0325 - Zerberus, der Höllenhund
hatte, hörte er auch das dumpfe Schlagen der anderen Türen.
Insekten umsummten ihn sofort. Ein paarmal schlug er nach ihnen, während er die Ladeklappe öffnete und zwei Seesäcke hervorholte.
Bevor er dies tat, hängte er sich noch das automatische Schnellfeuergewehr über die Schulter. Auf diese Waffe verließ er sich, denn es gab immer wieder mal neugierige Zeitgenossen, die sich dem See näherten, um dort ein lauschiges Plätzchen zu finden.
Noch wollte die Gruppe keine Zuschauer haben.
Scirinna war so gekleidet, wie es sich gehörte. Er trug Schaftstiefel.
Seine Hose und das Hemd bestanden aus Khakistoff, und an seinem breiten Gürtel steckte eine Scheide aus Leder. Aus ihr ragte der Griff eines Buschmessers.
Aldo schleppte die Seesäcke vor das Haus, wo er sie ablud. Seine Freunde waren fast ähnlich gekleidet. Auch sie trugen Stiefel und eine Kleidung aus derbem Stoff.
Selbst die Frauen hatten auf modischen Schnickschnack verzichtet.
Allerdings waren sie nicht bewaffnet. Das Tragen der automatischen Gewehre überließen sie den Männern.
»Alles klar?« fragte Aldo.
»Natürlich.«
Marion Ross schleuderte ihre braunen Haare zurück. Sie hatte ein weiches Gesicht mit einem sinnlichen Mund. In ihren Augen lag ein Glanz, der sie in gewisser Hinsicht als Nymphomanin kennzeichnete.
Im Westend war sie dafür bekannt. »Wird der Teufel heute endlich kommen?« fragte sie lockend, »Wenn du die Regeln befolgst, bestimmt«, erwiderte Aldo.
»Und du hast keine Angst, daß uns jemand besucht?«
»Wie meinst du das?«
»Sie denkt sicherlich an diesen Reporter«, sagte Che de Laga. Er kraulte dabei seinen wilden Revoluzzerbart und die Haarmähne gleichzeitig.
»Nein, der kommt nicht mehr.«
»Was macht dich so sicher?« erkundigte sich Vince Morgan, der ehemalige Bildhauer, der als Markenzeichen einen Pferdeschwanz trug.
Scirinna lächelte nur. »Wenn neugierige Leute erscheinen, hält sie uns Zerberus vom Hals.«
Else bekam große Augen. »Hat der Hund den Reporter getötet?«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Scirinna lässig. »Wir können jedoch davon ausgehen.«
»Dann wäre ja alles klar«, meinte Che und nickte sich selbst zu.
»Gehen wir sofort zur Insel?« fragte Marion.
»Ja, wir laden da die Sachen ab.«
Die fünf machten sich auf den Weg. Das Holz des Stegs bog sich unter ihrem Gewicht. Es brach nicht zusammen, obwohl es schon weich war und an einigen Stellen durchgefault.
Am Ende des Stegs blieben sie stehen und schauten auf den biologisch zerstörten See. Er lag wie eine glatte grüne Fläche vor ihren Augen.
Kein Windhauch strich über seine Fläche, so daß auch keine Wellen den Ufern entgegenliefen.
Irgendwo weit vor ihnen befand sich das andere Ufer. Jenseits der Insel lag es und wurde vom warmen Dunst umwabert.
Sie nahmen das größte Boot und schleuderten zuerst ihre Seesäcke hinein. Scirinna wollte lenken. Als alle fünf ihren Platz gefunden hatten, lag der kleine Kahn tief im Wasser. Jetzt kam es ihnen zugute, daß kein Wind wehte.
Bis auf das Summen der Insekten oder dem hin und wieder aufklingenden Klatschen eines Vogelflügels war es still. Deshalb erklang das Geräusch des Motors auch doppelt laut, und die Schallwellen wehten über die glatte Fläche.
Nur widerwillig schien das Boot Fahrt aufzunehmen. Der Bug schnitt das Wasser, das anschließend dicht an den beiden tiefliegenden Bordwänden entlangwellte.
Wer jetzt einen Blick auf das Wasser warf, konnte erkennen, wie »kaputt« der See war. Ob es Schlamm, Tang, Holz oder Dreck war, das dicht unter der Oberfläche trieb, konnte niemand mit Gewißheit sagen, jedenfalls gehörte das Zeug nicht in ein natürliches oder gesundes Gewässer.
Die Männer und Frauen schwitzten. Zudem stand die Luft, und die Schwüle hatte noch mehr zugenommen. Man konnte darauf wetten, daß es am Abend ein Gewitter geben würde.
Allmählich näherten sie sich der Insel. Sie war das eigentliche Reich, dort geschah das, was unter Ausschluß der Öffentlichkeit durchgeführt werden sollte.
Die finstere, grausame Magie. Die schrecklichen Blutrituale, die die Hölle weichkochen sollten.
Und Satan hatte schon reagiert.
Scirinna stand hinter dem Ruder. Er schaute gegen die breite Scheibe und sah sie mit zahlreichen dunklen Flecken und Klatschern übersät.
Das waren die toten Insekten, die während der Fahrt dagegen hieben und manchmal auch als kleine Blutflecken zurückblieben.
Der See war nicht sehr tief. Möglicherweise hatte das vor
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