0320 - Heißes Pflaster Chicago
herauszubekommen.
»Ist denn kein Mann im Haus?«, fragte ich den Sergeanten Bielski, der, das Notizbuch in der Hand, dabei stand.
»Der ist oben. Der Arzt ist bei ihm.«
Während Phil zurückblieb, rannte ich die Treppe hinauf. Der Mann lag auf dem Bett und stöhnte. Ein anderer, offensichtlich der Arzt, war dabei, ihm einen Kopfverband zu anzulegen. Man sah an dem Gesicht des armen Teufels, dass er furchtbare Prügel bekommen hatte.
Von ihm würde ich vorläufig nichts erfahren und so machte ich kehrt und ging wieder hinunter.
»Bitte, Mrs. Gilman, versuchen Sie, sich zusammenzunehmen«, redete Bronx der Frau zu. »Jede Minute ist kostbar. Berichten Sie.«
Die Frau setzte sich mit einem Ruck auf.
»Es war furchtbar«, stöhnte sie. »Ich kann auch nicht sagen, wie viel Uhr es war. Plötzlich standen zwei Kerle, die ihre Gesichter unter Strumpfmasken versteckt hatten, vor uns im Zimmer. Sie hatten sogar das Licht angedreht. Der eine hielt uns mit der Pistole in Schach. Der andere durchstöberte die Kommode, bis er die Krawatten meines Mannes fand. Mit diesen fesselten sie uns dann. ›Wo ist der Safe mit den fünftausend Dollar?‹, fragte dann der eine der Lumpen. Natürlich bestritten wir beide, dass ein solcher Safe existiere. Wade bot ihnen die dreihundert Dollar an, die er in der Brieftasche bei sich getragen hatte. Da lachte der Kerl und sagte: ›Erzähl keine Romane. Wir wissen genau Bescheid. Wo ist der Safe?‹ Als wir beide beteuerten, es gäbe keinen Safe, wurden wir geknebelt, und dann machte sich der eine daran, Wade zu verprügeln. Nachdem das fünf Minuten gedauert hatte, nahm er mir den Knebel aus dem Mund und drohte, er werde mich genau so schlagen, wenn ich nichts verrate… Ich musste mit ins Wohnzimmer gehen und ihm die Stelle zeigen. Dann bin ich wohl ohnmächtig geworden. Als ich wieder zu mir kam, war der Safe offen und nicht nur das ganze Geld, sondern auch mein Schmuck weg. Da rief ich zuerst die Polizei an, und dann bestellte ich den Arzt. Ich schnitt Wades Fesseln durch, er war bewusstlos.«
Dann fing sie wieder an zu jammern.
»Stimmte es denn, dass Sie fünftausend Dollar im Safe hatten?«, fragte Phil.
»Genau waren es fünftausendzweihundertfünfzig. Ich hatte gerade gestern Abend nachgezählt.«
»Ist Ihr Mann Geschäftsmann?«, fragte ich
»Natürlich, Sie müssen doch die Gilman Lunch-Rooms kennen. Es gibt genau fünfundzwanzig Stück davon in Chicago.«
Jetzt wusste ich es plötzlich. Es war dieser Wade Gilman gewesen, der vorgestern Nacht im Mon Bijou mit Majorie Vans geflirtet hat.
Ich hütete mich, im Beisein seiner Frau, etwas davon verlauten zu lassen. Vielleicht hätte der Ärmste dann noch einmal Prügel bezogen. Ich nahm meinen Freund beiseite. Als der von meiner Entdeckung hörte, pfiff er leise durch die Zähne.
Das war vielleicht der Lichtblick, auf den wir gewartet haben.
In der Hoffnung, etwas von Mister Gilman zu erfahren, eilten wir hinauf.
Aber der Arzt winkte ab.
»Sie können ihn jetzt unmöglich vernehmen«, sagte er. »Er ist mit dem Kopf gegen eine scharfe Kante, wahrscheinlich den Nachttisch, geschlagen und hat eine Gehirnerschütterung. Ich überlege mir, ob ich ihn ins Krankenhaus schaffen soll. Keineswegs ist er vor Ablauf von zwei bis drei Tagen vernehmungsfähig.«
Die Detectives hatten inzwischen das ganze Haus durchstöbert. Sie hatten festgestellt, dass die Räuber auch einen Teil des Tafelsilbers mitgenommen hatten.
Da kein Anhaltspunkt für ein gewaltsames Eindringen vorhanden war, blieb nur die Möglichkeit, dass sie einen Nachschlüssel benutzt hatten. Ich zog die Liste der Kundinnen des Lucille Beauty Salons aus der Tasche und stellte fest, dass Mrs. Gilman nicht darunter war.
Aber Mister Gilman kannte Majorie Vans.
Gilman hatte die vorgestrige Nacht wenigstens zum Teil mit Majorie verbracht. Zweifellos war er schwer angetrunken gewesen und in diesem Zustand ist es nicht schwer, jemandem die Schlüssel aus der Tasche zu ziehen und mit diesen einen Augenblick zu verschwinden, um einen Wachsabdruck zu machen. Das wäre die Lösung des Rätsels, wie die Gang zu den Nachschlüsseln kam.
Es würde nicht schwer sein, das nachzuprüfen.
***
Es war zwar erst acht Uhr zwanzig, aber trotzdem suchten wir sofort Mister Jim Delott in der Arthur Avenue auf, der das vorige Opfer der Gang gewesen war.
Wie wir erwartet hatten, war er noch zu Hause.
Glücklicherweise jedoch war er bereits aufgestanden, während seine Frau sich noch im
Weitere Kostenlose Bücher