0327 - Wer die Blutfrau lockt
zusammen zu sein, Küsse von ihren Lippen zu trinken und die Finger über ihren Körper gleiten zu lassen. Mit Marenia gemeinsam dem ekstatischen Höhepunkt der körperlichen Liebe entgegenzufliegen.
Irgendwann war das Stück zu Ende und der Discjockey spielte einen anderen Titel aus den internationalen Charts.
»Komm!« sagte Marenias Blick, ohne daß sich ihre Lippen bewegten. Aber Michael Prince hörte es, als wären hundert Worte an sein Ohr gedrungen.
Gemeinsam verließen sie die Disco und der Schein, den Michael dem Keeper zuschob, enthielt mehr als nur ein gutes Trinkgeld. Er konnte jetzt nicht mehr klar denken. Seine ganzen Gedanken kreisten nur noch um Marenia und das, was er mit ihr erleben würde.
»Mein Wagen steht da draußen!« wies Prince auf einen silbermetallischen Alfa-Romeo. Marenia nickte und ging darauf zu.
»Wohin fahren wir?« wollte Michael wissen.
»Zu mir. Wohin denn sonst?« Ein unergründliches Lächeln umspielte ihre Lippen. Glutvolle Begierde lag in ihren Augen. Prince öffnete ihr die Tür, und Marenia stieg in aller Selbstverständlichkeit ein.
»Fahr los, ich sage dir, wo es lang geht!« In ihrer Stimme lag etwas Befehlendes. Michael Prince startete den Wagen, und mit einem atemberaubenden Kavalierstart schoß der schnittige Wagen aus Italien davon. Mit knappen Worten sagte Marenia an, wann er wo einbiegen mußte. Einige Male versuchte Prince, eine Art Gespräch zu improvisieren. Doch Marenia schien daran nicht interessiert. Ihre Antworten waren einsilbig und kurz.
»Hey?! Hier in so einer Gegend wohnt eine Schönheit wie du?« stieß Prince erstaunt hervor, als ihm Marenia befahl, den Wagen zu parken. Diese Gegend von London war nicht gerade die beste Empfehlung. Die alten Backsteinhäuser waren uralt und in die Hinterhöfe drang kaum ein Sonnenstrahl hinab.
»Manche Blumen blühen in der Wüste!« flüsterte Marenia rätselhaft.
»Mein Onkel Stanley wohnte hier und ist unlänst verstorben. Ich habe seine Wohnung übernommen, weil sie billig ist. Keine Angst. Hinter meiner Tür wirst du von dieser tristen Gegend nicht viel merken !«
»Ich weiß, daß tausend Blumen in der Wüste blühen, wenn Regen niederfällt!« sagte Michael Prince. »Aber es sind Kakteen mit häßlichen Stacheln!«
»Vielleicht bin ich eine Art Kaktus, und wer sich mir naht, den verletze ich!« flüsterte Marenia. »Manchmal ist die Gefahr besonders schön anzusehen. Betrachte einmal jenen kleinen Kaktus, der sich Venus-Fliegenfalle nennt. Oder den Sonnentau, der sich öffnet und für Insekten wie die schönste Blume erscheint. Doch ihre Schönheit ist tödlich. Einmal gefangen, lassen diese kleinen Pflanzen ihre Opfer nicht los. Sie saugen das Leben aus ihnen heraus. Das ganze Leben!«
»Willst du mir jetzt Angst machen?« fragte Michael, obwohl in diesem Moment in ihm eine innere Stimme Alarm schlug.
»Es war nur eine Warnung!« sagte Marenia rauchig. »Denn ich will dich -ganz. Wenn du mit mir kommst, gebe ich dir alles, was ich habe. Aber ich nehme auch alles, was du geben kannst!«
»Mir völlig gleich, was geschieht!« keuchte Michael. »Dein Anblick macht mich verrückt, und allein deine Nähe macht mich rasend. Ich will dich - so wie du mich willst!«
»Worauf warten wir beide dann noch?« fragte Marenia und öffnete die Tür des Wagens…
***
»Wohin führt denn diese uralte Tür?« fragte Michael, als sie durch den Flur des Hinterhauses zu der alten, abgetretenen Treppe gingen, die Marenia zielbewußt ansteuerte.
»Hinunter in den Keller. In ein uraltes Gewölbe!« erklärte Marenia und ihre Stimme klang irgendwie gelockert. »Onkel Stanley erzählte immer, daß hinter diesem Keller eine uralte Folterkammer aus dem Mittelalter liegen sollte.«
»Bist du nie unten gewesen und hast nachgesehen?« fragte Michael, während er ihr die Treppe hinauf folgte. »Oder hattest du Angst vor Mäusen, die dort unten hausen!«
»Ich war unten!« gestand sie leise. »Aber das geht keinen was an. Weil ich mir da unten eine Vorratskammer angelegt habe!«
»Wie interessant!« Prince war froh, daß jetzt eine Art Gespräch zustande kam. Diese Einsilbigkeit der Frau wirkte auf ihn irgendwie bedrückend.
»Irgendwann kommst du da auch hinein!« Marenia lachte leise. »Irgendwann!«
»Das hört sich ja verlockend an!« krächzte Prince, der nicht wußte, was er davon halten sollte. »Bewahrst du da etwa alle deine Liebhaber auf?«
»Ganz richtig!« nickte Marenia. »Wenn ich Lust auf einen bekomme,
Weitere Kostenlose Bücher