0311a - Mörderjagd im Helikopter
Tenning, meinem Chef, Gentlemen!«
»Von Mort Tenning? Der ist doch tot!« sagte Phil.
»Als er noch lebte, hat er mir den Auftrag gegeben.«
»Rechnete Tenning denn damit, daß ihm etwas zustoßen könnte?« hakte ich ein.
»Das gerade nicht«, kam es in Rauch gehüllt über die Lippen des Riesen. »Er hatte vor, 90 Jahre alt zu werden. Er sagte zu mir: ›Wenn mir etwas zustößt, Dicky, wenn die Polizei in meinem Haus auftauchen sollte und ich nicht da bin, wenn ich dich telefonisch oder sonstwie verständige, dann verbrennst du sofort das graue Papier in meiner Schreibtischschublade!‹ Eine der Möglichkeiten ist eingetreten, Gentlemen. Darum habe ich das Streichholz daruntergehalten. Daß Sie es zufällig gesehen haben, dafür kann ich nichts. Ich habe nicht gegen das Gesetz verstoßen. Es war Mort Tennings Wille, daß dies geschah.«
»Hoffentlich haben Sie nicht gelogen, Dicky«, knurrte ich ihn an.
Die treue Dienerseele, die er uns gegenüber herauskehrte, paßte nicht zu ihm.
»Dürfen wir telefonieren, Dicky?« fragte ich.
»Bitte. Da steht der Apparat.«
Ich nahm den Hörer ab. Dabei schaute ich an der Seite des Schreibtisches entlang. Dort befand sich ein viereckiger schwarzer Kasten. Ich winkte Phil herbei. »Sieh dir das an!«
»Gehört zum Bookie-Handwerkszeug«, meinte mein Freund, nachdem er den Kasten untersucht hatte. »Das ist ein ,Käsekasten. So heißt das Ding in der Bookiesprache. Bei telefonischen Ferngesprächen setzt der Apparat mit Hilfe von raffiniert eingesetzten Röhren und Transistoren die automatischen Kontrollvorrichtung der Telegrafengesellschaft außer Betrieb.«
»Mit anderen Worten: Mit Hilfe dieses Apparates konnte Mort Tenning kostenlos telefonieren!«
Der Chauffeur Dicky stand an einem Schrank und beobachtete uns. Er mischte sich aber nicht ein.
Ich wählte die Nummer des FBI-Building.
»Was habt ihr herausbekommen, Jerry?« fragte mich Mr. High.
Ich sagte es ihm.
»Es scheint kein Fall für das FBI zu sein, Chef«, sagte ich abschließend.
»Sie irren sich, Jerry«, erwiderte Mr. High. »Mort Tenning ist schon der zweite Buchmacher, der ermordet wurde.«
»Wer war der erste?« horchte ich auf. »Vorgestern wurde in Rooster Ridge, New Jersey, der Bookie Budd Berg umgebracht, auf die gleiche Weise wie Tenning. Das Gesicht war ebenfalls mit Schuhcreme eingeschwärzt. Die Untersuchungen ergaben, daß der Dolch mit Aspis-Gift bestrichen war.«
»Aspis-Gift?« fragte ich.
»Die Aspis ist eine afrikanische Kobraart«, klärte mich Mr. High auf. »Ich werde in diesem Sinn auch Mort Tenning untersuchen lassen. Es besteht der Verdacht, daß es sich in beiden Fällen um denselben Täter handelt, und zwar um den ›Schwarzen Adler‹ Hören Sie sich bitte folgendes an!«
Ich hörte durch die Muschel das Rascheln von. Papier, danach wieder Mr. Highs Stimme: »Es ist ein Drohbrief. Die Buchstaben sind mit schwarzer Tusche in Blockschrift gemalt, Jerry. Der Inhalt lautet: ,Budd Berg, ich verlange 100 000 Dollar in kleinen Noten von dir. Packe das Geld in eine Tasche, lege sie in deinen Wagen und parke ihn heute abend zwischen acht und neun unter der Brooklyn Bridge auf der Manhattan-Seite! Wenn du meinen Befehl nicht befolgst oder die Polizei verständigst, stirbst du durch einen Dolchstoß ins Herz. Der ›Schwarze Adler‹.«
»Da Budd Berg ermordet wurde, ist anzunehmen, daß er die Polizei verständigt hat.«
»Nein«, sagte Mr. High. »Nirgendwo liegt eine derartige Meldung vor. Budd Berg und Mort Tenning betrieben ein zweifelhaftes Gewerbe. Solche Leute haben nicht gern etwas mit der Polizei zu tun. Vielleicht hat er die Drohung des ›Schwarzen Adlers‹ auch nicht ernst genommen.«
»Möglich«, sagte ich. »Vermutlich hat er sich auch nicht von den 100 000 Dollar trennen wollen. War er überhaupt in der Lage zu zahlen?«
»Bergs Konto weist mehr Geld auf, Jerry, als wir zwei beim FBI jemals verdienen können«, war die Antwort.
»Wie steht es mit dem Haussuchungsbefehl für Mort Tennings Besitz, Chef?« fragte ich.
»Ist unterwegs, Jerry.«
»Danke, Chef, wir melden uns wieder.«
Ich legte auf. Dann wandte ich mich an Dicky, den Chauffeur des Ermordeten. »Haben Sie oder Ihr Chef schon einmal etwas vom ›Schwarzen Adler‹ gehört?« fragte ich.
Er zog die Stirn kraus. Dann sagte er: »Nein.«
»Wissen Sie vielleicht etwas von einem Erpresserbrief, den Ihr Chef Tenning erhalten hat?«
Wieder verneinte er.
»Sie können gehen, Dicky. Melden Sie
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