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03 - komplett

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Titel: 03 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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äußerst dankbar zeigen müssen, weil ich dich vor dem üblen Ruf gerettet habe, ein gefallenes Mädchen zu sein.“
    Sylvie reckte das Kinn und richtete den eisigen Blick auf ihn.
    „Ich bin kein herzloses Monster.“ Die Belustigung in seiner Stimme zeigte, dass ihr stolzes Auftreten ihn keineswegs beeindruckte. „Ich gebe dir etwas Zeit, über meinen Antrag nachzudenken. Am Samstag um zwei Uhr komme ich wieder. Ich hoffe, dass bei dieser Gelegenheit deine Schwester und dein Schwager ebenfalls anwesend sind. Ich freue mich schon darauf, unsere glückliche Nachricht mit deiner Verwandtschaft zu teilen.“

13. KAPITEL
    Rasch lehnte Sylvie sich in der Droschke zurück, als eine andere Kutsche neben ihrem Fenster auftauchte. Die Frau, die darinnen saß, hob affektiert ihre Lorgnette und blickte hindurch, worauf Sylvie schon befürchtete, die alte Hexe hätte ihr angesehen, dass sie schamloserweise einen Gentleman aufsuchen und um seinen Schutz bitten wollte. Als der Landauer mit seinem neugierigen Passagier endlich vorbei war, beugte sich Sylvie erneut vor, um aus dem Fenster zu schauen. Die Strahlen der Frühlingssonne wärmten ihr Gesicht durch die Scheibe hindurch.

    Vor wenigen Minuten hatte sie dem Fahrer Anweisung gegeben, sie in die Upper Brook Street zu bringen, und sich atemlos auf die harte, schäbige Bank in der Droschke fallen lassen. Nun, da sie sich langsam beruhigte, fragte sie sich, warum sie ausgerechnet Lord Rockingham um Hilfe bitten wollte, den sie kaum kannte, statt sich ihrer Schwester anzuvertrauen, sobald diese nach Hause kam. In ihrer Hast und Verzweiflung war ihr gar nicht in den Sinn gekommen, dass Seine Lordschaft möglicherweise nicht mit ihren Problemen belästigt werden wollte.
    Dieser Gedanke plagte sie nun. Zu viele Missverständnisse hatten ihre Bekanntschaft getrübt und sie wusste nicht mit Sicherheit, ob er ihren Streit inzwischen begraben hatte und sie Freunde geworden waren. Einerseits hatte er gestern mit ihr geflirtet und mitfühlend ausgesehen, als Guy die schreckliche Nachricht von John überbrachte. Andererseits war Hugo der Sohn seines Paten, und schon allein aus diesem Grund könnte sich Lord Rockingham loyal ihm gegenüber zeigen. Vielleicht war er auch der Ansicht, dass es Sache ihrer Familie war, Hugo zur Rede zu stellen, nicht die seine. Er könnte hinzufügen, dass sie zudem drei Schwäger hatte, die sie beschützen konnten, wenn sie ihrem Vater die Aufregung ersparen wollte.
    Trotz ihrer Zweifel konnte sie indes nicht glauben, dass der Mann, den sie ganz unwillkürlich um Schutz bitten wollte, sie im Stich lassen würde. Lord Rockingham hatte ihr Geheimnis bewahrt und damit ihr Vertrauen errungen. Obwohl er ihr Handeln nicht guthieß, hatte er sie loyal und respektvoll behandelt. Wenn er erst wüsste, dass Hugo Robinson sie niederträchtig erpresste, würde er sich gewiss der Sache annehmen und alles regeln. Dessen war sie sich sicher.
    Dann schoss ihr ein anderer Gedanke durch den Kopf. Was sollte sie tun, wenn er nicht zu Hause war? Möglicherweise war er ausgegangen, höchstwahrscheinlich sogar, es war ein wunderschöner Frühlingsnachmittag, und kaum jemand aus der feinen Gesellschaft würde sich bei solch herrlichem Wetter im Haus aufhalten. Ein seltsames Gefühl, Erleichterung und Enttäuschung zugleich, erfasste sie.
    Sie schaute aus dem Fenster auf die Kutschen und Spaziergänger, die sich auf den Wegen tummelten. Plötzlich fiel ihr ein nobles Gefährt ins Auge, das geschickt an langsameren Lastkarren vorbeigelenkt wurde. Es war eine Karriole, gezogen von zwei kohlschwarzen Pferden ...
    Lord Rockingham selbst saß auf dem Kutschbock – seine elegante Begleiterin war unter dem breiten Rand ihres Strohhutes nicht zu erkennen. Eilig gab Sylvie ihrem Kutscher neue Anweisungen.
    „Was?“, bellte der Mann. Sein verärgerter Ton ließ keinen Zweifel daran, dass er weder erfreut noch damit einverstanden war, die Fahrt zur Upper Brook Street abzubrechen.
    „Welche Kutsche meinen Se denn überhaupt?“, fragte er, zog an den Zügeln und ließ die Pferde Schritttempo gehen.
    „Die Karriole mit den schönen schwarzen Pferden, dort drüben.“ Sylvie deutete mit dem Finger und lehnte sich etwas weiter aus dem Wagenfenster, um dem Kutscher die Karriole zu zeigen, die sich nun schnell in die entgegengesetzte Richtung entfernte. „Könnten Sie nicht einfach umdrehen und ihm folgen?“
    „Sicher doch, natürlich kann ich“, murmelte der Kutscher spöttisch.

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