0320 - Heißes Pflaster Chicago
er mit dem ermordeten Portier auf gutem Fuß stand.
Da er in der Herrenabteilung beschäftigt war, gingen Phil und ich kurz vor Schluss dahin, um uns die Haare schneiden zu lassen. Ich hatte das Glück, an Bedack zu geraten, den ich aufgrund der Beschreibung und des Fotos aus der Kartothek der Stadtpolizei sofort erkannte.
Der Kerl war ein außerordentlich guter Friseur. Außerdem verstand er es, seine Kunden zu unterhalten.
Ich verstand es, mich mit ihm anzufreunden. Und als er fertig war, und der Besitzer bereits darauf wartete, dass wir das Feld räumten, da Ladenschluss war, lud ich Bedack zu einem Drink ein.
»Einen Augenblick. Ich muss mich nur umziehen«, sagte er.
Wir warteten draußen und gingen zu Fuß in die nächste Bar.
Bedack war ein recht gut aussehender Mann, Ende dreißig.
Es war amüsant ihm zuzuhören, wenn er Schwänke aus seinem Berufsleben erzählte. Dabei kam er auch auf den Salon Lucille zu sprechen.
»Warum sind Sie eigentlich dort weggegangen? Ich kann mir vorstellen, dass in einem Damensalon bessere Trinkgelder abfallen«, sagte ich.
»Das stimmt«, erwiderte er.
»Und trotzdem gingen Sie weg?«
»Ja, das war so eine dumme Sache. Wir hatten einen Farbigen als Portier. Der arme Kerl tat mir immer leid, weil er von jedem schräg angesehen wurde, und so kümmerte ich mich etwas um ihn. Er hieß Peter. Seinen Nachnamen weiß ich nicht. Eines Tages nun war dieser Peter tot und die Polizei behauptete, er sei umgebracht worden. Natürlich wusste ich nicht das Geringste darüber, aber ich sah, was kommen würde, endlose Verhöre und derartige Sachen, auf die ich absolut nicht scharf bin. Ich war nämlich früher einmal ein böser Bube und habe einiges ausgefressen. Die Cops würden sehr schnell darauf kommen und mir zusetzen. Darum putzte ich die Platte.«
»Das hatten Sie doch eigentlich nicht nötig, wenn Sie ein reines Gewissen haben«, meinte ich.
»Besser ist besser«, meinte er. »Warum sollte ich mir Unannehmlichkeiten machen?«
»Die haben Sie sich durch die überstürzte Aufgabe Ihrer Stelle erst recht gemacht«, sagte Phil und gleichzeitig ließen wir unsere blaugoldenen FBI-Steme blinken.
Bedack erschrak sichtlich, aber er fing sich schnell wieder.
»Also habt ihr mich doch aufgestöbert«, sagte er. »Ihr werdet aber wenig Freude haben. Ich habe Peter nicht umgelegt. Das kann ich beweisen. Ich kann drei Leute nennen, mit denen ich in der betreffenden Nacht Poker spielte und zwar bis gegen Morgen.«
»Dann sind Sie vielleicht so freundlich, uns die drei Leute zu nennen.«
»Mit Vergnügen. Es waren James Dixon, Ron McLona und…« Er griff sich an die Stirn. »Verdammt, den Namen des dritten habe ich nicht behalten. Es war eine Zufallsbekanntschaft und Sie wissen ja, wie das geht.«
»Auch seinen Vornamen nicht?«
»Nick…«
Im gleichen Augenblick, in dem er es sagte, schien er es auch schon zu bereuen.
»Nick, mehr weiß ich nicht.«
»War es vielleicht Nick Gordon?«, fragte mein Freund.
Wieder glaubte ich den Ausdruck von Schrecken auf seinem Gesicht zu sehen, aber ich konnte mich auch geirrt haben.
»Gordon? Nein. So hieß er bestimmt nicht.«
Wir bohrten noch eine Zeit lang, ohne jeden Erfolg. Der Abschied war recht Rühl. Bedack hatte es uns augenscheinlich übel genommen, dass wir versucht hatten, ihn zu überrumpeln.
»Was hältst du von dem Kerl?«, fragte Phil, als wir unseren Wagen wieder geholt hatten und an der Union Stations entlang Clinton Street hinauffuhren.
»Ich weiß es nicht. Vielleicht ist er ein besonders ausgekochter Bursche, der versucht, uns zum Besten zu halten. Was mich am meisten störte war, dass er erschrak, als ihm der Vorname Nick herausfuhr.«
»Wir müssen nachprüfen«, meinte Phil, »ob das Alibi stimmt und was für Leute es sind, die es ihm geben. Vielleicht erinnert sich einer von ihnen an den geheimnisvollen Nick.«
***
Die beiden Zeugen für das Alibi wurden noch am gleichen Spätnachmittag vernommen. Beide bestätigten, dass sie am 26. September abends in Dicksons Wohnung zusammengekommen und bis in die frühen Morgenstunden gespielt hatten. »Nick« kannten sie merkwürdigerweise auch nicht. Sie behaupteten, Bedack habe ihn mitgebracht.
Sowohl Dickson als auch McLona waren keine unbeschriebenen Blätter. Allerdings lagen die Verfehlungen, deretwegen sie mit dem Gesetz in Konflikt gekommen waren, auf einem anderen Gebiet.
Dickson und McLona hatten sich einmal als Trickbetrüger betätigt und waren deshalb zu
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