0320 - Heißes Pflaster Chicago
sagen, aber wahrscheinlich könnte ich es erfahren. Hat er etwas ausgefressen?«
»Es sieht so aus, als ob er eine ganze Menge ausgefressen hat, sonst würden wir uns nicht um ihn kümmern.«
»Habt ihr ihn geschnappt?«
»Er sitzt auf Nummer sicher.«
Dann fiel mir plötzlich etwas ein.
»Wissen Sie zufällig, ob Wardwell eine Schreibmaschine besitzt, eine alte Remington vielleicht?«
»Es ist möglich. Ich werde mich jedenfalls danach erkundigen. Man muss sich ja mit den Cops gut stellen und noch mehr mit den G-men«, lächelte sie.
»Wenn Sie etwas erfahren, rufen Sie uns dann an?«
»Besser ist es, Sie kommen morgen um die gleiche Zeit zu mir. Bis dahin werde ich wissen, ob ich Ihnen helfen kann oder nicht.«
Wir versuchten noch, sie über das, was Wardwell in letzter Zeit getan und getrieben hatte, auszuhorchen, aber davon wusste sie nichts. Sie behauptete, ihre Freundschaft mit ihm sei nur oberflächlich.
»Ich begreife nicht, wie der Kerl darauf kam, dieses Mädchen als Alibi anzugeben«, sagte Phil kopfschüttelnd, als wir wieder im Wagen saßen. »Er konnte sich doch denken, dass sie es nicht riskieren würde, uns anzulügen.«
»Vielleicht dachte er das doch. Jedenfalls ist er gründlich hereingefallen.«
Wir riefen Detective-Lieutenant Bronx an und stellten ihm weitere Nachricht für morgen in Aussicht.
Als wir nach vier Uhr in der Quincy Street ankamen, begrüßte uns Nosy.
»Haben Sie sich in Chicago schon eine Freundin angeschafft, Jerry? Vorhin hat ein Girl angerufen, das seiner Stimme nach sehr nett sein muss. Sie wollte Sie sprechen und will sich noch einmal melden.«
Das Telefon auf seinem Schreibtisch läutete. Er hob ab.
»Ja, er ist gerade gekommen«, dann deckte er die Hand über die Sprechmuschel und sagte: »Da ist Ihr Sweetheart schon wieder.«
Es war, wie erwartet, Daisy Quentin.
»Larry hat heute Mittag angerufen«, sagte sie. »Er entschuldigte sich, weil er eine Woche nichts hat hören lassen und lud mich für heute Abend ein. Ich sagte ihm, er solle mich abholen. Er wird um neun Uhr kommen.«
»Sagte er sonst noch etwas?«
»Nein, er war sehr nett und freundlich wie immer. Ehrlich gesagt, ich kann mir gar nicht vorstellen, dass er ein Gangster ist.«
»Das wird sich ja heute noch herausstellen. Möglicherweise klärt sich die Sache als ganz harmlos auf. Vielleicht hat er den Ring bei einem Pfandleiher gekauft, wo ihn der Räuber verkauft oder versetzt hat. Jedenfalls werden wir um acht Uhr bei Ihnen sein und auf ihn warten.«
***
Um sieben Uhr dreißig kam ein Alarm der Stadtpolizei.
In der Palmer Street, im Stadtteil Elmwood Park, war ein Raubüberfall verübt worden, von dem man annahm, dass er auf das Konto der Gang ging, die wir zur Strecke bringen wollte. Also beschlossen wir, uns zu trennen.
Phil fuhr mit einem Wagen unserer Dienststelle zum Tatort, während ich die Verabredung mit Daisy Quentin einhielt.
Es schien den Quentins recht gut zu gehen.
Sie bewohnten ein kleines Einfamilienhaus in der Thomas Avenue.
Ich klingelte. Die Haustür wurde geöffnet.
In der Diele brannte kein Licht. Es war dämmrig.
Trotzdem störte mich etwas an Daisys Gesichtsausdruck.
Sie schien blasser zu sein, als gestern, und ihre Lippen zuckten.
»Was ist denn los? Warum sind Sie so nervös?«, fragte ich beim Eintreten, aber da war es bereits zu spät.
Zu beiden Seiten der Tür standen zwei Männer.
Sie hatten Strumpfmasken über die Gesichter gezogen und hielten Pistolen in den Händen.
Einer griff mir unters Jackett und zog meine 38er aus dem Halfter.
»Ich kann wirklich nichts dazu, Jerry. Sie haben mich…«
Einer der Kerle unterbrach das Mädchen.
»Halt den Schnabel, Puppe. Stellt euch an die Wand. Dreht euch um.«
Ich wurde nochmals abgetastet. Die Haustür klappte, und ich hörte, wie ein Wagen vorfuhr.
»Wir werden jetzt eine kleine Spazierfahrt machen«, sagte der Gangster höhnisch. »Hoffentlich wird es euch beiden gefallen.«
Immer noch die Pistole im Rücken, wurde ich hinausgetrieben. Der zweite Gangster hatte das Mädchen am Arm gepackt.
»Nimm die Hände auf den Rücken!« Zur Bekräftigung bekam ich einen Stoß mit der Kanone.
Ich fühlte etwas Kaltes an meinen Handgelenken, und dann klickte es.
Es waren Handschellen.
Jetzt hatte ich keine Chance mehr.
Ich wurde in den Wagen verfrachtet ebenso wie das Mädchen.
Einer der Gangster setzte sich ans Steuer und der zweite neben uns.
Niemand sprach ein Wort. Nur Daisy weinte leise.
Durchs
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