03 - Hinter dunklen Spiegeln
meinte sie zu Kirk und zeigte an den Fuß der Treppe. „Du kannst sie später hochtragen."
„Danke."
Sie begegnete seinem Sarkasmus mit einem unbeschwerten Lächeln. „Geht ihr zwei doch ins Wohnzimmer, und macht euch einen Drink. Ich will schnell der Köchin Bescheid sagen, dass wir zum Dinner zwei mehr sind." Sie warf Kirk noch einen unauffällig warnenden Blick zu, bevor sie die Eingangshalle durchquerte.
„Also, mein Sohn, ich kenne Sie zwar nicht", Frank gab Kirk einen kräftigen Schlag auf den Rücken, „aber ich könnte tatsächlich einen Drink gebrauchen." Er betrat das Wohnzimmer und strebte zielsicher auf die Bar zu. „Was wollen Sie?"
„Scotch."
„Jedem das Seine." Mit einem zufriedenen Schnalzen hatte er die Whiskyflaschen entdeckt und goss zwei reichlich bemessene Drinks ein. „Kirk, nicht wahr? Warum trinken wir nicht auf mein Mädchen?" Kräftig stieß er sein Glas gegen Kirks, ungeachtet des kostbaren Ro- senthal-Kristalls, und nahm dann einen tiefen Schluck. „Also, mein Sohn, nehmen Sie doch Platz." Er schien sich in der Rolle des Gastgebers zu gefallen und zeigte auf einen Sessel, bevor er sich selbst setzte. Und dann wurde sein Blick plötzlich wachsam und scharf. „Was haben Sie mit meiner Tochter zu tun?"
„Dad." Erleichtert, gerade im rechten Augenblick zu kommen, betrat Carrie den Raum und nahm auf der Sessellehne ihres Vaters Platz. „Du musst ihn entschuldigen, Kirk. Er war noch nie der Fein-fühligste."
Kirk betrachtete seinen Scotch. „Für mich war das eine ganz vernünftige Frage."
„Na also." Zufrieden nickte Frank. „Wir verstehen uns."
„Es würde mich nicht überraschen." Zärtlich fuhr Carrie ihrem Vater durchs Haar. „Aber erzähl doch, wie war es in Las Vegas?"
„Mit Vergnügen." Er nahm noch einen Schluck Whisky, dessen weicher Geschmack ihm
offensichtlich zusagte. „Wenn du erklärt hast, warum du einen ausgebildeten Gorilla an deinem Tor Wache stehen lässt."
„Ich habe dir doch gesagt, das Sicherheitssystem ist verbessert worden." Sie wollte aufstehen, doch Frank legte seine Hand auf ihr Knie.
„Du führst doch einen alten Mann nicht hinters Licht, Prinzessin?"
Der Versuch wäre sinnlos, gestand sie sich ein und lehnte sich zurück. „Ich habe einige dumme Anrufe bekommen, das ist alles. Darum habe ich Vorsichtsmaßnahmen getroffen."
„Was für Anrufe?"
„Einfach dumme Anrufe."
„Carrie ..." Er kannte seine Tochter zu gut. Uber dumme Anrufe würde sie lachen und sie sofort vergessen. „Bedroht dich jemand?"
„Nein. Nein, so etwas ist es nicht." Sie fühlte sich in die Ecke gedrängt und warf Kirk einen bittenden Blick zu.
„Ich bin immer noch für die Wahrheit", meinte der nur.
„Danke für deine Hilfe."
„Halt den Mund", befahl Frank ihr mit einer für ihn so ungewöhnlichen Autorität in der Stimme, dass Carrie ihm augenblicklich gehorchte. „Sie erzählen mir, was passiert", wandte er sich dann an Kirk.
„Und was Sie mit der Sache zu tun haben."
„Kirk ..."
„Caroline Margaret Louise O'Hara! Halte den Mund und sei still."
Kirk lächelte. „Guter Trick."
„Ich wende ihn nur selten an, um seine
Wirksamkeit nicht abzunutzen." Frank trank den Rest seines Whiskys aus. „Lassen Sie hören."
Kurz und präzise fasste Kirk die unheimlichen Ereignisse zusammen. Während er sprach, zogen sich Franks Augenbrauen zusammen, sein
schmales Gesicht rötete sich, und seine Hand ballte sich zur Faust.
„Ekelhafter Bastard." Wie ein bissiger Terrier sprang Frank von seinem Sessel hoch. „Wenn Sie Detektiv sind, Kirk Doran, warum, zum Teufel, haben Sie ihn dann noch nicht geschnappt?"
„Weil er bis jetzt keinen Fehler gemacht hat. Aber er wird, und ich finde ihn."
„Wenn er meinem Mädchen etwas antut ..."
„Er wird gar nicht in ihre Nähe kommen", unterbrach Kirk ihn ruhig. „Weil er dann erst an mich gerät."
Frank beherrschte seine Wut - etwas, das er selten tat - und musterte Kirk. Frank war immer stolz auf sein gutes Einschätzungsvermögen anderer Menschen gewesen. Davon hatte er immer seine Entscheidung abhängig machen können, ob er die Faust gehoben oder gelacht hatte und
zurückgewichen war. Dieser Mann vor ihm war hart und entschlossen. Wenn er seine Tochter jemandem anvertrauen musste, dann ihm.
„Aha, Sie wohnen hier, in diesem Haus, mit Carrie."
„Richtig. Ich passe auf sie auf, Mr. O'Hara. Darauf haben Sie mein Wort."
Frank zögerte nur einen Moment, bevor er lächelte. „Wenn nicht, ziehe ich
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