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03 - Hinter dunklen Spiegeln

Titel: 03 - Hinter dunklen Spiegeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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drückte er sie auf den Sitz und warf die Tür zu.
    „Ich habe keinen Hunger", protestierte Carrie, als Kirk neben ihr Platz genommen hatte.
    „Aber ich."
    „Hat dir schon einmal jemand gesagt, dass dir jegliche Umgangsformen fehlen?"
    „Laufend."
    Er ließ den Motor an und schoss die Zufahrt hinunter. Carrie griff nach dem Sicherheitsgurt.
    „Wenn du den Wagen mit mir zu Schrott fährst, werden dich die Produzenten zur Schnecke machen."
    „Nervös?"
    „Du machst mich nicht nervös, Doran, ich fühle mich von dir nur belästigt."
    „Also ist doch jeder zu irgendetwas gut." Er stellte das Radio ein, und laute Rockmusik dröhnte heraus.
    Carrie schloss die Augen und bemühte sich, die hämmernde Musik zu überhören.
    Als der Wagen anhielt, blieb sie mit
    geschlossenen Augen bewegungslos sitzen. Sie war entschlossen, sich unbeteiligt zu geben. Draußen rauschte der Wochenendverkehr vorbei. Sie hatte keine Ahnung, wo sie waren, und redete sich ein, dass es sie auch nicht interessierte. Als Kirk die Tür öffnete und wieder schloss, rührte sie sich immer noch nicht, doch sie öffnete die Augen.
    Er ging auf einen Schnellimbiss zu, und beinahe hätte Carrie laut aufgelacht. Zu Hause könnte sie jetzt einen ausgezeichneten Wein und einen frischen Salat genießen, den ihre Köchin so würzig anzu-machen verstand. Der Himmel mochte wissen, was Kirk jetzt in der weißen Papiertüte zum Wagen mitbrachte. Sie würde einfach nichts davon essen, verordnete sie sich.
    Sie schloss wieder die Augen und bemühte sich, das - zugegeben wunderbare - Aroma zu ignorieren, das den Wagen füllte. Lächelnd sah Kirk zu ihr herüber, bevor er wieder losfuhr.
    Wieder hatte sie keine Ahnung, wohin die Fahrt ging, doch die Straße wurde kurvenreich und der Verkehr dünner. Das gleichmäßige
    Motorengeräusch brachte sie schnell in eine entspannt dösende Stimmung. Erst jetzt erkannte sie, wie sehr sie einfach einmal weg von allem musste, von ihrer Arbeit, ihrem Haus, vielleicht sogar von sich selbst. Es würde ihr direkt schwerfallen, Kirk dafür nicht dankbar zu sein. Aber auch das würde sie schon schaffen.
    Als der Wagen anhielt, blieb Carrie standhaft bewegungslos sitzen. Obwohl die Neugier ihr zusetzte, hielt sie die Augen fest geschlossen.
    Wortlos griff Kirk nach der Tüte, stieg aus und warf die Tür hinter sich zu.
    Unangenehm erinnerte Carries Magen sie daran, dass das Obst und der Käse mittags etwas wenig gewesen waren. Kirk hatte sie schon zu so vielen Dingen gezwungen, die sie nicht gewollt hatte, warum konnte er sie da nicht jetzt wenigstens zum Essen zwingen, damit sie ihr Gesicht wahren konnte? Aber nein, dachte sie gereizt, er steigt einfach aus, macht sich über das, was in der Tüte ist, her und lässt mich verhungern.
    Verärgert öffnete Carrie die Tür. Als sie sie wieder heftig hinter
    sich zuknallte, hallte das Geräusch in einem nicht enden wollenden Echo wider. Erstaunt sah sie sich um.
    So hoch in den Bergen war sie noch nie gewesen.
    Weit, weit unter ihnen erstreckte sich, so weit das Auge reichte, das flimmernde Licht von Los Angeles. Die Sonne ging gerade unter und tauchte den Himmel in eine fein abgestufte Farbpalette: Tiefblau ging in Hellblau über, dann unmerklich ins Malven-, Rosé- und Pinkfarbene, und alles glänzte wie von einem Goldfilm überzogen. Der erste Stern strahlte schon, als warte er sehnsüchtig darauf, dass sich auch die anderen zu ihm gesellten. Ein Windhauch flüsterte durchs Buschwerk, während die Carrie so vertraute Stadt in Glas eingeschlossen zu sein schien, so still war es.
    „Eindrucksvoll, nicht wahr?"
    Sie drehte sich um. Kirk lehnte an einem riesigen H. Der Hol- lywood-Schriftzug, erkannte sie und hätte fast gelacht. Sie hatte ihn schon so oft von Weitem gesehen, dass sie ihn schon nicht mehr wahrnahm. Von unten sah die Schrift weiß und unvergänglich aus. Doch aus der Nähe - wie die Stadt, die sie benannte - erwies sich alles als Schein: Sie war groß, etwas schmutzig, etwas verwittert und unten mit Graffiti bemalt.
    „Sie könnte einen neuen Anstrich vertragen."
    „Nein, so ist es ehrlicher." Kirk stieß gegen eine leere Bierbüchse. „Teenager kommen hierher, um sich zu treffen und zu flirten."
    „Und du?"
    „Mir gefällt einfach die Aussicht." Er kletterte über einige Felssteine und ließ sich am Fuß eines L
    nieder. „Und die Stille. Wenn man Glück hat, hört man hier nichts, nur ab und zu einen Kojoten."
    „Kojoten?" Carrie sah sich um.
    Kirk bemühte

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