03 Göttlich verliebt
kämpfen, wenn Ihr ihn nicht heiratet. Es würde viele Tote geben.«
Sie sahen einander an. Guinevere konnte es immer noch nicht fassen.
»Ich habe eine kleine Schwester – eine Halbschwester auf der Seite meines Vaters. Sie ist erst zehn, aber in ein paar Jahren …«
»In ein paar Jahren werden Tausende ihr Leben verloren haben«, sagte Lancelot leise. Er wandte den Kopf ab und zwang sich, sie nicht länger anzusehen. »Ihr müsst Artus heiraten oder es kommt zum Krieg.«
4
M it einem Krachen landete Helen auf dem Boden.
»Wa-was war das?«, stieß Ariadne erschrocken hervor und fuhr im Bett hoch.
»Ich«, knurrte Helen vom Fußboden und rieb sich die Beule an ihrem Kopf. »Ich bin runtergefallen.«
»Du bist von der Couch gefallen?«, fragte Andy ungläubig. »Ich dachte immer, ihr Halbgöttinnen wärt so anmutig. Dass ihr aus Tautropfen und Rosenblättern und solchem Schrott gemacht wärt.«
»Nein, das sind Feen«, sagte Ariadne glucksend. »Bis auf den Schrott natürlich.« Helen spähte über den Rand der bebenden Matratze und musste feststellen, dass die beiden einen ausgewachsenen Kicheranfall hatten.
»So witzig war es nun auch nicht«, murrte Helen und stand auf, um Andy aus dem Bett zu helfen. »Ich sterbe vor Hunger. Lasst uns frühstücken.«
Helen platzierte sich zwischen Ariadne und Andy und stützte die beiden, als sie mühsam auf den wundervollen Duft von Speck und Muffins zuhumpelten, der ihnen aus der Küche entgegenzog.
»Du bist neu hier«, stellte Kate freundlich fest, als die drei die Küche betraten.
»Äh … ja«, sagte Andy und schlug die Augen nieder. »Sie haben mich hergebracht«, murmelte sie und deutete auf Helen und Ariadne.
»Das ist das Mädchen, das angegriffen wurde«, erklärte Ariadne. »Ihr Name ist Andy.«
»Lass dich ansehen«, sagte Noel mütterlich. Sie stellte das Blech mit den Muffins ab, das sie gerade aus dem Ofen geholt hatte, und sah Andy prüfend an. Ihr Mitgefühl war ihr deutlich anzusehen und sie schüttelte den Kopf. »Du bist ja schlimm zugerichtet. Aber was ich nicht verstehe – eigentlich bin ich gut darin, die verschiedenen Scion-Typen zu erkennen, aber dein Gesicht kann ich nicht unterbringen.«
»Sie ist kein Scion, Tante Noel«, sagte Ariadne. »Sie ist zur Hälfte eine Sirene.«
Andy lehnte sich unbewusst ein wenig stärker bei Helen an, und ihre Augen huschten umher, als erwartete sie, dass etwas Schreckliches passieren würde.
»Oh-oh!«, sagte Noel mit gespieltem Entsetzen und griff sich an die Brust. »Doch keine von diesen mörderischen Sirenen!« Dann lachte sie und drehte sich zum Herd, um die Muffins aus den Formen zu holen. »Setzt euch hin, Mädchen, bevor ihr aus den Latschen kippt.«
Helen fühlte deutlich, wie Andy vor Verwirrung erstarrte. Sie half ihr, zwischen sie und Ariadne auf die lange Holzbank zu rutschen.
»Ist das wirklich okay?«, fragte Andy, als Ariadne ihr Rührei auf den Teller schaufelte. »Ich bin doch nicht eingeladen worden oder so. Ihr müsst mich nicht durchfüttern.«
»Ha! Versuch mal, in diesem Haushalt nichts zu essen«, sagte Helen. Dann sah sie Andy mit großen Augen und ernstem Blick an, schüttelte eindringlich den Kopf und hauchte wortlos »Iss!«. Ariadne nickte zustimmend und die drei Mädchen mussten ein Kichern unterdrücken.
»Helen, dein Vater ist heute Morgen für ein paar Sekunden aufgewacht«, berichtete Kate, als sie die Pfanne mit dem brutzelnden Speck vom Herd nahm und zum Tisch trug.
Plötzlich hatte Helen einen ganz trockenen Mund. »Ich habe gestern nach ihm gesehen, bevor wir …«
»Es ist in Ordnung«, unterbrach Kate sie beruhigend. »Das sollte kein Vorwurf sein. Ich wollte nur, dass du immer auf dem Laufenden bist, wie es ihm geht.«
»Hat ihm schon jemand etwas gesagt?« Helen hatte keine Ahnung, wie sie ihm alles beibringen sollte. Wusste er, dass sie ein Scion war? Sollte sie jetzt fragen, ob Jerry bereits wusste, dass er nicht ihr Vater war, oder wusste Kate auch noch nichts davon? »Hat Daphne …«
»Sie haben ein paar Worte gewechselt. Ich weiß aber nicht, worüber«, sagte Kate steif und wandte sich abrupt ab. »Er war bisher nie lange genug wach, um eine vernünftige Unterhaltung zu führen, aber er weiß, dass Beth wieder da ist.«
Helen nickte. »Beth« war der Deckname, den Daphne benutzt hatte, als sie Jerry ausgetrickst und Helen als Baby bei ihm gelassen hatte, bevor sie verschwunden war. Helen fragte sich, wie ihr Vater wohl damit
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