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0305 - Im Rattentempel

0305 - Im Rattentempel

Titel: 0305 - Im Rattentempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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behielt er die Kerze in der Hand, und so wies dieses Licht genau den Weg, den er ging, denn von dem Vampir selbst sah Hakim kaum etwas.
    Wenig später senkte sich das Licht dem Boden entgegen. Dann zischte etwas auf.
    Im selben Augenblick begann eine Flamme zu tanzen. Wie ein huschender Finger zuckte sie in die Höhe, besaß eine bläulichgelbe Aura, und ein seltsamer, nach ranzigem Fett stinkender Geruch breitete sich innerhalb der kleinen Tempelhalle aus.
    Die erste Flamme brannte.
    Drei weitere sollten noch hinzukommen. Hakim war nun in der Lage, etwas zu erkennen, denn die blassen Flammen gaben mehr Licht als nur die einzige Kerze.
    Und er schaute sehr genau hin.
    Das Feuer brannte in vier flachen Schalen. Damit die Flammen Nahrung bekamen, waren die Schalen mit einem feinen, brennbaren Pulver gefüllt. Dieses Pulver sorgte auch für die blasse Färbung des Lichts, das einen Gegenstand einkreiste, in dem die Rattenkönigin begraben lag.
    Weiter im Hintergrund der kleinen Tempelhalle erkannte der Wildhüter mehrere Säulen, zwischen denen ein Thron stand, auf dem die Rattengöttin wahrscheinlich ihren Platz finden würde.
    Hakim konzentrierte sich mehr auf das Grab der Karni-Mata. Es war kein Sarg im eigentlichen Sinne, sondern erinnerte an eine hochkant gestellte Figur mit menschlichen Umrissen. Man sah Schultern, einen Kopf und auch Beine.
    Ein seltsames Bild. So etwas hatte Hakim noch nie gesehen, nicht einmal auf Abbildungen. Das hier war völlig neu, denn er wußte nicht, wie er dieser Rattenkönigin begegnen sollte.
    Jetzt sah er auch wieder die Ratten. Sie hatten sich um das Grab von Karni-Mata verteilt, lagen auf dem Boden, als wären sie keine lebenden Wesen, sondern eingefroren.
    Eine graubraune Masse, die durch das Licht einen seltsam fahlen Schein bekommen hatte.
    Der Vampir nickte, bevor er Hakim anschaute. »Was du hier zu sehen bekommst, das haben nur wenige menschliche Augen vor dir entdeckt. Nur die allertreusten Diener durften das Heiligtum von Karni-Mata betreten, sie aber nicht stören.«
    »Und doch ist sie gestorben«, wagte Hakim zu sagen.
    »Das stimmt, aber sie lebt trotzdem, denn ihre Feinde damals haben vergessen, daß es zwischen diesem Dolch hier und der Rattengöttin eine Verbindung gab. Die Dolche besitzen allesamt ein Geheimnis. Auch dieser hier, denn innerhalb des Griffs befindet sich das Blut von Karni-Mata. Und nur mit ihrem Blut ist es möglich, sie aus dem langen Schlaf zu holen. Ich habe die Aufgabe übernommen, denn ich empfing den Ruf. Karni-Mata soll wieder so werden, wie sie einmal war. Sie muß ihre Macht ausbreiten können, damit sie eine ähnliche Stellung wie die Totengöttin Kali einnehmen kann, deren Geist unsterblich geworden ist. Daran konnte auch der Mann mit den sieben Dolchen nichts ändern. Kali lebt, Karni-Mata wird ebenfalls leben.« Nach diesen Worten hob der Vampir den Dolch in die Höhe. Das Licht aus den Schalen berührte die Klinge und gab ihr einen matten Glanz.
    Hakim versuchte es ein letztes Mal. »Weshalb läßt du mich nicht gehen?« fragte er. »Du brauchst mich nicht, du kannst die Göttin allein erwecken. Was soll ich noch hier?«
    »Ich habe dir zwei Funktionen zugedacht«, erklärte der Baron.
    »Erstens hast du mich fahren müssen. Das liegt bereits hinter uns. Zweitens will Karni-Mata Opfer. Sie braucht das Blut der Menschen, da ist sie wie ein Vampir, und sie soll dich bekommen. Wenn sie aus ihrem langen Schlaf erwacht, wird ihr Blick auf dich fallen, und sie weiß dann genau, was sie zu tun hat. Es gibt kein Zurück mehr.«
    Hakim schaute sich um. Seine Hände öffneten und schlossen sich krampfhaft. Er wußte nicht, wie er sich verhalten sollte. Was konnte er tun? Wie kam er aus dieser verfluchten Klemme, in der er wie ein Todeskandidat steckte, wieder heraus?
    Es war einfach zu schwer für ihn, mit dieser Angst eine Entscheidung zu treffen.
    Zudem waren da noch die Ratten.
    Vierbeinige, gefährliche, unheimliche Wächter, die ihn nie aus den Augen ließen.
    Zusammengepfercht hockten sie am Boden, waren still, bewegten nicht einmal die Schwänze und lauerten nur.
    »Ich werde sie jetzt befreien«, erklärte der Vampir-Baron. »Rühre dich nicht von der Stelle. Störe dieses weltbewegende Ereignis nicht, denn dann stirbst du einen so schlimmen Tod, wie du ihn dir in deinen kühnsten Träumen nicht ausmalen kannst.«
    Hakim wußte, daß der Baron keine leere Drohung ausgestoßen hatte.
    Sterben wollte er auch nicht. Vielleicht gab es noch

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