0301 - Angkor - ein Land wie die Hölle
regiert hatten. Die hatten alles Mögliche betrieben, aber keinen Zombieoder Totenkult dieser Art. Da mußte etwas anderes am Werk sein, etwas völlig Fremdes, das nichts mit dem Land und seiner Kultur gemein hatte.
Eventuell die DYNASTIE?
Zamorra mußte damit rechnen. Die DYNASTIE DER EWIGEN auf dem Weg, einstmals aufgegebene Macht zurückzuerobern, schlug jetzt überall auf der Welt zu. Überall waren ihre Agenten am Werk. Auch Asmodis hatte es schon zu spüren bekommen, als ein Ewiger ihn fast ausgelöscht hatte. [2]
Der Verdacht war also nicht von der Hand zu weisen, daß auch in diesem Fall die Ewigen ihre Hände im Spiel hatten.
Zamorra verließ den Schlafraum, schritt über den langen Korridor mit dem weichen Teppich und erreichte schließlich sein Arbeitszimmer. Nicole, immer noch nackt wie Eva vor der Erfindung des Feigenblattes, saß in seinem Schreibtischsessel vor dem riesigen Arbeitstisch mit dem Computerterminal und telefonierte mit Lyon. Sie hatte über die Mithöreinrichtung den Rest des Gespräches mitbekommen und erkundigte sich jetzt nach den Flugverbindungen. Sie begann sofort zu buchen, noch jetzt, in der Nacht. Schließlich legte sie auf und sah Zamorra an.
»Unsere Maschine geht erst am Vormittag. Wir haben drei Aufenthalte und treffen erst kurz vor Abend in Bangkok ein. Es gibt keine Direktverbindung.«
»Schade«, sagte Zamorra. »Tendyke scheint es ziemlich eilig zu haben. Verständlich, da niemand weiß, was mit seinen Begleitern in der Zwischenzeit geschieht. Wir sollten vielleicht schon mal die Reisekoffer aus dem Schrank nehmen, unseren Vorrat an weißmagischen Hilfsmitteln ergänzen und den Wagen für den Weg nach Lyon startklar machen…«
Nicole schüttelte entschieden den hübschen Kopf.
»Nichts da, Chérie.« Sie erhob sich aus dem Sessel und trat nackt und verführerisch vor Zamorra, schlang ihre Arme um seinen Nacken. »Wir haben noch Zeit, und die sollten wir ausnutzen. Wir haben in den letzten Wochen ohnehin so wenig Zeit für uns allein gehabt…«
»Gut«, nickte Zamorra. »Gehen wir ins Bett und schlafen auf Vorrat.«
Nicoles Augen funkelten. Sie schmiegte sich ganz eng an ihn und weckte sein Verlangen. Er spürte die Wärme ihrer weichen Haut. »Schlafen«, verkündete sie, »werden wir im Flugzeug. Aber vorher werden wir das auskosten, wofür uns später keine Zeit bleibt. Wer weiß, wann wir wieder dazu kommen - und ob überhaupt.« Sie küßte ihn heiß und verlangend.
Bei diesem überzeugenden Argument konnte er nicht mehr widerstehen. Seine Hände glitten streichelnd über Nicoles Körper, und sie stöhnte leise auf. Mit einem Ruck nahm er sie auf die Arme und trug sie zurück ins Schlafzimmer.
Sie liebten sich so leidenschaftlich, als wäre es das letzte Mal.
***
Tendyke sah aus wie immer. Stiefel, Lederjeans, ledernes Hemd und der breitkrempige lederne Stetson. Allerdings hatte die Entfernung von der Zivilisation auf ihn abgefärbt; die Bartstoppeln sprießten großzügig und hatten sich mittlerweile zu einem mehrtätigen Zottelbart entwickelt.
»Ich nehme an, ihr seid topfit«, hoffte Tendyke. »Dann können wir nämlich sofort wieder starten. Hoffentlich hast du ausnahmesweise nicht so viel Gepäck bei dir, Nicole. Sonderlich viel paßt nämlich in den Geländewagen nicht hinein.«
Nicole zuckte mit den Schultern und wies auf die kleine Reisetasche, die sie bei sich trug. Zamorra grinste. »Der dezente Hinweis hat gewirkt, daß es hier nur Schlangen und Spinnen gebe, die ihre Schönheit bewundern könnten«, sagte er. »Meinetwegen können wir los. Wie kommen wir über die Grenze?«
»Auf Schleichwegen«, sagte der Abenteurer. »Kommt mit.«
Ein graugrüner Suzuki-LJ stand auf dem Flughafenparkfeld. Nicole und Zamorra luden ihre Reisetaschen ein und kletterten in das geländegängige Fahrzeug. »Ist das süß«, sagte Nicole. »Darf es überhaupt schon allein fahren?«
»Allein nicht - nur in meiner aufsichtführenden Begleitung.« Tendyke startete den Motor und fuhr los. »Eure Reisetaschen sind übrigens recht ungünstig. Ihr werdet sie kaum durch die Dschungelhölle mitschleppen können. Da wird jede freie Hand gebraucht. Ihr hättet Rucksäcke nehmen sollen. Aber jetzt dürfte es zu spät sein. Hier bekommt man so etwas nämlich nicht zu kaufen.«
»Wir werden sehen. Wie weit kommst du mit dem Wagen?«
Tendyke lachte. Aber es klang nicht fröhlich.
»Grenze«, sagte er.
Gut drei Meilen vor der kambodschanischen Grenze ließ er den Wagen
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