03 - Hinter dunklen Spiegeln
stieß jedes Mal einen Fluch aus, wenn er das Gewicht über seinem Kopf hochdrückte. Neben ihm stand ein Trainer, der mit grimmigem Gesicht seine Bewegungen kontrollierte.
Die Geräte waren erstklassig, hatten aber schon lange ihren Glanz verloren.
Carrie trat näher. Der erste Mann, der sie sah, war ein junger Kerl, der Gewichte mit zwei Seilen die Wand hochzog. Er arbeitete gleichmäßig, die kraftvollen Bewegungen seiner Arme ließen die Adern an seinem Hals hervortreten. Er riss den Mund auf, und die Seile schnappten zurück an die Wand. Carrie lächelte ihm zu.
Hinter dunklen Spiegeln
Als sie vorsichtig um die Bank mit den Gewichten herumging, unterließ der Mann sein Fluchen, wofür ihm aber die Augen hervortraten. In weniger als zehn Sekunden war es ganz still in dem lärmenden Raum. Dann bemerkte sie Kirk.
Er hatte der plötzlichen Ruhe noch keine Aufmerksamkeit geschenkt, sondern schlug, mit dem Rücken zum Raum, auf einen Pun- chingball ein. Diese Schläge waren das einzige Geräusch. Es war ein herrliches Bild, er stand mit gespreizten Beinen und konzentrierte sich ganz auf die Schläge.
Der braune Lederball kam nicht einen Augenblick zur Ruhe. Carrie ging zu Kirk hinüber, wartete einen Moment und strich dann mit einem Finger über seinen Rücken.
„Hallo, Darling."
Mit einem Fluch wirbelte er herum, die Hände noch geballt und erhoben. Carrie hob eine Augenbraue, dann ihr Kinn, als wollte sie es ihm für einen Schlag anbieten.
„Zum Teufel, was machst du denn hier?"
„Dich beobachten." Sie stieß mit einem Finger gegen den Lederball. „Kannst du mir verraten, welchen Zweck es hat, auf dieses kleine Ding einzudreschen?"
„Du solltest mich anrufen." Er wischte sich über die verschwitzte Stirn.
„Ich hatte Lust auf einen Spaziergang. Außerdem wollte ich gern sehen, wo ein Mann wie du ...
auftritt." Betont bedächtig sah sie sich um.
„Faszinierend."
Heftig ergriff Kirk ihren Arm. „Du musst verrückt sein. Du hast hier nichts zu suchen."
„Und warum nicht?" Während Kirk sie in einen Nebenraum zog, warf Carrie dem Mann auf der Bank ein strahlendes Lächeln zu. Die Gewichte schlugen gegen den Sicherheitsriegel.
„Mit diesen Beinen kannst du hier unter gar keinen Umständen einfach hereinspazieren."
„Ich habe keine anderen."
„Setz dich." Er drückte sie auf einen alten Plastikstuhl. „Was, zum Teufel, soll ich bloß mit dir machen?"
„Da gibt es verschiedene Möglichkeiten."
„Verdammt, das ist kein Spaß. Carrie, wir haben eine Abmachung getroffen. Du solltest anrufen. Und das hat seine Gründe."
„Kirk, es ist ein herrlicher Nachmittag, und es ist nicht weit. Es gibt für mich wenig Gelegenheit, durch Los Angeles zu bummeln, da konnte ich einfach nicht widerstehen. Wenn du mir allen Ernstes sagen willst, dass ich mitten am Tag das kurze Stück auf einer belebten Straße nicht mehr allein gehen kann, dann werde ich wirklich verrückt."
„Du sollst ohne mich nirgends hingehen. Das haben wir abgemacht, und ich habe geglaubt, du würdest dich daran halten."
„Komm, reg dich nicht auf." Sie erhob sich und legte ihre Hände auf seine nackte Brust.
„Ich bin völlig verschwitzt", entgegnete er halblaut und umfasste ihre Handgelenke.
„Ich merke es. Ich weiß zwar nicht, was Männer an Orte lockt, die wie alte Socken eines Sportlers riechen, aber wenn du dich damit in Form hältst", anerkennend sah sie an ihm herunter, „dann sollte ich mir zu Hause direkt auch einen Fitnessraum einrichten. Vielleicht kannst du ja dann deine Höchstleistungen noch einmal steigern."
„Komme nicht vom Thema ab."
„Welches Thema hatten wir denn?"
„Ich will nicht, dass dir etwas zustößt."
Sie kam näher. „Warum? Du bist für diese Woche doch schon bezahlt worden."
„Mir geht es nicht um das verdammte Geld", entgegnete er heftig.
„Worum geht es dir denn, Kirk?"
„Um dich", stieß er zwischen den Zähnen hervor.
„Mach so etwas nicht noch einmal."
„In Ordnung, tut mir leid."
„Ich muss duschen. Bleib solange hier."
Als er die Tür hinter sich zuwarf, setzte sich Carrie wieder. Er sorgte sich um sie. Sie schloss die Augen. Und er hatte es ausgesprochen. Sie hatte es mit eigenen Ohren gehört. Jetzt musste sie ihn nur noch dazu bringen, dass eine solche Verbindlichkeit ihn nicht mehr verärgerte.
„Wie lange willst du noch wütend sein?"
Sie fuhren nach Hause, und nach fünfzehn Minuten brach Carrie das Schweigen.
„Ich bin nicht wütend."
„Du beißt
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