03 - Hinter dunklen Spiegeln
mit dem Mann, den sie liebte, sondern mit dem Mann, den sie lieben wollte.
Im Sektkübel stand der Champagner bereit, ein langer Schleier lag kunstvoll natürlich über dem Sessel, und der Tisch war überladen mit Rosen, die die Requisiteure laufend besprengen mussten, um sie im Scheinwerferlicht frisch zu halten. Don Sterling, ein relativ unbekannter Schauspieler, war -
hauptsächlich wegen seines Aussehens und seiner Ausstrahlung - für die Rolle des Mannes ausgewählt worden, den Hailey heiratete. Seine Nervosität ließ ihn die Szene immer wieder verpatzen.
In seinen Armen liegend, spürte Carrie, wie er sich verspannte. Absichtlich machte sie einen Fehler -
und kam ihm so zuvor -, in der Hoffnung, ihm so ein wenig von dem auf ihm lastenden Druck zu nehmen.
„Entschuldigung. Können wir fünf Minuten Pause machen, Mary? Ich bin etwas erschöpft."
„Sagen wir zehn", ordnete Rothschild an und wandte sich dann ihrem Assistenten zu.
„Wie wäre es mit einem Kaffee?" Carrie lächelte Don zu.
„Nur, wenn ich mich selbst darin ertränken kann."
„Trinken wir ihn doch erst." Sie zog ihn mit sich zu zwei Plätzen in einer relativ ruhigen Ecke. Als Kirk sich ihnen nähern wollte, schüttelte sie den Kopf und beugte sich näher zu Don. „Es ist eine schwere Szene."
„Sollte sie aber nicht sein." Er fuhr sich durch sein dunkles Haar.
Dankbar nahm Carrie eine Tasse Kaffee von Larry entgegen. „In dieser Szene sind wir gerade in unseren Flitterwochen. Es ist nicht immer ganz leicht, eine Bettszene mit jemandem zu spielen, den man gerade nur flüchtig kennt."
Er hielt den Kaffee, den Larry auch ihm gebracht hatte, mit beiden Händen und lachte gequält auf.
„Eigentlich bin ich ein Schauspieler."
„Ich auch."
„Du spielst die Szene doch mit links." Er nippte an seinem Kaffee und stellte ihn dann mit einem verärgerten Laut auf den Boden. „Ich will ehrlich sein. Du schüchterst mich völlig ein." Als sie nur eine Augenbraue hochzog, stieß er den Atem aus und vermied ihren Blick. „Als mein Agent mich anrief und mir sagte, ich bekomme diese Rolle und spiele mit dir, hat mich fast der Schlag getroffen", sagte er.
„Dann ist es natürlich nicht ganz einfach, sich leidenschaftlich zu geben. Meine allererste Liebesszene habe ich mit Scott Baron gedreht. Die Hollywood-Legende ... Der Mann mit dem größten Sexappeal der Welt. Ich musste ihn küssen, und meine Zähne klapperten vor Angst. Er nahm mich auf die Seite, kaufte mir ein Thunfisch-Sand- wich und erzählte mir Geschichten, die mindestens zur Hälfte gelogen waren. Doch dann sagte er etwas Wahres: Alle Schauspieler sind Kinder, und alle Kinder lieben es, Spiele zu spielen. Wenn wir die Spiele nicht mehr gut spielen, dann sind wir zu erwachsen und suchen uns richtige Jobs."
Die Spannung, die um seinen Mund lag, hatte sich schon gelegt. „Hat es geholfen?"
„Das - oder der Thunfisch. Auf alle Fälle sind wir wieder in die Kulisse gegangen und haben das Spiel gespielt."
„Du hast ihm in dem Film die Schau gestohlen."
Lächelnd hob sie ihre Tasse. „Man sagt es. Glaub aber nicht, ich würde es zulassen, dass du sie mir in diesem stiehlst." Mit nur einer kleinen Neigung ihres Kopfes schaffte sie es, sofort wieder Primadonna zu sein.
„Du hast den Ruf, kalt und berechnend zu sein", erwiderte er nachdenklich. „Ich hätte es nie erwartet, dass du so freundlich und nett bist."
„Erzähl es nicht weiter." Sie erhob sich und streckte ihm die Hand entgegen. „Und jetzt wollen wir diese Flitterwochen hinter uns brin- gen."
Jetzt lief die Szene wie am Schnürchen. Kirk wusste nicht, was Carrie während der kurzen Unterbrechung leise mit ihrem Kollegen besprochen hatte, aber das Eis war nun gebrochen. Er selbst wiederum hatte gelernt, nicht jedes Mal zu erstarren, wenn sie in den Armen eines anderen lag.
Die Beleuchtung täuschte Kerzenlicht vor. Carrie, in einem schenkellangen Hemdchen, und Don, der bis zur Taille nackt war, lagen im Bett. Die Kamera war fast direkt über ihnen. Auf Kommando wandten sie sich einander zu, als wären sie die einzigen Menschen weit und breit.
Carrie schien es leichtzufallen, Leidenschaft vorzutäuschen. Kirk fragte sich, ob sie überhaupt irgendwelche echten Gefühle hatte. Sie schaltete ihre Gefühle an und ab, wie es die Regie verlangte.
Wie eine wunderschöne Puppe, dachte er, außen ohne Makel und innen leer.
Und doch hatte er sie im Arm gehalten. Er hatte eine Ahnung der in ihr verborgenen Leidenschaft
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