0307 - Abrechnung mit Jane Collins
fielen auf, weil sie groß geworden waren. Die Haut in ihrem Gesicht zuckte, und sie schüttelte den Kopf.
»Was hast du da gesagt?« fragte ich flüsternd.
»Du darfst das Buch nicht aufschlagen. Es würde… Es würde…«
»Sag schon!« forderte ich.
»Man tötet mich danach!«
Mein Lächeln fiel mokant aus. Van Doolen, der alles mitbekommen hatte, lachte im Hintergrund. »Das kann man doch nicht glauben. Überlegen Sie mal. Wenn jemand das Buch aufschlägt, kann der andere doch nicht sterben.«
»Es ist aber so.«
Ich tendierte mehr zu van Doolens Seite und schüttelte deshalb den Kopf. »Nein, Jane, komm mir nicht damit. Außerdem, weshalb sollte man dich töten?«
»Ich würde gegen die magischen Regeln verstoßen. Ich habe geschworen, sie zu beachten.«
»Das kann ich mir vorstellen. Aber mal weitergedacht. Wenn du gegen die magischen Regeln verstößt, wärst du dann überhaupt noch eine Hexe?«
Das war eine sehr entscheidende Frage. Auch Jane wußte dies. Sie schaute mich an, schluckte, blickte wieder in mein Gesicht, und ich sah ihr Kopf schütteln.
»Also nicht!«
»Ja.«
Ich gab mich sehr locker, obwohl ich innerlich zitterte. Was ich eben gehört hatte, das eröffnete völlig neue Perspektiven. Nicht weit entfernt stand ein Aschenbecher auf dem Tisch. Ich holte meine Zigaretten hervor und zündete mir ein Stäbchen an. Gelassen blies ich den Rauch aus und starrte Jane dabei an.
»Tu es nicht«, flüsterte sie fast flehend.
So etwas hatte ich bei ihr seit ihrer Wandlung nicht mehr erlebt. Das wurde ja immer interessanter, und ich zog daraus die richtigen Folgerungen. Denn durch diesen Vorgang konnte alles um 180 Grad gedreht werden. »Hör zu, Jane«, sagte ich leise, wobei ich mich noch ein wenig vorbeugte. »Wir werden jetzt wie zwei erwachsene Menschen miteinander reden. Du weißt, daß ich sehr darunter gelitten habe, als du zur anderen Seite übergewechselt bist. Freiwillig hast du es nicht getan. Der Geist des Rippers ist in dich gefahren. Wikka hat diese Chance genutzt und dich auf ihre Seite gezogen. Das alles steht fest, das wollen wir mal so lassen. Je mehr Zeit verging, um so mehr gewöhnte ich mich an den neuen Zustand. Wir wurden zu Feinden. Du hast nicht davor zurückgeschreckt, dich so auf die andere Seite zu stellen, daß dir ein Mord…«
»Hör auf!« flüsterte sie und ließ sich wieder zurückfallen, bleich im Gesicht.
»Nein, ich höre nicht auf. Sogar Morde kannst du auf deiner Seite verbuchen. Aber ich bin nicht davon überzeugt, daß du es gewesen bist, der sich für diese Taten verantwortlich zeigt. Es war der Ripper in dir. Sein Geist hat dich geführt, gelenkt und gesteuert. In seinen Klauen bist du zu Wachs geworden. Alle verloren den Glauben an dich. Nur ich nicht. Ich wollte und ich will es auch jetzt noch. Nämlich dich, Jane Collins, wieder zurückholen. Und die letzten Ereignisse deuten darauf hin, daß ich es auch schaffen kann. Endlich bietet sich mir die Chance. Du glaubst doch nicht, daß ich sie mir entgehen lasse.«
»Dann werde ich sterben!«
»Wer will dich denn umbringen?«
»Wenn ich meine Freunde verrate, gibt es kein Pardon«, erklärte Jane mit fester Stimme. »Es tut mir leid, aber so muß ich es leider sehen. Ich darf nicht zulassen, daß du die Träne des Teufels manipulierst. Ich kann es wohl. Ich kann auch die schwarzmagischen Formeln lesen, denn ich bin würdig. Im Gegenteil zu dir, Geister Jäger.«
»Darauf lasse ich mich nicht ein!«
»John, dann…«
»Jane, ich hole dich zurück!«
»Wie denn?« schrie sie. »Außerdem will ich nicht!« Sie schüttelte den Kopf. Wasser rann aus ihren Augen. Was sie da tat, war nicht vorgespielt. Es hatte sie tatsächlich hart getroffen, und sie steckte voll innerer Verzweiflung.
Kompromisse gab es bei mir nicht. Entweder alles oder nichts. Zuviel hatte ich schon wegen ihr mitmachen und erleben müssen. Jetzt diktierte ich die Bedingungen.
»Bei mir beißt du auf Granit, Jane«, sagte ich glasklar. »Ich will dich nicht umbringen.«
»Das weiß ich!« heulte sie.
»Soll ich es machen?« hechelte hinter mir der Makler.
»Halten Sie sich raus, Mann!«
»Ja, ja, schon gut.«
Jane schob ihren Kopf vor. »Du willst mich nicht umbringen?« fragte sie.
»Genau!«
»Dann wirf das Buch weg!«
Ich blieb eisern. »Im Gegenteil, ich behalte es. Ich schlage es auf, und dann kannst du erleben…«
»Neeiiinnn…«
Jetzt kümmerte ich mich nicht mehr um das Gezeter der ehemaligen Detektivin,
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