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032 - Seelenträger

032 - Seelenträger

Titel: 032 - Seelenträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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sollte.
    Offensichtlich war ihr nicht entgangen, das er sie verstohlen musterte.
    Sie machte eine einladende Geste und trat zurück, um Matt und seine Begleiter einzulassen. Im direkten Licht war zu sehen, dass ihr Flossenkamm von einem gelben Schimmer durchzogen wurde. Ehe Matt erkennen konnte, ob es sich um modische Zierde oder eine natürlich Pigmentierung handelte, wurde er von Mer'ol grob weiter gestoßen.
    Die verwitterten Betonwände mit den rostzerfressenen Leitungen ließen darauf schließen, dass der Raum schon Jahrhunderte zuvor erbaut worden war.
    Vermutlich diente er einst Wartungszwecken.
    Die ursprüngliche Einrichtung war entfernt worden und hatte umfangreicher Hydritentechnik Platz gemacht. Auch die Lichtquelle, die auf dem überfluteten Boden pulsierte, gehörte den Fischmenschen.
    Es war eine Art Stein, in dem ein unruhiges Licht flimmerte, das den Raum in einen matten Schein tauchte.
    »Wo… bin ich hier?«, brachte Matt mühsam über die Lippen.
    »Direkt unter der Stadtmauer«, antwortete die Hydritin. Entweder beherrschte sie wie Mer'ol die Sprache der Menschen, oder sie verstand Matt genauso instinktiv wie er die Fischwesen. Ein bizarres Grinsen auf den Lippen, fuhr sie fort: »Dies ist der vorgeschobene Beobachtungsposten Waashton. Trockenbereich. Höchste Gefahrenstufe… natürlich erst, seit unser geschätzter Kollege Nag'or spurlos verschwunden ist. Als wir nach seinen Gehirnwellenmustern scannten, wurden wir auf Sie aufmerksam,Commander!«
    »Ex-Commander«, korrigierte Matt.
    »Ich habe meinen Abschied vom Militär genommen.«
    Bel'ar wollte fragen, was das zu bedeuten hatte, doch Mer'ol fuhr ihr über den Mund: »Still, Beobachterin! Dieser Mörder hat kein freundliches Wort verdient.«
    Nach außen hin blieb die Hydritin gelassen, aber die gelbe Pigmentierung ihres Flossenkamms schwoll schlagartig an.
    Mer'ol kommentierte die Drohgebärde nicht, obwohl er genau wusste, dass er gerade seine Kompetenzen überschritten hatte.
    Um seine Wut abzulassen, stieß er seinem Gefangenen brutal in den Rücken.
    »Los, vorwärts, wir haben nicht ewig Zeit. Hier an der Oberfläche, so nah bei euch Menschen sind wir unseres Lebens nicht sicher.«
    Matt stolperte einige Schritte voran.
    Dabei löste er einen Bewegungsmelder aus, der weitere Leuchtsteine aktivierte.
    Der hintere Teil des Raumes, der bisher im Dunkeln gelegen hatte, wurde nun ebenfalls beleuchtet.
    Schaudernd starrte Matt auf eine verschnörkelte Korallenliege. Sie war mit Schnallen ausgestattet, die dazu dienten, Arme und Beine eines humanoid geformten Wesens zu fixieren. Für einen Hydriten lagen die Manschettenpaare zu weit auseinander - sie waren also für Matt vorgesehen.
    Unwillkürlich wurde er an die VRVorrichtung unter dem Pentagon erinnert.
    Und an die Hinrichtungstische in USGefängnissen, auf denen Todeskandidaten eine Giftspritze erhielten. Matts Nackenhaare richteten sich auf.
    Sein Magen revoltierte. Der Überlebenstrieb in ihm wurde so stark, dass er alle anderen Empfindungen aus dem Körper drängte. Plötzlich konnte er sich wieder normal bewegen.
    Er wirbelte er auf dem Absatz herum.
    »Was habt ihr mit mir vor?«, knurrte er wütend.
    Mer'ol stieß nur ein verächtliches Schnaufen aus, bevor er antwortete: »Das wirst du noch früh genug erfahren!«
    Schneller als eine Bordschwalbe mit den Augenlidern zwinkern konnte, stieß er seinen Silberstab vor, der sich schlagartig auf einen Meter verlängerte.
    Ein summendes Geräusch ertönte. Matt spürte nur einen leichten Ziepen in der Halsbeuge, dann umhüllte ihn bereits das dunkle Tuch der Bewusstlosigkeit.
    ***
    Hykton, 3486/6 Rotationen (entspricht dem Juni 2050 n. Chr.) nach Eidon,
    #ci40 Kilometer vor der amerikanischen Ostküste
    Quan'rill wurde von Stolz erfüllt, während er auf die beständig anwachsende Stadt hinabsah. Zu seiner Linken erhob sich bereits ein riesiges Gebilde ineinander verschachtelter Kugeln, in dem einmal das wissenschaftliche und soziale Zentrum von Hykton seinen neuen Platz finden sollte.
    Die Forschungslabors des Hydrosseum wurden bereits genutzt, während sich die Sphäre für den Rat der Weisen noch im Bau befand. Rund um das Herzstück ihrer neuen Stadt schossen kleinere Gebäude wie Seetang aus dem Meeresboden. Die meisten in der modernen Kugelbauweise, aber auch viele traditionelle Rundhütten aus geschliffenen Korallenbänken.
    Den Hydriten, die geschäftig zwischen den zahlreichen Baustellen hin und her schwammen, war die Energie

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