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0327 - Wer die Blutfrau lockt

0327 - Wer die Blutfrau lockt

Titel: 0327 - Wer die Blutfrau lockt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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aufreizender Gelangweiltheit.
    »Darf ich dir einen Drink mixen?« fragte Prince nach einer Weile des Schweigens, um die Stille zu unterbrechen.
    »Nein, danke. Ich trinke später!« Ihr Lachen klang rauchig. »Weißt du denn nicht, daß Vampire nichts anderes zu sich nehmen als Blut?«
    »Nun hör schon endlich mit dem Blödsinn auf, Marenia!« sagte er unwillig. »Vielleicht ist das deine Masche und es bringt dich erst richtig hoch, wenn du diese Tour abziehst. Aber dazu brauchst du eine ganz andere Einrichtung. Dann müßtest du hier alles wie eine Gruft einrichten. Mit Särgen und solchen Gruseleffekten!«
    »Das habe ich nicht nötig!« gab Marenia zurück.
    »Aber es heißt doch, daß Vampire in ihrem Sarg schlafen, wenn es Tag ist!« spielte Prince das Spiel mit.
    »Ganz richtig. Aber nur, wenn man sie in einen Sarg hineingelegt hat!« Marenias Stimme klang nicht so, als würde sie scherzen. »Was wißt ihr Lebenden von dem Wesen der Dunkelheit? So gut wie gar nichts. Und wenn, dann tut ihr es als Humbug ab oder ihr orientiert euch an dem, was ihr in alten Gruselfilmen seht. Die Realität ist ganz anders!«
    »Alles Aberglaube!« knurrte Prince wegwerfend. »Über-Vampire gibt es die abenteuerlichen Gerüchte. Ich glaube nicht daran!«
    »Du wirst dran glauben müssen!« erklärte Marenia doppeldeutig.
    »Schreibst du etwa Grusel-Stories für die Zeitung?« fragte Prince. »Oder warum bist du so wild auf Werwölfe und Vampire?«
    »Vielleicht tue ich das!« lachte Marenia leise. »Wenn es dich beruhigt. Doch ich denke, wir haben genug geredet. Nun komm, denn die Nacht schreitet voran. Ich spüre, daß die Stunde der Geister heraneilt. In dieser Zeit ist meine Lust am größten!«
    Sie erhob sich und ging mit geschmeidigen, raubtierhaft wirkenden Schritten hinüber zur Tür. Michael Prince hielt den Atem an, als sie mit einer lässigen Handbewegung die Tür aufstieß.
    Was dahinter lag, war kein Schlafzimmer, sondern ein Traum.
    Aber ein Traum, der tief aus den Abgründen einer dunklen Seele kommen mußte. Es war erschreckende Schönheit, was sich Michael Prince darbot.
    Die Wände waren mit Bahnen aus dunklen Stoffen verhängt. Nur dort, wo das Fenster war, hingen kostbar gestickte Gardinen aus schwarzem Garn, durch die das Mondlicht drang und den Raum erhellte.
    Das Bett war groß und weit ausladend. Vorder- und Rückenteil war aus schwarzem Ebenholz gedrechselt und mit Blattgoldauflage wurden Konturen und Muster hervorgehoben. Seltsam gewundene Säulen strebten an den vier Pfosten nach oben und trugen einen herabwallenden Himmel aus nachtfarbenem schweren Samt, der in weiten Bahnen herabfloß. Auch die Säulen waren mit Blattgold so verziert, daß sie die Wirkung von lebendigen Schlangen hatten, die sich furchterregend emporbäumten.
    Das Bett war mit glänzendem Satinstoff in tödlichem Schwarz bezogen. Die Kerzen, die Marenia anzündete, standen auf hohen Gestellen, die in der gleichen Form wie die Säulen am Bett gedrechselt waren. Mildes, warmes Licht erhellte den Raum. Aber die düstere Atmosphäre, die sich drückend über das Gemüt von Michael Prince legte, verwehte sie nicht.
    Mit aller Selbstverständlichkeit rollte sich Marenia auf das Bett. Fordernd hielt sie Michael ihre Hand hin.
    »Warum kommst du denn nicht?« fragte sie mit vorwurfsvollem Unterton.
    »Ich staune!« preßte Prince hervor. »Dieses Schlafzimmer… das hat doch sicher ein Vermögen gekostet!?«
    »Geld bedeutet mir nichts!« wich Marenia aus.
    »Es ist alles so ungewöhnlich hier!« keuchte Michael Prince.
    »Stört es dich?«
    »Und du bist eine ungewöhnliche Frau!«
    »Dann passe ich hierher!« gab Marenia lässig zurück.
    »Ich liebe dich!« preßte Michael hervor.
    »Dann zeig es mir doch!« Marenia räkelte sich, und ihre Stimme klang wie die Schönheit der Versuchung selbst. »Nimm mich in deine Arme und gib mir die Kraft, die in mir ist!«
    Das ließ sich Michael Prince nicht zweimal sagen. Vergessen waren alle düsteren inneren Warnungen. Auch das unheimliche Gerede über Werwölfe oder Vampire. Hier war eine Frau, schön wie die herabsinkende Nacht. Und sie bot sich ihm auf eine Art an, die Michael Price noch niemals erlebt hatte. Viele Frauen hatten seinen Weg gekreuzt. Er nahm sie und vergaß sie. Doch Marenia war anders. Sie zog ihn ungeheuer an und er spürte dennoch eine instinktive Angst vor ihr. Doch jetzt wischte Prince alle Bedenken beiseite.
    Diese Frau dort auf dem Bett wollte Liebe. Und sie sollte alles

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