03 - Hinter dunklen Spiegeln
schon von Liebe? Was weißt du schon von echten Gefühlen?"
„Du willst Gefühle?" Er legte heftig seine Hände auf beiden Seiten ihres Kopfes an die Tür. Es erschreckte sie, doch sie blieb ruhig. „Du willst die Gefühle, die du in einem Mann erregst? Echte Ge-fühle, Engel, nicht irgendwelche, die ein Drehbuch vorschreibt? Und du meinst, du verträgst sie?"
„Lass mich in Ruhe", entgegnete sie leise.
„Vernünftig von dir, Angst zu haben."
„Du kannst mir keine Angst machen."
Er beugte sich näher. „Du zitterst aber."
„Ich bin wütend."
„Vielleicht. Vielleicht hast du aber auch Angst vor dem, was folgen könnte. Das ist keine extra für dich geschriebene Rolle, Carrie. Da ist es nicht so leicht, an- und abzuschalten."
„Geh mir aus dem Weg."
„Noch nicht. Ich will wissen, was du fühlst." Er presste seinen Körper leicht an ihren. „Ich will wissen, ob du fühlst."
Carrie verlor immer mehr den Boden unter den Füßen. Wenn er sie jetzt berührte, wirklich berührte, fürchtete sie, alles zu verlieren. Wie konnte sie ihm sagen, was sie fühlte, wenn das, was sie fühlte, so ganz gegen die Regeln war? Sie wollte gehalten werden, beschützt, umsorgt und geliebt. Wenn sie ihm das sagte, würde er doch nur lächeln und sich nehmen, was er wollte. Sie war schon einmal in ihrem Leben innerlich ausgebrannt zurückgelassen worden, und das würde ihr nie, niemals wieder geschehen.
Carrie hob das Kinn und wartete, bis seine Lippen sich ihren bis auf Zentimeter näherten. „Du bist nicht besser als der Mann, gegen den mich zu schützen ich dich eingestellt habe."
Er fuhr zurück, als hätte sie ihn geschlagen. Der entgeisterte Ausdruck auf seinem Gesicht ließ sie zwar wünschen, ihn zu berühren, doch sie presste sich nur gegen die Tür und wartete seinen nächsten Schritt ab.
„Zieh dir etwas an." Kirk wandte sich von ihr ab, ging zum Kühlschrank und holte sich ein Bier.
Sie hatte recht. Er riss den Ring von der Dose ab und nahm zwei kräftige Schlucke. Er hatte sie erschrecken, schwach werden lassen wollen. Er hatte sie verletzen wollen. Sie gefährdete seine Seelenruhe, die er gewaltsam wieder herstellen wollte. Der Abscheu vor sich selbst, den er deswegen jetzt in sich spürte, war ebenso ungewohnt und unangenehm wie die plötzliche Eifersucht, die vorhin in ihm aufgestiegen war.
Er hatte sich verordnet, einen Schritt
zurückzutreten, und war stattdessen einen Satz vorwärtsgesprungen und in einem ganz gefähr-lichen Morast gelandet. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich richtig schmutzig.
Als er Carrie zurückkommen hörte, warf er die Dose in den Mülleimer. Sie trug eine lachsfarbene Leinenhose mit einer farblich dazu abgestimmten Jacke mit Blumenmuster. Sie wirkte kühl, beherrscht und erinnerte in nichts an die ruhelose, suchende Frau, deren Rolle sie den ganzen Tag gespielt hatte.
Wortlos trat sie an ihm vorbei und ging zur Tür.
Sie legte ihre Hand auf die Türklinke, doch bevor sie sie herunterdrücken konnte, legte Kirk seine Hand über ihre. Er verfluchte sich im Stillen, als sie sich versteifte und ihm einen kühl abwägenden Blick zuwarf.
„Mit vollem Recht könntest du mir jetzt mit Schwung eine runterhauen."
Einen Augenblick sagte sie nichts. Dann seufzte sie nur müde und abgespannt. „Ich komme später darauf zurück."
Sie drückte die Türklinke fast mechanisch, und er verstärkte seinen Griff. „Carrie."
„Was?"
Er wollte sich entschuldigen. Normalerweise war das nicht seine Art, doch im Augenblick hätte er sich schrecklich gern bei ihr entschuldigt. „Nichts.
Gehen wir."
Die Rückfahrt verbrachten Carrie und Kirk schweigend, beide von ihren widersprüchlichen Empfindungen hin und her gerissen. Als sie vor Carries Haus ausstiegen, nahm Kirk plötzlich, ganz aus einem Impuls heraus, Carries Hand und ging mit ihr um das Haus herum.
„Was hast du vor?"
„Es ist Freitagabend, und ich bin es satt, in diesem Haus eingesperrt zu sein. Wir gehen essen."
Sie waren bei seinem Wagen angelangt, und Kirk nickte zu einem seiner Männer hinüber, die das Grundstück bewachten.
„Könntest du dir vielleicht vorstellen, dass mir nicht nach Ausgehen zumute ist?"
„Wohin ich gehe, gehst auch du." Er öffnete die Tür zum Beifahrersitz.
„Doran, ich habe eine harte Woche hinter mir, und ich bin müde. Ich will nicht in ein Restaurant gehen und angestarrt werden."
„Wer hat denn etwas von einem Restaurant gesagt? Steig ein, Engel." Mit sanftem Nachdruck
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