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0312 - Ihn peitschte die Angst

0312 - Ihn peitschte die Angst

Titel: 0312 - Ihn peitschte die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ihn peitschte die Angst
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nicht die geringste vernünftige Spur haben«, meinte ich mit einem resignierten Achselzucken, »ist das ja gar kein Problem. Komm, Phil. Ich glaube, wir müssen mal hinunter in die Bowery.«
    »In die Bowery?« wiederholte mein Freund mit gerunzelter Stirn. »Meine Güte, was willst du denn unter den Trunksüchtigen?«
    »Jemanden finden, der mir aus dem Kaffeesatz oder aus den Karten weissagen kann, was wir in dem Fall unternehmen sollen«, sagte ich. »Ich bin nämlich mit meiner Weisheit am Ende.«
    ***
    Phil sah mich mißtrauisch an, als ich den Jaguar in der Nähe der Bowery anhielt.
    »Sag mal«, brummte er, »das mit dem Kaffeesatz — war das dein Ernst?«
    »Für was hältst du mich eigentlich?« murrte ich. »Ich will nur in Braddys Kneipe. Dieser Überfall in der vergangenen Nacht ist garantiert Gesprächsstoff Nummer eins in der Unterwelt. Und du weißt genau, daß sich alle kleinen Schmutzfinken Manhattans immer wieder bei Braddy sehen lassen. Vielleicht hat dieser oder jener einen Tip und wenn es noch so ein winziger ist.«
    »Das ist ein guter Gedanke«, stimmte Phil zu. »Obgleich ich mir nicht viel davon verspreche. Aber es kann jedenfalls nichts schaden. Allerdings geben wir dadurch zu erkennen, daß sich das FBI mit der Sache befaßt.«
    »Das wissen die Gangster aller Schattierungen sowieso. Es war ein Wagen der Bundespost, und folglich ist es ein Fall der Bundespolizei. Das kann sich jeder Anfänger an seinen schmutzigen fünf Fingern abzählen.«
    Bei Braddy war die lange Theke von Gestalten belagert, die alle zu einem von zwei bestimmten Typen gehörten: Entweder waren es die üblichen Trunkenbolde, wie sie sich in der Bowery nun einmal zusammenfinden, oder es waren kleinere Figuren aus der Unterwelt, die sich gelegentlich hier trafen, ein paar Informationen austauschten, neue Jobs bei neuen Banden suchten und dergleichen mehr.
    Wir schoben uns irgendwo dazwischen und bestellten Coca ohne Glas. Wenn man Limonade aus der Flasche trinkt, kann man sicher sein, daß die Flasche sauber ist. Wer wollte das hier bei einem Glas behaupten können?
    Mit den Burschen in Braddys Kneipe in ein Gespräch zu kommen, ist kein Kunststück. Man braucht nur eine Lage Bier oder Wermut oder Gin kommen zu lassen, und schon gehört man zu ihren besten Freunden. Auf die Gefahr hin, daß einer der Gangster uns von irgendeiner Gelegenheit her kannte, spielten wir die Touristen aus den Neu-England-Staaten, junge, gutverdienende Männer, die aus der Provinz gekommen waren, um mal richtig sündhaftes großstädtisches Leben mitzumachen. Dann fühlen sich sogar die Trinker der Bowery geschmeichelt, weil sie richtige New Yorker sind.
    Es dauerte nicht lange, da brachte ein schmalgesichtiger schwarzhaariger Kerl das Gespräch auf den nächtlichen Überfall.
    »So was gibt es bei euch nicht, was?« verkündete er mit sichtlichem Stolz. »Die Presse schreibt, daß die Burschen fünfviertel Millionen erwischt haben. Stellt euch das mal vor! Fünfviertel Millionen! Ich weiß nicht einmal, wie diese Zahl geschrieben wird.«
    Das glaubte ich ihm aufs Wort. Aber um den Schein zu wahren, winkte ich ab:
    »Die Zeitungen schreiben viel«, erwiderte ich geringschätzig. »Ob man da was drauf geben kann — ich weiß nicht.«
    »Mit dem Geld, das stimmt«, kicherte ein kleiner rothaariger Knirps, der im Album der Stadtpolizei unter dem Spitznamen ›Rotzwerg‹ geführt wurde. Vom Gesicht her kannten wir ihn. Er hatte schon zuviel Gin getrunken und wollte gern im Mittelpunkt stehen. »Ich möchte sogar behaupten«, kaute er langsam mit schwerer Zunge hervor, »daß es noch mehr Geld war. Aber die Verantwortlichen wollen das wieder mal nicht zugeben. Ihr wißt ja, wie diese Leute sind.«
    Ich stimmte ihm zu. Phil rieb sich die Hände und seufzte:
    »Himmel, man müßte mal so ein Glück haben wie diese Kerle! Über eine Million! Man kann es sich nicht vorstellen. Ob das richtige Gangster waren?«
    Die Stimmung wurde frostig. Gangster hören sich nur ungern bei diesem Namen genannt. Phil fuhr fort, als ob er den Stimmungsumschwung nicht bemerkt hätte.
    Er beschrieb das, was er sich angeblich unter dem Typ eines Gangsters vorstellte. Es kam eine Art neunschwänziger Teufel dabei heraus, ein Kerl, der Tag und Nacht mit einer Maske vor dem Gesicht und einer feuerspeienden Maschinenpistole in der Hand herumlief. Das erregte nun wieder die Heiterkeit der anwesenden Unterweltler. Sie redeten auf Phil ein, um ihm klarzumachen, daß auch ein

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