0322 - Ein Hai zeigt die Zähne
Kopf stellen könnte.«
Mr. High lächelte. »Sie meinen eine neue Wahrheitsdroge, Dr. Carey?«
Der Psychiater nickte. »Sie ist bedeutend zuverlässiger als das bisher bekannte Natriumpentothal, Sir. Ich weiß, dass die Fachwelt zunächst von meiner Theorie nichts halten wird. Dennoch hoffe ich beweisen zu können, dass sie geeignet wäre, den Lügendetektor abzulösen.«
Mr. High musterte seinen Besucher wohlwollend. »Dr. Carey, ich hege die Befürchtung, dass Sie sich vergeblich herbemüht haben. Wenn ich Sie recht verstanden habe, wollen Sie Ihr neues Wahrheitsserum den Justizbehörden empfehlen. Ich versichere Ihnen, dass ich keinerlei Einfluss auf die Entscheidung über einen derartigen Test habe. Anträge dieser Art müssen Sie an den Justizminister persönlich richten. Ich kann Ihnen jetzt schon sagen, dass Mr. Kennedy ablehnen wird. Er hat die Zuverlässigkeit jeglicher Drogen zur Erlangung von Beweismitteln klar verneint.«
Dr. Carey sah irritiert auf. »Das begreife ich nicht, Sir. Ich kenne natürlich die Einwände, die aus Fachkreisen immer wieder herangetragen werden, doch auch über die Entstehung der Erde gibt es viele Ansichten.«
Mr. High lächelte. »Wir sind ein Rechtsstaat, Dr. Carey. Um einen solchen Test durchzuführen, müsste auch eine eventuelle Versuchsperson ihre Einwilligung dazu geben. Kein Mensch, auch kein Verbrecher, kann gezwungen werden, sich einem solchen Test ohne Einwilligung zu unterziehen. Ob im psychiatrischen Bereich diese Drogen eine Berechtigung haben, Doktor, weiß ich nicht. Vor Gericht dürfen sie niemals Bedeutung erlangen.«
Carey zuckte resigniert die Achseln. »Ich kam, um einem ganz bestimmten Menschen zu helfen, Sir. Im Zusammenhang mit dem Mord an dem Millionär Harrison Spencer wurde ein gewisser Daniel Dupont verhaftet. Aus den Zeitungen erfuhr ich, dass gegen ihn das Hauptverfahren eröffnet wird. Ich kenne Daniel schon lange Jahre. Wir wohnten in New Haven Haus an Haus. Mein Vater und Harrison Spencer waren eng befreundet.«
Mr. High nickte. »Ich habe davon gehört, Dr. Carey. Wie glaubten Sie denn, Dupont helfen zu können?«
»Er war doch angeblich in der Mordnacht mit einer Dame der Gesellschaft zusammen, deren Namen er nicht nennen will, um sie nicht zu kompromittieren. Ich hoffte, ihn unter dem Einfluss meiner Droge zum Sprechen zu bringen.«
»Das habe ich mir schon beinahe gedacht«, sagte Mr. High. »Ihr Versuch wäre also schon in jedem Fall zum Scheitern verurteilt, Doktor Carey. Dupont will den Namen nicht nennen. Warum sollte er sich also einem Versuch unterziehen, bei dem er Gefahr laufen würde, sein Geheimnis ungewollt preiszugeben?«
Carey erhob sich. »Sie haben recht, Sir. Er würde seine Einwilligung natürlich niemals geben. Es tut mir leid, dass ich Ihre gewiss kostbare Zeit in Anspruch genommen habe. Ich hatte nur den einen Wunsch, Daniel in irgendeiner Form zu helfen. Er ist kein Mörder, Mr. High.«
***
Am Morgen des 7. Februars fiel das Licht der Straßenlaternen auf frostklirrende Bürgersteige. Es schneite, als sollte die ganze Stadt mit einem weißen Tuch bedeckt werden.
Phil und ich standen fröstelnd im Hof des Distriktgebäudes. Endlich öffnete sich die kleine, schwarze Tür zum Zellentrakt. Drei Männer wurden in Handschellen herausgeführt. Es handelte sich um Alex Hoggett, Daniel Dupont und Marc Wiston, einem Maler, der seine Frau erwürgt hatte. Sie sollten zu den Tombs gebracht werden, den Grabgewölbe, wie das Untersuchungsgefängnis des Kriminalgerichts im Volksmund genannt wird. Da Phil und ich Dupont verhaftet und auch den Hogget-Fall bearbeitet hatten, waren wir zur Begleitung des Gefangenentransportes abgestellt worden.
Schweigend kletterten die Gefangenen in den Transporter. In diesem geschlossenen Kastenwagen gab es vier verschließbare Einzelzellen für Gefangene und zwei Klappsitze für das Begleitkommando. Der Zufall wollte es, dass wir Hoggett und Wiston in die Abteile hinter der Fahrerkabine einschlossen-. Dupont brachten wir in einer der beiden vorderen Zellen unter.
Außer dem Fahrer fuhr vom noch ein dritter G-man, Bill Steele mit.
Am Cooper Square wartete ein grauenhafter Tod auf ihn.
***
Vor dem Gebäude Nummer 202 in der East 69 Straße stand ein weinroter Buick Wildcat. Der Mann am Steuer hatte den Hut tief ins Gesicht gedrückt und beobachtete die Toreinfahrt der New Yorker FBI-Zentrale, die genau gegenüber lag. Er hatte den Gefangenentransportwagen kommen sehen und wartete nun
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