0309a - Tod im Fesselballon
hielt das Taschentuch vor das hübsche Gesicht und starrte apathisch vor sich hin. Als wir eintraten, hob sie den Kopf.
»Miss Rood, dürften wir ein paar Fragen an Sie richten?«, fragte ich.
Sie nickte schwach mit dem Kopf und forderte uns zum Sitzen auf.
»Wie konnte das nur geschehen?«, murmelte sie. »Warum wurde Hal ermordet, Mister Cotton?«
»Das wollen wir noch feststellen, Miss Rood«, gab ich zur Antwort. »Vielleicht können Sie uns dabei helfen.«
»Ich?« Sie reckte den Kopf. »Wieso ich?«
»Ihr-Vetter kam doch öfters zu Ihnen hier nach Long Island heraus, nicht wahr?«
Sie nickte. »An und für sich wohnt er in der Stadt, wie ich Ihnen schon sagte, Mister Cotton. Hal arbeitete in Papas Geschäft. Vor allem war er als Vertreter in Papas Kunsthandel tätig.«
»Hatte er Feinde, Miss Rood?«
»Nein, davon ist mir nichts bekannt.«
»Ist Ihnen vielleicht im Laufe des Nachmittags irgend etwas aufgefallen, das mit Hals Tod im Zusammenhang stehen könnte?« Jetzt war Phil an der Reihe zu fragen.
»Nein. Ich war doch den ganzen Nachmittag nicht hier im Haus. Ich bin gegen Mittag weggefahren und habe mich bis zu meiner Rückkehr bei einer Freundin in Manhattan aufgehalten. Sie wohnt am Central Park und heißt Pamela Solar.« Sie nannte uns auch auf unsere Fragen die genaue Adresse, »Ihr Vetter blieb also hier im Haus zurück, Miss Rood?«, erkundigte ich mich.
»Das stimmt nicht ganz, Mister Cotton. Hal ist in der letzten Nacht hiergeblieben. Die Gründe seiner Anwesenheit in unserem Haus habe ich Ihnen bereits genannt.«
»Ich weiß, er sorgt nach dem Tod Ihres Vaters für Sie, Miss Rood.«
»Heute morgen ist Hal in die Stadt zurückgefahren. Auf meinen Wunsch. Er wäre sonst noch geblieben. Wieso er überhaupt wieder auf unserem Grundstück erschienen ist, bleibt mir ein Rätsel. Ich habe ihn seitdem nicht mehr gesehen, Mister Cotton. Bis vorhin, dort im Stall.«
»Ist am Nachmittag hier jemand im Haus geblieben, Miss Rood?«
»Nein, niemand.«
»Kein Personal?«
»Nein, wir hatten nur ein Hausmädchen hier. Ansonsten habe ich für den Haushalt gesorgt. Das Mädchen ist schon seit drei Tagen nicht mehr gekommen, da es erkrankt ist.«
»Haben Sie auch das Pferd versorgt, Miss Rood?«
»Ja, natürlich. Es gehört doch mir.«
Ich berichtete über den Stand der Ermittlungen. »Der Mörder könnte also Kratzspuren an den Händen oder am Hals haben.«
»Sagten Sie Kratzspuren, Mister Cotton?«
»Ja. Warum fragen Sie so interessiert danach, Miss Rood? Kennen Sie vielleicht jemand, der solche Verwundungen hat?«
Sie sprach leise, aber klar und deutlich: »Ja!«, sagte sie.
Wir drei schwiegen einige Sekunden vor Verblüffung.
»Wen meinen Sie damit, Miss Rood?«, fragte ich.
»Bill Steiger!«
Rodgers zuckte zusammen. Er wusste, wer Bill Steiger war.
»Sie meinen den Kaufmann, der auf dem Kennedy-Airport mit dem Rembrandt-Bild die Schwierigkeiten hatte? Das Bild wurde vom Zoll beschlagnahmt und dem FBI zugestellt.«
»Ja«, erklärte Vicki Rood.
»Sie haben Bill Steiger heute Nachmittag gesehen, nicht wahr?«, sagte ich.
»Nein, nicht am Nachmittag«, sagte Vicki Rood. »Vorhin habe ich ihn gesehen, als ich nach Hause zurückfuhr.«
Bill Rodgers neigte sich vor und klappte die Hände hörbar ineinander.
»Wo haben Sie Bill Steiger getroffen?«, fragte ich. »Etwa hier am Haus?«
»Das nicht«, gab sie Auskunft. »Ich kam aus der City und fuhr die Straße am Sound entlang. Ein Wagen kam mir entgegen. Wir gingen beide mit der Geschwindigkeit herunter, da die Straße ja bekanntlich sehr schmal ist, wie Sie wissen, Mister Cotton. Im Vorbeifahren erkannte ich Bill Steiger in seinem Austin und er mich. Er gab mir ein Zeichen. Wir hielten. Ich fuhr scharf rechts heran, Bill stieg aus und kam zu meinem Wagen herüber.«
»Und das alles geschah, kurz bevor Sie hier ankamen?«, fragte ich.
»Ich sagte es bereits. Ich kurbelte die Scheibe herunter. Bill trat an meinen Wagen und begrüßte mich.«
»Was hat er sonst noch gesagt?«, fragte ich.
»Er hat mich in meinem Haus besuchen wollen, aber niemand angetroffen.«
»Demnach muss er seinen eigenen Worten nach hier auf dem Grundstück gewesen sein«, stellte Rodgers fest.
»Natürlich«, bestätigte Vicki Rood. »Er hat mir auch gesagt, dass er ums Haus gegangen sei. Dann sei er in seinen Wagen gestiegen und zurückgefahren.«
»Hat er davon gesprochen, dass er etwas Verdächtiges hier am Haus oder im Park gesehen hat, Miss Rood?«,
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