0309 - Die Eismeer-Hexe
war lebensgefährlich. Da brauchte ich nur an den Würfel des Unheils zu denken, der sich in seinem Besitz befand.
Und noch jemand fiel mir ein.
Myxin!
»Hast du eigentlich auch an den kleinen Magier gedacht?« fragte ich sie.
»Ein wenig.«
»Er besitzt die Totenmaske aus Atlantis. Wie ich ihn erlebt habe, ist er damit in der Lage, gewisse Dinge zu zerstören. Die Steine waren das beste Beispiel.«
»Myxin ist auch dein Gegner!« Näher wollte Jane auf meine letzte Bemerkung nicht eingehen.
»Es kann sein…«
»Es ist so!« stellte Jane richtig. »Hat er dich nicht mit Karas Schwert töten wollen?«
»Vor einigen Tagen reagierte er anders. Und auch in der Träne des Teufels, in der wir alle gefangen waren.«
»Hör mir doch damit auf!« Jane winkte ab.
»Bitte vorsichtig.« Wir vernahmen die Stimme des Obers, als er ein großes Tablett herbeischleppte, auf dem die Zwischengerichte standen.
Schalen mit Orangen-Sorbet.
»Eis ist genug draußen«, sagte Suko und drehte seinen Kopf zum Fenster. »Ich werde mich hier mal raushalten. Wenn du mein Sorbet möchtest, Jane…«
»Rede keinen Unsinn.« Sie gab sich ärgerlich und schüttelte wütend den Kopf.
»Jetzt scheint es noch einen Sturm zu geben«, sagte Suko, der aus dem Fenster geschaut hatte.
Ich drehte den Kopf. In der Tat hatte sich das Wetter verändert.
Wir hörten nichts, da die Scheibe sehr gut isolierte, aber wir sahen die gewaltigen Schneemassen, die, vom Wind gepackt und getragen, fast waagerecht durch die Luft geschleudert wurden.
Ich kannte dieses Phänomen, das zumeist in den Bergen auftrat.
Von einer Sekunde zur anderen änderte sich das Wetter. Der Himmel konnte noch so klar und wolkenlos sein, plötzlich war er eingepackt in graue Dunstschwaden, und ein wütender Sturm fauchte durch Täler und über Berggipfel hinweg.
Suko zog ein besorgtes Gesicht, auch meine Gedanken waren nicht eben fröhlich. Aus Janes Zügen lasen wir nichts ab. Sie waren unbeteiligt. Man konnte nicht erkennen, was sie dachte.
Der Betrieb lief weiter. Leise Musik drang aus versteckt angebrachten Lautsprechern. Die Ober waren beschäftigt, und drei Restaurant-Chefs wachten mit Argusaugen darüber, daß auch alles perfekt und glatt ablief.
Kein Gast brauchte lange zu warten.
Das Hauptgericht wurde serviert. Schweinefilet, Broccoli und hauchdünne Bratkartoffeln, die von einer hellen Eisoße überzogen waren. Das roch sehr gut. Auch das Fleisch war vorzüglich gebraten und besaß in seinem Innern einen rosafarbenen Schimmer.
Mein Appetit hielt sich in Grenzen, denn etwas lag mir wie ein Kloß im Magen. Das konnte die Furcht vor der nahen Zukunft sein.
Nur Jane aß. Während sie das Fleisch in kleinere Stücke schnitt, lächelte sie still vor sich hin. Es war ein etwas überhebliches Lächeln, gleichzeitig auch wissend, aber es machte uns nicht nervös.
Wir bestellten keinen Wein wie die meisten anderen Gäste, sondern hielten uns an Mineralwasser.
Es paßte mir nicht, daß wir in diesem Restaurant saßen, um zu speisen, während vielleicht an einer anderen Stelle – und dies ganz in der Nähe – etwas Schreckliches geschah oder zumindest vorbereitet wurde.
Die plötzliche Durchsage traf uns überraschend und mitten in der Mahlzeit.
Der Hotel-Direktor wollte etwas von den Gästen.
Nach einigen Entschuldigungen und höflichen Floskeln kam er endlich zur Sache.
»Sie werden es selbst bemerkt haben, Ladies and Gentlemen, daß draußen ein Unwetter tobt. Das ist in dieser Gegend nichts Besonderes und auch nicht außergewöhnlich. Sie befinden sich in einem Luxus-Hotel. Hier sind Sie sicher. Die Erbauer haben an alles gedacht. Uns kann nichts passieren. Die Scheiben halten selbst dem starken Druck stand. Außerdem besitzen wir ein eigenes kleines Kraftwerk, das gegen sämtliche Witterungsverhältnisse geschützt ist. Dies wollte ich Ihnen nur mitteilen, da mich einige besorgte Anfragen unserer Gäste erreicht haben. Es gibt überhaupt keinen Grund, sich Gedanken zu machen. Wir haben alles im Griff. Und nun, Ladies and Gentlemen, wünsche ich Ihnen einen guten Appetit. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.«
Das war es also.
Suko schaute mich an. »Mußte er das sagen?«
»Vielleicht.«
»Ich weiß nicht, John, ich habe ein dummes Gefühl dabei.«
»Wieso?«
Suko deutete nach draußen. »Du weißt selbst, wie schnell das Wetter in den Bergen umschlagen kann. Aber ohne Vorwarnung so wie hier ist mir das ein wenig suspekt. Das ging ja
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