0301 - Druiden-Rache
hatte sie nur beobachtet.
Als erster löste derjenige sein Visier, der auch zuerst geschossen hatte. Sein Gesicht blieb ausdruckslos, als er die anderen anschaute und diese ebenfalls die Visiere hochklappten.
Die Männer atmeten die kalte Luft ein. Über ihnen wölbte sich ein finsterer Dezemberhimmel. Licht gab es nicht. Weder Mond noch Sterne leuchteten, die Nacht war von einer nahezu unheimlich wirkenden Schwärze ausgefüllt.
»Er hätte nicht kommen sollen«, sagte der erste.
»Sein Pech.«
»Kann uns dieser Mord gefährlich werden?« fragte der dritte Mann im Bunde.
»Kaum«, meinte der erste.
Jetzt mischte sich auch der vierte ein. »Der Knabe sah aus wie ein Einheimischer. Es war uns also niemand sonst auf den Fersen, Freunde. Die Aktion bleibt nach wie vor geheim.«
»Melden wir es weiter?« fragte der zweite.
»Auf keinen Fall. Offiziell gibt es uns ja gar nicht. Werden wir erwischt, können wir uns in die Luft sprengen.« Er lachte heiser und zog die Nase hoch.
Die vier Männer schwiegen. Es waren Typen, die man mit gutem Gewissen als Killer bezeichnen konnte. Sie selbst sahen sich natürlich nicht so. Für sich hatten sie eine andere Berufsbezeichnung ausgesucht. Sie nannten sich Söldner.
Dabei spielte es keine Rolle, welcher Nationalität sie angehörten, sie arbeiteten für den, der das meiste Geld bot. Ob es nun ein wahnsinniger Scheich war, ein machthungriger Politiker in Afrika oder die großen Geheimdienste, sie nahmen jeden harten Job an.
Dabei war es ihnen egal, ob sie für den Osten oder den Westen arbeiteten. Hauptsache, die Währung stimmte. Und den Sold ließen sie sich nur in Dollars auf die Schweizer Konten überweisen.
Sie besaßen eine fast perfekte Tarnung. In den Arbeitspausen gingen sie ihren freien Berufen nach. Sie alle waren selbständig, allerdings Junggesellen, denn Frauen durften auf keinen Fall von ihrem Job etwas erfahren.
Ihre Kontaktadressen waren nur wenigen Leuten bekannt. Oft hohen Militärs und Geheimdienstchefs, die sie über Postfächer erreichen konnten. Dann besaßen sie noch eine alte Angewohnheit.
Keiner von ihnen redete den anderen mit dem richtigen Namen an.
Sie besaßen alle Tarnnamen.
Der Anführer stammte aus den Staaten und wurde nur Sam genannt.
Der zweite war in Deutschland geboren worden. Wenn jemand Fritz zu ihm sagte, war er zufrieden.
Ein Engländer befand sich auch unter ihnen. Er hörte auf den Namen Essex, denn in diesem Landstrich hatte seine Wiege gestanden.
Blieb der vierte im Bunde. Ein dunkelhäutiger Mann aus Afrika.
Von den Weißen wurden die Schwarzen dort oft genug verächtlich als Bimbos bezeichnet. Dem Söldner machte es nichts aus, wenn man ihn so nannte.
Bimbo drehte sich zu seinen Kumpanen um und lachte mit aufgerissenem Mund. »Einsatz gelungen. Was wollen wir mehr?«
»Wir machen weiter!« entschied Sam.
»Was gibt es denn noch zu tun?« fragte Fritz, der Deutsche, und Essex nickte dazu.
Die drei waren von Sam nicht eingeweiht worden. Das wollte er jetzt nachholen.
Der Amerikaner stellte sich in Positur und breitete beide Arme aus, bevor er sich um die eigene Achse drehte. »Ihr seht dieses Gebiet hier. Menschenleer, verlassen. Gegend und Umgebung. Ein Teil von England, das auch auf dem Mond hätte sein können. Auf jeden Fall werden wir die Ruhe stören.«
»Und wie?« fragte Essex.
Der Ami gab keine akustische Antwort. Er senkte seine Hand und deutete auf das Gewehr.
»Mit der Kanone?« fragte Bimbo und setzte noch ein leises Lachen hinterher.
»Genau.«
Fritz dachte praktischer. Bevor jemand sich einmischen konnte, hob er den Arm. »Fassen wir mal zusammen, Leute. Wir sind hergekommen, ohne daß wir gehört wurden. Wir verdanken dies einer Neuentwicklung der Hubschrauberfirma…«
»Rede nicht wie ein Werbemann!« knurrte Sam.
Fritz ließ sich nicht beirren, änderte nur den Text ein wenig. »Wir verdanken dies einer jahrelangen Forschungsarbeit zwischen Militärs und Industrie. Der lautlose Hubschrauber, das ist schon eine große Nummer. Nun aber zu den Kanonen. Sehen aus wie Gewehre, sind aber keine Gewehre. Ich frage mich, was kann es dann nur sein?«
»Ist doch klar«, knurrte Essex. »Laser!«
»Richtig, Laser.« Fritz trat auf seinen Kollegen aus Amerika zu.
»Und was sollen wir damit?«
»Bist du so dumm?« fragte dieser.
Der Deutsche schüttelte den Kopf. »So dumm auch wieder nicht, mein Lieber. Du hast vorhin von Gegend und Umgebung gesprochen. Ich nehme an, daß wir hier einiges
Weitere Kostenlose Bücher