0326 - Burg der tausend Schrecken
hielt. Jener, den er fragen wollte, mochte diese für magische Energien halten, die Miguel Ferreira freisetzte.
Der letzte Akt der Tarnung mußte durchgezogen werden.
Amos lief etwas schneller als ein galoppierendes Pferd. Als er das Castillo erreichte, war ihm von einer etwaigen Anstrengung nichts anzumerken. Er lehnte sich am Eingangsportal an die Tür und erwartete den zurückkehrenden Miguel Ferreira. Der stutze, als er Amos sah.
»Sie haben Ihr Zimmer verlassen, Señor Amos? Aber Sie wollten doch nicht in Erscheinung treten!«
»Es war nicht gut, was Sie da gemacht haben, mein Freund«, sagte Amos gelassen. »Es wäre nicht nötig gewesen, den Wagen über die Felskante kippen zu lassen.«
»Verdammt! Woher wissen Sie das?« keuchte Ferreira.
»Ich sah es, und ich habe das Fahrzeug aufgehalten. Mademoiselle Duval lebt und ist inzwischen auf dem Weg nach Murcia oder sonstwohin. Sehen Sie - es geht alles auch, ohne daß man Menschen umbringt.«
»Ich verstehe Sie nicht, Señor Amos«, murmelte Ferreira. Seine Augen wurden groß. »Fährt sie etwa zur Polizei?«
»Ich bezweifele es«, sagte Amos gelassen. »Solche Kleinigkeiten wie Mordversuche pflegen wir unter uns zu regeln, verstehen Sie?«
»Nein…«
»Ich hatte es nicht anders erwartet«, sagte Amos. »Kommen wir jetzt zu meinem speziellen Freund Zamorra. Er ist im Keller?«
Ferreira nickte.
»Dann ist es an -der Zeit, ihn an die Kette zu legen. Ich werde mich anschließend wieder bei Ihnen melden. Warten Sie im Gesprächsraum auf mich - Ihr Cognac dürfte inzwischen angemessene Temperatur erreicht haben, ihn zu genießen, Señor Ferreira. Es wird nicht lange dauern.«
Er betrat das Gebäude und eilte zu der Zimmerflucht aus Wohn- und Schlafraum und kleinem seperatem Bad, die einst der Butler bewohnt hatte, als Ferreira noch Personal hielt. Miguel hatte ihm diese Zimmerflucht zur Verfügung gestellt.
Amos schloß vorsichtshalber hinter sich ab, falls Ferrera neugierig sein sollte - das Schlüsselloch hatte er schon vorher verstopft, und vor den Fenstern waren die Jalousien geschlossen. Noch war Ferreira magielos, konnte also auch auf diese Weise nicht herausfinden, was Amos tat.
Amos öffnete einen kleinen schwarzen Koffer. Darin schimmerte es silbern. Amos nahm eine handtellergroße, silbrige Scheibe heraus, in deren Zentrum sich ein Drudenfuß befand, umgeben von den zwölf Tierkreiszeichen und einem Silberband mit unentzifferbaren Hieroglyphen.
Amos lächelte zufrieden.
Dann konzentrierte er seine magische Kraft, und mit leichtem Fingerdruck verschob er rasch nacheinander sieben der Hieroglyphen um jeweils einen halben Millimeter. Von selbst kehren sie an ihre Ausgangsposition zurück, aber dieser kurze Augenblick genügte, magische Funktionen auszulösen.
Das handtellergroße Amulett flammte grell auf.
Ebenso wie unten im Kellergewölbe das des Professors.
Das Amulett, das Sid Amos steuerte, stellte sein Lodern wieder ein. Dort, wo sich der Drudenfuß befand, zeigte sich jetzt ein Bild. Sid Amos sah, was in den Kellerräumen geschah, und er steuerte aus der Ferne das Geschehen, soweit er es nicht schon längst vorprogrammiert hatte…
***
Zamorra hörte Inez Ferreira schreien, und ihr Schrei verwehte im Nichts. Aus dem Nichts, aus der Dunkelheit heraus schnellten eiserne Ketten, die sich blitzschnell um Zamorras Körper schlangen. Das Amulett versuchte, den grünlich leuchtenden Abwehrschirm aufzubauen, doch es kam zu spät. Irgend etwas schien die Reaktionsschnelligkeit von Merlins Stern zu hemmen.
Der Professor wurde zu Boden geschleudert. Unsichtbare Hände rollten ihn herum, ohne daß er sich dagegen zur Wehr setzen konnte. Er wurde von den Ketten umschlungen, die Arme an den Körper gepreßt, die Beine aneinander gebunden. Dann schnappten eiserne Hand- und Fußschellen zu. Unsichtbare Kräfte packten Zamorra, trugen ihn durch die Luft und lehnten ihn senkrecht an die Wand. Die Ketten wurden rasselnd durch Ösen geführt, etwas klickte und knackte überall, dann war der Spuk vorbei.
Zamorra hing gefesselt und bewegungsunfähig an der Wand.
Mit Geisteskraft versuchte er abermals, das Amulett zu aktivieren. Aber dann vernahm er erneut den gellenden Schrei von Inez Ferreira.
»Nicht… tu es nicht… es tötet mich…«
Durch die Tür sah er, wie sich die gespenstische Mädchengestalt in Krämpfen wand. Da brach er den Versuch ab, sich mittels der Amulettmagie zu befreien.
Sofort normalisierte sich auch das Verhalten des
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