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03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen

Titel: 03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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hinein und streckte das Ei, das für ihn bestimmt gewesen wäre, Tanisha entgegen.
    Niemand bewegte sich. Es war, als könnte das Ei in Joshs rechter Hand sonst zerplatzen.
    Tanisha blickte auf die Gabe, dann in Joshs versteinertes Kindergesicht, in das die Angst vor erneuter Ablehnung geschrieben stand. Sie wischte sich zögernd die Tränen mit der flachen Hand weg und ging die wenigen Schritte zu Josh. Dann nahm sie ihm das Geschenk ab.
    „Danke.“
    Ihr flüchtiges Lächeln erlöste Josh aus seiner Erstarrung. Er drehte sich um und ging zum Kochhaus, die Korbschale mit den Eiern vor sich hertragend wie eine Reliquie.
    Die vielen fleißigen Hände hatten am Vortag im Urwald wieder zahlreiche Zutaten für Medizin besorgt, die ich noch ordnen musste. Sie lagen auf einem einfachen Holztisch in der Kräuterküche. Das mit einem weit herunterhängenden Palmwedeldach eingedeckte Häuschen war nach allen Seiten hin offen. Denn in der Mitte befand sich eine Feuerstelle und von der Decke hingen bereits fertig gebündelte Kräuter, die im sanften Luftzug trockneten. Nun sollte ich die bereitliegenden in der gleichen Weise zum Verkauf im Ort vorbereiten. Solche Arbeiten verrichtete ich gerne, sie machten den Kopf frei, um nachzudenken, und strengten nicht an.
    Gleichzeitig köchelte anderes in Tiegeln, manchmal stundenlang, bis die richtige Konsistenz erreicht war, um zum Beispiel eine Salbe herzustellen.
    Um mich herum sah es dabei zwangsläufig chaotisch aus.
    Während ich auf einem Hocker am Tisch saß, konnte ich von meiner zentralen Position aus sowohl nach Tanisha als auch nach Josh Ausschau halten. Von der Kräuterküche waren es rund zehn Meter bis zum großen Feuerplatz in der Mitte des Compounds. Tanisha musste sich nach unserer Aussprache erst mal sammeln, doch ich hoffte, sie würde sich mir irgendwann anschließen. Nur wir vier waren im Compound. Wie immer liefen die Hühner frei herum. Mein Sohn fegte mit einem kleinen Besen.
    Gelegentlich vergaß er die Ernsthaftigkeit seiner Arbeit, warf kleine Steine in die Luft und versuchte sie mit dem Kehrgerät fortzuschlagen. Insgesamt amüsierte er sich prächtig.
    Inzwischen war es Mittag geworden, und mein Sohn kam zu mir, um mir mitzuteilen, dass er mit dem Fegen fertig war. „Soll ich jetzt mit der Rassel anfangen?“
    Josh setzte sich neben mich auf den Boden. Ich zeigte ihm, wie die Schnur durch die Perlen gezogen und verknotet werden musste. Im nächsten Schritt sollten die geschmückten, sich kreuzenden Schnüre an zwei Stoffringen befestigt werden. So entstand nach und nach eine feinmaschige Bespannung. Es war eine Arbeit, die neben Konzentration auch Ausdauer erforderte, und ich sah Josh an, dass er sie nur anfänglich mit Begeisterung ausführte. Viel lustiger fand er es, einige bereits aufgefädelte Perlen gegen den hohlen Resonanzkörper der Kalebasse klicken zu lassen.
    Tanisha kam mit Faraa langsam näher. Sie merkte sofort, dass sowohl Josh als auch ich durchaus ihre helfende Hand gebrauchen konnten. Zunächst stand sie unschlüssig zwischen uns beiden, dann setzte sie sich neben meinen Sohn und begann, die Perlen aufzufädeln. Das wiederum gefiel ihrer Kleinen ganz und gar nicht. Tanisha löste das Tuch, in dem Faraa auf ihrem Rücken hing, und legte das Mädchen sanft neben sich.
    Ich wollte nicht den Eindruck erwecken, beide zu beobachten, und tat so, als wäre ich sehr beschäftigt. Plötzlich glaubte ich, auf der anderen Seite des Platzes, zwischen den hinteren Hütten, eine Bewegung ausgemacht zu haben. Ein dunkler Schatten huschte vorbei und verschwand. Ich war jedoch viel zu gebannt von der vorsichtigen Annäherung zwischen Josh und Tanisha, als dass ich wirklich aufmerksam geworden wäre. Kurz darauf wiederholte sich das Ganze. Beide Schatten waren in Richtung des Kochhauses unterwegs, das zwischen der Kräuterküche und meiner Schlafhütte lag.
    Blitzartig zuckte mir ein Gedanke durch den Kopf. „Tanisha, komm schnell, da sind Hunde im Compound). “, rief ich hektisch.
    Leider bin ich keine gute Läuferin. Ich humpelte, so rasch es ging, zum Kochhaus, blickte mich dabei nicht mehr nach den anderen um. Meine ganze Sorge galt den Vorräten. Wenn ich mit meiner Vermutung richtig lag, dann hatte sich die Meute, die ich in der Nacht gehört hatte, heimlich angeschlichen. Wir stellten ein ideales Ziel dar. Es gab Essen und kaum jemanden, der es verteidigte.
    Die Hunde waren nicht zu sehen. Ich vermutete sie im Kochhaus, das wegen seiner Wände

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