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03 - komplett

03 - komplett

Titel: 03 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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ihn je bekommen, würde ich ihn nie versetzen, wenn er mich abholen käme. Ich wollte nie die Gefahr eingehen, ihn mir von einer anderen Frau wegschnappen zu lassen. Aber ich muss ja auch sehr naiv gewesen sein, denn ich erkannte nicht, dass es dir gar nicht so wichtig war, ob eine andere Frau ihn von dir fortlockte oder nicht, stimmt’s? Du hast ihn nie wirklich geliebt, nicht wahr?“
    „Ich versetzte ihn nicht. Ich wollte nur ... er sollte begreifen, dass ich nicht bereit war, zu seiner Verfügung zu stehen und zu warten, bis Papa und er nichts Besseres zu tun hatten“, sagte Rachel mit rauer Stimme. „Was tat er, als er dich entdeckte?
    Wahrscheinlich schickte er dich weg. Er schien nie besonders viel für Kinder übrig zu haben.“

    „Oh nein, er war sehr freundlich. Er wartete, bis du und die anderen Gäste in den Salon gegangen wart. Dann kam er zu mir und unterhielt sich mit mir. Hätte Mama mich um diese späte Zeit in meinem Nachthemd, noch dazu barfuß, gesehen, wäre sie ohnmächtig geworden.“
    „Zweifellos ...“, erwiderte Rachel und bat June mit erwartungsvollem Blick um die Fortsetzung der Geschichte.
    „Ihr wart zuvor zusammen in der Oper gewesen. Ich weiß noch, es war Mozarts Zauberflöte, weil Connor mir das Programm und die weiße Rose aus seinem Knopfloch gab. Er sah prächtig aus, fand ich, mit seinem glänzenden schwarzen Haar und dem tiefroten Rock.“ June lächelte verlegen. „Ich habe das Programm immer noch, und die Rose habe ich gepresst. Warum ich beides so lange behalten habe –
    immerhin sechs Jahre – weiß ich nicht. Wie seltsam. Und jetzt stehe ich kurz vor der Hochzeit. Ich bin verliebt, und trotzdem bewahre ich Andenken an einen anderen Mann auf.“ Sie schüttelte verwundert den Kopf. „Ich war sicher, er hätte dir davon erzählt und dass ihr meine alberne Vernarrtheit amüsant gefunden habt.“
    „Nein, er hat nie etwas davon erwähnt“, sagte Rachel leise. „Ich wusste nichts davon.“ Sie nahm ein Kleid aus dem Schrank, faltete es sorgfältig und legte es in die Reisetruhe. Dann lachte sie plötzlich. „Umso besser also, dass er seitdem bewiesen hat, wie unfreundlich er in Wirklichkeit ist, sonst würden wir womöglich noch immer seinem billigen irischen Charme nachtrauern.“
    Etwas am scharfen Ton ihrer Schwester, drängte June, sie zu trösten. „Selbst wenn du dir nicht viel aus ihm gemacht hast, bin ich sicher, dass er dich vergötterte, Rachel.
    Ich erinnere mich noch jetzt, wie er dich immer ansah. Damals dachte ich, wie sehr ich mir wünschte, jemand würde auch mich eines Tages so ansehen. Mir fiel auch auf, wie er dich ansah, als ihr bei den Pembertons zusammen hereinkamt ...“
    „Ja, er spielte seine Rolle wirklich gut, nicht wahr?“, unterbrach Rachel verächtlich.
    „Ganz der aufmerksame, kultivierte Gentleman. Nie wäre ich auf den Gedanken gekommen, es könnte der Auftakt zu seiner Rache sein. Du siehst, June, er ist in Wirklichkeit nichts anderes als ein Unmensch. Und ich fürchte sehr, auch ich werde gezwungen sein, mich rücksichtslos zu verhalten, um zurückzugewinnen, was mir ...
    was uns rechtens gehört. Du wirst hier in Hertfordshire heiraten, das ist sicher. Und bald komme ich mit der Besitzurkunde für Windrush nach Hause. Auch das ist so sicher wie das Amen in der Kirche!“
    Aus dem Augenwinkel konnte sie ausmachen, dass ihr Vater sie immer noch beobachtete. Rachel ließ sich allerdings nicht anmerken, dass sie ihn gesehen hatte.
    Stattdessen dankte sie Ralph, der ihr gerade in die Reisekutsche half. Sie lehnte sich in die Polster zurück und drehte den Kopf absichtlich fort von dem Gebäude, das sie so liebte und um das sie entschlossen war, mit aller Kraft zu kämpfen.
    Seit dem Nachmittag vor wenigen Tagen, an dem sie von den trunkenen Eskapaden ihres Erzeugers erfahren hatte, waren Vater und Tochter sich aus dem Weg gegangen. Gestern Morgen beim Frühstück hatte Rachel verkündet, sie gedenke, in Begleitung ihrer Zofe Noreen nach London zu reisen. Ihren Eltern war anzusehen gewesen, dass sie den Grund, den sie für die Reise angab, keinen Moment glaubten.
    Allerdings hatten sie sich ihr auch nicht in den Weg gestellt. Immerhin würde sie bald ihren sechsundzwanzigsten Geburtstag feiern. In den vergangenen sechs Jahren war sie regelmäßig allein bei ihrer Tante Florence in York zu Besuch gewesen. Es war ganz und gar nicht ungewöhnlich oder ungehörig für sie, sich lediglich in der Gesellschaft ihrer robusten,

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