0325 - Zerberus, der Höllenhund
daß sich die Lage zu seinen Ungunsten veränderte. Sie schwankte, und er mußte die anderen vier auf seine Linie einschwören.
»Wer zweifelt noch?«
Eine direkte Antwort bekam er nicht. Keiner traute sich, etwas zu sagen. Deshalb beschloß er, jeden selbst zu fragen. Mit dem Zweifler ging er an. »Vince Morgan, bist du bereit, mir zu folgen und anzuerkennen, daß wir die Kräfte der Holle beschwören?«
Morgan holte ein paarmal Luft. Er wollte zu einer Gegenrede ansetzen, schaute Scirinna dabei an und senkte den Blick. Danach hob er die Schultern. »Okay, ich bin bereit.«
»Das war ein Versprechen«, sagte Scirinna.
»Natürlich.«
Aldo lachte leise. »Es könnte nämlich sein, daß ich dich zu gegebener Zeit daran erinnern werde.«
»Bitte.«
Scirinna wandte sich dem nächsten zu. Che de Laga hockte in einem Sessel aus Segeltuch und qualmte an einer Marihuana-Zigarette. Seine Wiege hatte in Südamerika gestanden, und für Dinge, die mit Schwarzer Magie oder Übersinnlichem zu tun hatten, war er stets empfänglich.
»Bist du bereit, den Teufel und seine Helfer zu beschwören, Che?«
De Laga nickte lässig.
»Gib Antwort.«
»Ja, ich bin bereit, Aldo.«
»Schön, kommen wir zu euch.« Er schaute die blonde Else Kaan an. Sie saß ihm am nächsten. Ihre knabenhafte Figur hielt sie unter einem langen, weitgeschnittenen Kleid versteckt. Das dünne Haar hatte sie zurückgekämmt und im Nacken zu einem Knoten zusammengebunden.
»Wie ist es, Else? Machst du mit?«
»Immer.«
»Schön.« Scirinna lächelte. »Bleibst du noch, Marion?«
Die schöne Marion, ein dunkelhaariges Bündel aus Temperament und Sinnlichkeit, strich über ihren Körper. »Ich bin bereit, dem Satan einen Willkommensgruß zu bieten.«
»Er wird sich freuen«, sagte Scirinna.
»Bestimmt.« Marions Lachen klang rauh und gleichzeitig ein wenig schrill.
Dieses Gespräch hatte vor einigen Wochen stattgefunden. Aldo Scirinna ging daran, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Die ersten Beschwörungen klappten, und seine Freunde sprangen nicht ab. Auch der Teufel hatte ein Einsehen. Er war immer neugierig, wenn sich Menschen freiwillig anboten, seine Diener zu werden.
Sie hatten es durch eine bestimmte Beschwörung versucht, und die war gelungen.
Es erschien genau derjenige, dem die anderen voller Skepsis gegenübergestanden hatten.
Zerberus, der Höllenhund!
Und der Teufel sollte folgen…
***
Wie von nicht sichtbaren Händen erfaßt, schoben sich plötzlich die Zweige des Gebüschs zur Seite. Durch die Lücke stieß die breite Schnauze eines Geländewagens. Die großen, tiefprofiligen Reifen durchwühlten den schlammigen Boden nahe des Seeufers und schufen Fahrspuren für das nachfolgende Wohnmobil, in dem Vince Morgan, Che de Laga und die beiden Frauen saßen.
Gegen Mittag waren sie aus London losgefahren. Am Spätnachmittag erreichten sie ihr Ziel, das Ufer des Sees, wo auch die Blockhütte stand.
Aldo Scirinna hatte sie bauen lassen, und sie stand so gut gedeckt, daß sie vor neugierigen Blicken beschützt war. Eine grüne Wand aus Büschen und später Schilf nahm irgendwelchen Beobachtern die Sicht.
Bis zum See waren es nur ein paar Schritte. Damit niemand durch den morastigen Boden zu laufen brauchte, hatte Scirinna einen Steg anlegen lassen, der von seinem Blockhaus in den See stach. Am Stegende waren auch die Boote vertäut.
Drei insgesamt, zwei davon mit Motor. Und diese Boote brauchten sie, denn in der Mitte des verschlammten Sees befand sich eine Insel. Sie hob sich wie der grüne Buckel eines Monsters aus dem Wasser.
Zwar war das Gewässer selbst nicht mehr in Ordnung, das hielt jedoch die zahlreichen Insekten nicht davon ab, sich in Ufernähe aufzuhalten und die Menschen zu malträtieren, die hin und wieder kamen, um ihren finsteren Beschwörungen nachzugehen.
Zudem war es ein ziemlich warmer Tag gewesen, an dem so gut wie kein Wind wehte. Für den Abend hatten die Wetterfrösche wegen der unnatürlichen Schwüle Gewitter angesagt, und schon jetzt besaß der Himmel eine seltsame Farbe. Zwar schien noch die Sonne, nur waren es »falsche« Strahlen. Sie drückten, waren heiß und brannten auf den nackten Armen der anwesenden Menschen.
Der Geländewagen schaukelte bis hinter die Blockhütte, wo Aldo Scirinna ihn stoppte. Er fuhr so weit, bis die natürliche Barriere aus Pflanzen die Kühlerschnauze berührte.
Das Wohnmobil wurde vor und gleichzeitig neben der Hütte abgestellt. Als Aldo Scirinna sein Fahrzeug verlassen
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