gesagt, sie würden alle auf uns warten?«, fragte er beunruhigt.
»Das haben sie«, antwortete Helen zögerlich und rief im nächsten Moment schon lauthals nach Orion.
Eifersucht schoss durch Lucas’ Körper wie ein glühender Pfeil. Er versuchte, das Gefühl abzuschütteln, aber es ging nicht. Sie hielt immer noch seine Hand und trotzdem galt ihr erster Gedanke Orion. In Jederland konnte Helen Lucas verwöhnen und so tun, als wäre er der einzige Mensch auf der Welt, aber hier auf der Erde hatte sie einen anderen, den sie liebte – einen, der nicht ihr Cousin war.
»Mein Vater«, sagte sie und sah ihn Hilfe suchend an.
»Gehen wir zu ihm.« Er nutzte die Gelegenheit, seine Hand aus ihrer zu ziehen, bevor sie sah, was in seinem Herzen vor sich ging.
Lucas und Helen gingen nach oben, wo Kate über Helens Vater wachte, der immer noch schlief.
»Wieso bist du hier allein, Kate?«, fragte Helen aufgebracht. »Du bist nicht stark genug, um Daphne aufzuhalten, wenn sie wieder versucht, ihm Drogen zu geben.«
»Daphne ist mit allen anderen unten am Strand, um sich das Duell anzusehen«, berichtete Kate, die Lucas kritisch auf Verletzungen musterte. »Wo wart ihr?«
»Was für ein Duell?« Lucas sah Helen fragend an. Doch als sie nur verständnislos mit den Schultern zuckte, gab Kate ihnen die Kurzfassung von allem, was sich ereignet hatte, nachdem sie verschwunden waren.
»Was ist mit Orion?«, fragte Helen. »Phaon tut das doch nur, um ihn zu erwischen.«
Lucas biss die Zähne zusammen und versuchte, sich einzureden, dass es nicht anders zu erwarten gewesen war. Helen liebte Orion und dafür konnte er ihr keinen Vorwurf machen. Schließlich war es einfacher und weniger kompliziert für sie, sich in Orion zu verlieben.
»Orion ist nicht in Gefahr.« Kate schüttelte den Kopf. »Daedalus und Phaon durften sich keine … Wie heißen sie noch? Ersatzleute? Flügelmänner?«
»Sekundanten«, half ihr Lucas aus der Klemme.
»Ja, genau – sie durften keine Sekundanten auswählen.«
»Auch wenn Phaon überlebt, kann er Orion nichts tun«, versuchte Lucas Helen zu beruhigen. »Weil Orion ihn in einem Zweikampf mühelos besiegen würde.«
»Aber wenn Phaon gewinnt und Daedalus tötet …«, begann Helen.
»Wenn er gewinnt, dann gewinnt er. Dafür darf sich niemand an ihm rächen. Nicht einmal Orion.« Lucas beobachtete, wie Helen diese Information aufnahm. »Es ist besser so. Das Töten muss irgendwann ein Ende haben.«
Helen nickte schließlich, denn sie musste es akzeptieren, auch wenn es ihr schwerfiel. Lucas ging es nicht anders. Er wollte auch nicht, dass ein mordender Kinderschänder davonkam, falls Daedalus gegen Phaon verlor, aber sie konnten nichts dagegen tun. Bei Duellen gab es strenge Regeln, und die Titanin Hekate, die
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