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03 - Saison der Eifersucht

03 - Saison der Eifersucht

Titel: 03 - Saison der Eifersucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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hohe Wogen schlug und
der Aberglaube in voller Blüte stand, bedeutete das, dass die Zukunft der
Dienerschaft weiterhin unsicher war. Der neunte Duke of Pelham hatte sich hier
erhängt, und das allein hätte schon genügt, um das Haus mit einem Fluch zu
belegen, was wiederum bezeichnend für die Klassenunterschiede war. Diener
begingen nämlich häufig Selbstmord, aber ihr freiwilliger Tod brachte das Haus
ihres Herrn keineswegs in schlechten Ruf. Wenn ein Adeliger dagegen Selbstmord
beging -nun, das war natürlich etwas ganz anderes.
    Die Diener waren
von einer erfolgreichen Saison ebenso sehr, wenn nicht mehr, abhängig wie eine
ehestiftende Mama. Wegen ihrer Hungerlöhne freuten sie sich auf die
Trinkgelder, die während der Saison im allgemeinen reichlich gegeben wurden.
Rainbird stand auf. »Wir tun gut daran, uns davon zu überzeugen, dass das Haus
in tadellosem Zustand ist, bevor Palmer kommt«, sagte er. »Es würde dir besser
anstehen, Joseph, wenn du dich an die Arbeit machtest, statt auf der Straße
herumzuplanschen.«
    »Ich bin doch nicht
einmal bis auf die Straße gekommen«, jammerte Joseph, und sein natürlicher
Cockney-Akzent klang wieder durch.
    »Ich hab' nur die
verdammte Tür aufgemacht, und schon hat mich ein Sturzbach überschwemmt.«
    »Warum hast du das
denn nicht gesagt!« rief Mrs. Middleton »Dave, du holst den Putzlumpen und
hilfst Lizzie, den Aufgang säubern, und Alice, ihr kommt mit mir. Es ist
besser, wenn wir im vorderen Salon Feuer machen.« Die beiden Mädchen folgten
der Haushälterin nach oben.
    Es war ein
typisches Stadthaus der Epoche, hoch und schmal. Im Erdgeschoß befand sich die
Eingangshalle mit dem Empfangszimmer auf der einen Seite, das aus dem vorderen
und dem hinteren Salon bestand. Im ersten Stock lag das Speisezimmer mit dem
Elternschlafzimmer dahinter. Im zweiten Stock waren zwei Schlafzimmer und ganz
oben die Dachstübchen, in denen die Diener mit Ausnahme von Lizzie und Dave
schliefen. Lizzie schlief in der Spülküche, und Dave unter dem Küchentisch.
    Die Zimmer hatten
etwas Gespenstisches an sich mit all den Schonbezügen über den Möbeln und den
Uhren, die stillstanden, als ob die Zeit außerhalb der Saison nicht zählte, als
ob sie nur darauf wartete, dass die lärmende Geschäftigkeit, die schimmernde
Pracht, der Klatsch und die gebrochenen Herzen, all das, was eine neue,
elegante Londoner Saison mit sich brachte, wiederkehrte. Jenny und Alice
streiften die Schonbezüge von den Sesseln im vorderen Salon ab. »Wenigstens
haben wir das Rosshaar nicht aus den Sitzen genommen«, sagte Jenny. Die Diener
hatten in den vergangenen Jahren oft ihr mageres Einkommen dadurch
aufgebessert, dass sie das Polstermaterial aus den Matratzen und Sesseln
gezupft und verkauft hatten. So konnte man aus der Unbequemlichkeit, die man
beim Sitzen oder liegen empfand, unschwer schließen, wie hart die Zeiten in
Nummer 67 gewesen waren. Die letzte Saison war sehr einträglich gewesen, und so
hatten sie ausnahmsweise einmal einen annehmbaren Winter verbracht. Aber jetzt
gingen die Ersparnisse allmählich zu Ende.
    Joseph war nämlich
im letzten Oktober davon überzeugt gewesen, dass »Lenz« bei den Pferderennen in
Newmarket gewinnen würde, und hatte alle, außer Rainbird und Mrs. Middleton,
dazu überredet, eine Summe auf dieses wundervolle Pferd zu setzen. Aber das
Pferd hatte auf halber Strecke seinen Vorsprung verloren, und so mussten der
erboste Butler und die wütende Haushälterin einen Teil ihrer Ersparnisse
hingeben, um den Rest der beschämten und verarmten Dienerschaft warm und satt
zu erhalten.
    Der Regen lief die
Fensterscheiben hinunter, als Jenny und Alice staubwischten und die Möbel
polierten. »Es ist kalt hier drin«, sagte Mrs. Middleton. »Ich hole Joseph,
damit er Feuer macht und die Uhren aufzieht. Ihr wisst, dass Mr. Palmer von uns
erwartet, dass wir jederzeit Leute empfangen können.«
    Bald knisterte ein
Feuer im Kamin, und die Uhren tickten um die Wette. Es breitete sich ein Gefühl
froher Erwartung aus. Die Zeit war in die Clarges Street Nummer 67
zurückgekehrt. jetzt fehlte nur noch ein Mieter.
    Jonas Palmer
tauchte eine Stunde zu früh auf, weil er hoffte, die Dienerschaft unvorbereitet
anzutreffen, aber Rainbird kannte die Schliche des Verwalters und hatte dafür
gesorgt, dass jeder von ihnen mindestens drei Stunden vor seiner angesagten
Ankunft fertig war.
    »Wo ist Alice?«
fragte Palmer und blickte Jenny, die das Teetablett auf einen Tisch im

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