0324 - Die Geliebte des Dämons
frei.
Nun wußte er auch, was das ungewöhnliche Gefühl auf seiner Haut zu bedeuten gehabt hatte. Es hing mit dem Schutz zusammen, den ihm Buddha gab.
Der veränderte Kapitän war noch immer perplex. Nichts begriff er.
Für ihn war alles unwahrscheinlich, und er schüttelte seine drei Köpfe, so daß sie fast gegeneinander prallten.
Die Mäuler verzogen sich.
Alle drei zur gleichen Zeit. Zuerst das des menschlichen Schädels, dann die beiden anderen, und aus ihnen drangen drei verschiedenartig klingende Schreie der Wut.
Vielleicht auch ein Startsignal für ihn, und dem wollte Suko vorbeugen.
Nicht umsonst hielt er seine Dämonenpeitsche, die er nun genau und treffsicher einsetzte.
Zuerst erwischte er den menschlichen Kopf. Die drei Riemen fegten um den Schädel, den sie im nächsten Augenblick zerrissen. Als er verging, hatte Suko bereits zum zweiten Mal zugeschlagen und traf das Gesicht des Dämons Kataya.
Auch in dieser von Katayas Magie beherrschten Welt entfaltete die Peitsche ihre Wirkung. Der dritte Schädel, der das Ebenbild des Dämons zeigte, wurde in zahlreiche Stücke gerissen, die nach allen Seiten wegsprangen.
Der ehemalige Kapitän fiel zu Boden. Auf dem Bauch blieb er liegen, und es begann ein schrecklicher Prozeß. Suko sah, wie sich der Körper auflöste. Eine dicke Flüssigkeit drang aus den Hosenbeinen und den Löchern der Ärmel. Sie breitete sich aus, rann über den Boden und versickerte im Gestein.
Katayas Welt fraß die Opfer.
Schauernd hatte Suko zugeschaut. Jetzt konnte er sich auch vorstellen, woher die Geister und Diener des Bösen kamen, die ihm in den Gängen begegnet waren und auch schon draußen gelauert hatten. Sie waren ein Teil dieser von Kataya beherrschten Welt. Und vielleicht war es ihnen vor langen Zeiten einmal wie dem Kapitän ergangen, nur hatte sie jetzt der Ruf des Bösen erreicht. Sie waren als Geistwesen zurückgekehrt und beherrschten die Materie.
Ein Spiel der Kräfte, das zu groß war, um von einem Menschen völlig durchschaut werden zu können.
Diese grauenhafte Gefahr hatte Suko überstanden. Aber da war noch Shao, die eine Geliebte des Bösen werden sollte. Suko fühlte in seinem Innern eine unwahrscheinliche Kraft. Wahrscheinlich durch die Worte des unsichtbaren Buddha. Sie hatten ihn wieder aufgemöbelt und ihm gezeigt, daß der Kampf doch nicht so ausweglos war.
Bewaffnet mit der Dämonenpeitsche, dem Stab, einer Beretta und seinem Mut wollte Suko sich Kataya persönlich stellen. Er hatte jetzt die Kraft und glaubte an den Sieg.
Zwei Schritte kam er weit, bevor er abruppt stoppte. Was er sah, raubte ihm den Atem…
In der Sekunde der Entscheidung trat genau das ein, womit Shao nicht mehr gerechnet hätte. Ihre ins Dunkle Reich gefallene Ahnherrin meldete sich.
Amaterasu selbst konnte nicht erscheinen, da sie sich in Gefangenschaft befand, aber ihre Gedanken und Kräfte überwanden Zeit und Raum, wobei sie in Shao das Ziel fanden.
Die Chinesin wurde zu einer anderen.
Plötzlich veränderte sie ihre Haut. War sie vorhin noch blaß und bleich gewesen, nahm sie einen völlig anderen Farbton an!
Es war ein blau-goldener Glanz, der sich von den nackten Fußspitzen bis zum Kopf hochzog und erst dicht am Ansatz der langen Haarflut sein Ende fand.
Auch die Pupillen der Augen hatten sich verändert. Sie wirkten wie kleine, goldene Plättchen, aus denen eine Kraft strahlte, die selbst Kataya das Fürchten lehrte.
Shao war nicht mehr sie selbst. Wieder griff die Sonnengöttin ein, und sie ließ es ihren Feind spüren.
»Amaterasu!« ächzte das Böse. Die Stimme drang nicht aus dem Maul, sie kam von überall her, und sie wurde auch von Suko gehört, der gebannt auf der Stelle verharrte, um dem Kampf zuzuschauen.
War es ein Kampf?
Bisher wurde keine Gewalt angewendet, aber Shao/Amaterasu richtete sich auf.
Es lief so ab wie auf der Dschunke, als sie sich gegen das Fratzengesicht stellte. Die Sonnengöttin gab ihr die Kräfte, die nötig waren, um einen Feind vernichten zu können.
Auf der Schlange blieb sie stehen. Wie der Erzengel Michael, als er das Böse am Beginn der Zeiten vernichtete und in die Verdammnis stieß.
Nur hielt Shao kein Schwert in der Hand, daß sie in den Rachen des Tieres stieß, sie war waffenlos und allein von der Kraft der Sonnengöttin beseelt.
Welch eine Macht sie besaß, konnte Suko noch im selben Moment sehen, denn die dicke und so mächtige Schlange löste sich unter Shaos Füßen auf und wurde zu Staub.
Furchtlos
Weitere Kostenlose Bücher