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03 Göttlich verliebt

03 Göttlich verliebt

Titel: 03 Göttlich verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Angelini
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Claire ihrer Frage anhängte, machte sie nicht gerade lustiger. Helen konnte kaum fassen, wie anklagend die Stimme ihrer Freundin klang, und warf einen Blick auf ihr Herz. Es war voller Furcht.
    »Das ist schrecklich. Du hast eine Welt erschaffen«, schnaufte Cassandra, die aus ihren eigenen Gedanken auftauchte und sich ein paar Minuten zu spät in die Unterhaltung einklinkte. »Zeus wird dich angreifen. Er muss gegen dich kämpfen oder er riskiert seinen Sturz. Das ist es, was die Parzen die ganze Zeit wollten. Dass die Kinder ihre Eltern stürzen.«
    »Ja«, bestätigte Helen. »Und bis die Scions die Götter stürzen, sitzen wir in diesem Zyklus fest und machen in jeder neuen Generation dieselben Fehler wie unsere Vorfahren, bis die Parzen endlich kriegen, was sie wollen.«
    »Apoll hat etwas ganz Ähnliches gesagt«, berichtete Hector und nickte zustimmend. »Und nachdem er ein paar Tausend Jahre auf dem Olymp festgesessen hat, ist er jetzt mehr als kampfbereit.«
    Die Familie bombardierte Helen mit Fragen, doch während die anderen anfingen, über die Vor- und Nachteile des Kämpfens oder Nichtkämpfens zu diskutieren, spürte Helen, wie Lucas in Jederland aufwachte, und richtete ihre Aufmerksamkeit freudig auf ihn. Er machte sich Sorgen um sie. Deshalb ließ sie neben ihm auf dem Kopfkissen einen Zettel erscheinen, der ihn informierte, wo sie war und was sie der Familie erzählt hatte.
    »Moment noch – eine Frage«, sagte er laut, bevor er ihre Notiz las.
    Komischerweise hörte Helen nicht, wie er es sagte. Die Worte tauchten einfach in ihrem Kopf auf, verbunden mit ihrer Vorstellung von Lucas. Es war wie ein verrückter siebter Sinn, viel feiner als richtiges Hören, und sie wusste, dass sie es ausblenden konnte, wenn sie wollte. Aber sie wollte nicht. Sie wollte so viel Zeit damit verbringen, wie sie konnte, Lucas in ihrer Welt und in ihrem Kopf zu spüren.
    »Was denn?«, antwortete Helen und platzierte die Worte so sanft in seine Gedanken, dass er nicht von einer vom Himmel dröhnenden Stimme erschreckt wurde oder von etwas, das sich anhörte, als stammte es aus dem Alten Testament.
    »Kannst du es richtig warm werden lassen? Was habt ihr Mädels aus Neuengland nur mit eurem Schnee? Ich bin in Cádiz aufgewachsen. Ich mag Sonne.«
    Helen lachte laut auf und stellte sich einen warmen Ort für Lucas vor.
    »Helen?«, sagte Orion und berührte ihren Arm, um ihre Gedanken wieder auf die Erde zurückzuholen. Sie sah ihn an und erkannte, dass ihn ihr merkwürdiges Verhalten erschreckt hatte. Er hatte Angst vor ihr. Das hatten sie alle – besonders Claire. Helen war klar, dass sie eigentlich mit Claire reden musste, aber sie hatte jetzt keine Zeit für Erklärungen. Sie wollte so schnell wie möglich zurück zu Lucas und in ihr eigenes kleines Paradies.
    »Ich muss gehen«, sagte sie entschuldigend und sah Orion an. »Geh nicht weg, okay?«
    »Ich werde hier sein«, antwortete Orion.
    Helen stand vom Tisch auf und ging ein paar Schritte zur Seite, um nicht alle anderen einzufrieren, wenn sie ein Portal öffnete. Sie sah Noel an und versicherte mit fester Stimme: »Ich komme bald mit Lucas zurück. Versprochen.«
    Dann verschwand sie.
     
    Irgendwo zwischen der Erde und Jederland öffnete Helen die Augen. Sie hatte die Erinnerungen, die sie durch den Fluss Lethe geerbt hatte, schon so oft durchlebt, dass sie mittlerweile sofort erkannte, wenn es wieder geschah.
    Doch als sie diesmal neben Paris’ nacktem Körper aufwachte, betrachtete sie die Szene nicht wie eine neutrale Beobachterin. Es fühlte sich an, als passierte es ihr selbst in diesem Moment. Und von allen Erinnerungen, die bisher in ihrem Kopf aufgetaucht waren, war diese die schmerzhafteste.
    Es war die Nacht, in der Troja fiel.
    Helen betrat die Erinnerung, als Paris gerade eingeschlafen war, nachdem sie sich zum letzten Mal geliebt hatten. Sie fühlte, wie sein Körper schwer wurde, seine Muskeln sich entspannten und seine stahlharte Hand sich zur Faust ballte. Sie wäre so gern geblieben, hätte ihn im Arm gehalten und zugesehen, wie die Träume hinter seinen geschlossenen Lidern vorbeihuschten. Aber das ging nicht. Sie hatte einen Pakt mit Odysseus geschlossen und musste sich so bald wie möglich hinausschleichen und seinem widerwärtigen Plan folgen.
    Sie hatte längst um Paris geweint. Jetzt blieb ihr nur noch, auf ihre Tochter aufzupassen, damit wenigstens etwas von Paris überlebte, wenn alles vorbei war.
    Odysseus hatte lange gebraucht, sie

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