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0324 - Sie tanzten, wenn die Ratte pfiff

0324 - Sie tanzten, wenn die Ratte pfiff

Titel: 0324 - Sie tanzten, wenn die Ratte pfiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wenn die Ratte pfiff (1 of 2) Sie tanzten
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»Aber von einem Hund haben wir nichts entdeckt.«
    »Danke«, brummte ich. »Das war alles, was ich wissen wollte. Ich gehe noch einmal ins Haus, mich ein bisschen umsehen.«
    ***
    An der Hauswand entlang ging ich nach hinten in den Hof. Ein Lastwagen stand vor einer großen, offen stehenden Garage. Seine Scheinwerfer waren zerschossen worden. Die Splitter der Deckgläser waren vor dem Wagen verstreut. Der Kühler des Wagens zeigte zum Gebäude hin.
    Ich blickte ins Führerhaus und auf die Ladefläche des Trucks. Hier hätte sich nicht einmal eine Katze verstecken können, von einem erwachsenen Menschen ganz zu schweigen.
    An der Rückfront des Gebäudes zog sich eine Art Veranda hin, die sehr niedrig lag und von einem schrägen Dach überdeckt wurde. Ganz links stand die Hundehütte. Ihre Rückseite stieß an das Haus. Vorn sahen ein paar Strohhalme heraus. Ich ging hinauf auf die Veranda und zu der Hundehütte. Als ich genau davor stand, drehte ich mich um und blickte zu der Mauer hinüber.
    Die Richtung stimmte. Aber die Höhe nicht.
    Eine Zeit lang stand ich auf der Veranda und grübelte vor mich hin. Dann schob ich die Hintertür auf und betrat das stille Haus. Die unnatürliche Stille eines völlig menschenleeren Gebäudes empfing mich.
    Langsam schlenderte ich durch die Räume, bis.ich in das Zimmer kam, das so etwas wie Ackermans Büro gewesen sein musste, zugleich wohl auch sein Wohnzimmer. In der linken Ecke hinten lag die Wolldecke für den Hund, rechts stand der Schreibtisch.
    Ich setzte mich in den Schreibsessel und fing an, die einzelnen Schubladen zu untersuchen. Es gab nichts von Bedeutung. Zum Schluss sah ich mir den Brief Ständer auf dem Schreibtisch an. Ein paar aufgerissene Umschläge standen zwischen den gebogenen Messingstäben. Ich nahm sie der Reihe nach heraus und sah sie an.
    Zwei Rechnungen von einer Wäscherei in der Nähe. Ein Lieferschein über sechs Stühle. Eine Ansichtskarte vom Grand Canyon, unterschrieben von einer Mary-Ann. Ein Prospekt von einem Fotohaus, ein anderes für Teppiche und Wandbehänge. Ein Brief mit der Adresse und dem vollen Namen des Clubs.
    Ich nahm den Briefumschlag in die Hand und besah ihn mir genauer. Die Briefmarke stammte von einem afrikanischen Staat, der erst vor wenigen Monaten seine Unabhängigkeit erlangt hatte. Sobald wir Zeit dazu hatten und mit den ersten Vernehmungen fertig 38 waren, würden wir sowieso den ganzen Schreibtisch und alle im Hause aufgefundenen Papiere einer gründlichen Prüfung unterziehen, aber es konnte ja nicht schaden, wenn ich mir diesen Brief schon einmal ansah. Also zog ich den zusammengefallenen Bogen aus dem Umschlag.
    Ein postkartengroßes Foto fiel heraus. Ich bückte mich, hob es auf und sah es mir an. Es zeigte einen ungefähr fünfzigjährigen Mann mit Tropenhelm und in einem weißen, kurzärmeligen Hemd, der in einem Liegestuhl auf einer Veranda lag. Hinter ihm stand ein Negerjunge von höchstens sechs oder sieben Jahren und fächelte dem weißen Mann Kühlung zu.
    Ich legte das Foto beiseite und nahm mir den Brief selbst vor. Es war ein kurzes, handschriftlich abgefasstes Schreiben, das in wenigen Zeilen die Übersendung des Fotos erwähnte und nach dem Stand der Dinge fragte. Man müsste mehr tun, wurde erwähnt, aber was denn getan werden sollte, wurde nicht beim Namen genannt. Ich las den kurzen Text zweimal, dann steckte ich Umschlag, Brief und Foto ein. Vielleicht war dies eine Spur…
    ***
    Er wohnte in einem Hinterhaus, einer Bude, bei der man unwillkürlich Angst bekam, sie könnte jeden Augenblick zusammenbrechen. Im Erdgeschoss hatte sich etwas eingenistet, was sich großartig Versandgeschäft nannte. Einen Augenblick besah ich mir das Schild, dann drehte ich mich achselzuckend um. Wenn es Leute gab, die sich aus dieser verkommenen Bude etwas bestellten, waren sie selber schuld.
    Eine steile Stiege führte hinauf. Sie knarrte bei jedem Schritt. Ich war nicht besonders vorsichtig, weil ich kaum damit rechnete, ihn zu Haus anzutreffen.
    Und selbst wenn er da war, bestand kein Grund zu irgendwelchen Befürchtungen. Er war nicht der Mann, vor dem man sich vorzusehen hatte. Er war eine kleine, schmierige Ratte, weiter nichts.
    An der Tür war mit einer Stecknadel ein Stück Karton festgemacht, das früher einmal weiß gewesen sein mochte. Jetzt tendierte die Färbung mehr zu einem schmutzigen Grau. Mit Bleistift hatte eine nicht sehr geschickte Hand darauf gemalt: Johnny Witeman - Agent.
    Ich grinste belustigt.

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